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Der Brennende Salamander

Der Brennende Salamander

Titel: Der Brennende Salamander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingeborg Bayer
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nicht für Euch bestimmt, sagte Messer Noldani und schaute mich verärgert an. Ihr tätet gut daran, es ganz rasch wieder zu vergessen.
    Wovon redet Ihr? fragte ich gereizt, obwohl mir klar war, daß bei dem Gespräch nur die Medici gemeint gewesen sein konnten.
    Stellt Euch nicht dümmer, als Ihr seid, sagte er und kniff die Augen zusammen, Ihr wißt genau, wovon die Rede war.
    Falls Ihr von den Medici gesprochen habt, sagte ich, so dürft Ihr ganz sicher sein, daß sie in jedem Fall wiederkommen werden. Ganz gleich, ob es Euch paßt oder nicht.
    Natürlich werden sie wiederkommen, bestätigte er, nun etwas versöhnlich, und dann werden wir alle jubelnd durch die Stadt marschieren, Lorenzos Gedichte, die schon niemand mehr kennt, zu Hymnen machen und sie singen. So stellt Ihr es Euch doch vor, oder?
    Wenn ich ehrlich sein sollte, so stellte ich mir gar nichts vor. Das, was in meinem Kopf herumschwirrte, war mehr als vage und stammte aus den Gesprächen, die wir abends in unseren Kammern führten. Allerdings war ich im Gegensatz zu Rocco in die Idee verbissen, daß alles wieder so sein würde wie damals, wobei ich dieses Damals keinesfalls bewußt erlebt hatte, da ich weitgehend noch ein Kind gewesen war. Ich verteidigte etwas, was ich nicht kannte, und daß Florenz wieder zu einem Füllhorn werden würde, das seine Gaben der ganzen Welt darbot wie zu Lorenzo il Magnificos Zeiten, war mehr als unwahrscheinlich. Im Grunde genommen wäre ich schon zufrieden gewesen, wenn Florenz nicht weiter zur Provinzstadt verkam, was manche behaupteten, da die Aufträge in diesen Jahren gravierend zurückgegangen waren und manche Maler auf der Wanderschaft unsere Stadt wegen der ständigen Unruhen am liebsten rasch umgingen und nichts mit ihr zu tun haben wollten.
    Man kann die Uhr nicht zurückdrehen, sagte Noldani so, als nehme er mich auf einmal ernst. Selbst wenn es – was ich nicht glaube – diese Platonische Akademie wieder geben sollte, nach der Ihr Euch vermutlich sehnt, wäre es eine andere Akademie als seinerzeit. Ein anderer Kopf würde sie leiten, und kein Kopf gleicht dem anderen. Und ob Plato immer noch so zugkräftig wäre wie damals, wage ich zu bezweifeln.
    Sie werden trotzdem wiederkehren, ob mit Akademie oder ohne, sagte ich störrisch und überlegte mir, ob ich ihm erzählen solle, was Leonello uns Neues berichtet hatte. Aber dann ließ ich es sein. Messer Noldani stand ganz gewiß nicht in unserem Lager, und ein Anhänger der Medici zu sein und sich offen dazu zu bekennen, konnte noch immer gefährlich sein.
    Wir werden sehen, sagte ich abweisend, irgendwann sprechen wir uns wieder.
    Er lachte. Ganz gewiß, junger Freund, meinte er dann gutgelaunt und schlug mir derb auf die Schulter. Ihr dürft sicher sein, daß es dann, wenn sie wieder diese Stadt regieren, tausend Freudenfeuer geben und der rote Wein in Strömen aus den Brunnen fließen wird. Palle ! Palle !
    Ich ging die Straße entlang, mein Päckchen mit dem Fehfell unter dem Arm, und hatte dieses Palle ! Palle !, den Kampfruf der Adeligen, mit einem seltsam unguten Gefühl im Ohr, obwohl ich Messer Noldani nicht für einen Spion hielt.
    Und viele Monate später, als all das Schreckliche geschah, schien es mir im nachhinein nahezu eine Prophetie gewesen zu sein. Aber an jenem Tag zählte für mich nichts außer dem Ruhm und der Größe der Medici, und ich übersah großzügig, daß dieser Ruhm und diese Größe bereits in der Vergangenheit Blessuren erlitten hatten: Im Jahr 1494 war die Medici-Bank zusammengebrochen, und Florenz stand nicht länger im Zentrum des europäischen Finanzwesens. Auch die Verfassung war so kompliziert, daß sie kaum jemand verstand, außer den Medici selbst, die die Ämter mit einer Geschwindigkeit rotieren ließen, daß sie kaum mehr überschaubar waren. Doch dies war selbstverständlich Taktik, gehörte mit zum Machtanspruch dieser Familie, den sie mit aller Klugheit zu verteidigen wußte und den das Volk ihr auch gönnte; es gefiel sich in dem Bild, daß diese Familie unsterblich sein wollte, und es war der Meinung, es komme ihr zu angesichts der Berühmtheit und Einmaligkeit dieses Namens. Und daß ständig irgendwelche Bürger die Stadt verlassen mußten und in die Verbannung geschickt wurden, fanden alle rechtens.
    Selbstverständlich gab es auch noch andere große Namen in Florenz: die Strozzi, die Pazzi, die Capponi, die Rucellai, die Pitti, die Tornabuoni, die Sforzi. Und jeder, der einen dieser berühmten Namen

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