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Der Brennende Salamander

Der Brennende Salamander

Titel: Der Brennende Salamander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingeborg Bayer
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einer unterdrückten Stimme, die mir bekannt vorkam. Man kann ihnen inzwischen an jeder Hausecke begegnen. Und man muß wachsam sein, um zum rechten Zeitpunkt das Wams wechseln zu können, fuhr die gleiche Stimme dann fort. Und die Ämter würden vermutlich sofort vergeben, vielleicht sogar im geheimen schon jetzt. Da müsse man gerüstet sein und vor allem wissen, welche Ämter man gerne hätte, sagte eine andere Stimme.
    Der Händler verschwand für einen Augenblick, kam rasch in seine bottega zurück und zog dann die Tür näher zu sich heran. Ich wollte mit ihm über den Preis und die Goldflorin verhandeln, hatte aber den Eindruck, daß der Mann eher an dem Gespräch hinter seinem Rücken interessiert war als an dem Zustandekommen unseres Geschäftes.
    Nehmt Ihr auch normale fiorini piccoli ? fragte ich freundlich. Der Mann zuckte zusammen und sagte gehetzt: Ja, ja, auch normale.
    Also nicht nur Goldflorin?
    Wie bitte? fragte er zerstreut.
    Ihr laßt Euch soeben das beste Geschäft dieses Tages entgehen, sagte plötzlich die mir bekannt vorkommende Stimme hinter ihm, und aus der Tür trat Messer Noldani. Als er mich entdeckte, stutzte er, blieb dann vor mir stehen und nahm mir das Fehfell aus der Hand. Ihr habt einen guten Geschmack, sagte er gedehnt, so etwas suche ich schon lange. Seid Ihr bereits fest entschlossen?
    Ich spürte, wie mir die Röte den Hals hinaufstieg. Vermutlich war ihm von der ersten Sekunde an klar, daß dies nur ein Geschenk für seine Braut sein konnte.
    Ja, das bin ich, sagte ich kurz und nahm ihm das Fell abrupt aus der Hand, wobei mir ziemlich egal war, daß er diesen Besatz eines Tages an Brigidas Kleid entdecken würde. Ich hatte nicht umsonst gespart, um diese Kostbarkeit kaufen zu können, und dieser Mann sollte sie mir jetzt auf keinen Fall abjagen.
    Hier gibt es auch billige Ziegenleder, sagte er dann freundlich. Wollt Ihr sie Euch nicht anschauen?
    Ich nahm die Geldstücke aus meinem Beutel, drückte sie dem Händler in die Hand und wandte mich zum Gehen.
    Messer Noldani hielt mich zurück. Wie weit sind die Malarbeiten gediehen in der Villa? fragte er.
    Wir sind noch nicht fertig, sagte ich mit einer Spur von Genugtuung in der Stimme. Wir mußten erst noch einen anderen Auftrag zu Ende bringen, der in der Villa war dazwischengeschoben.
    Was heißt ›anderen Auftrag‹? fragte er aufsässig. Seid Ihr nicht verpflichtet, Euch nach den Wünschen von Mona Orelli zu richten?
    Es gibt auch noch einen Messer Orelli, sagte ich sanft, und der hat uns befohlen, zunächst eine Familienkapelle in Fiesole auszumalen, die einem Freund von ihm gehört.
    Uns war nie klar, ob diese Art von Verzögerungen ein Mittel war, mit dem Messer Orelli auf seine Art und Weise die Hochzeit hinausschieben wollte. Es wäre dies eine der wenigen Waffen gewesen, die ihm seiner Frau gegenüber zur Verfügung standen, falls er nicht ohnehin das Gefühl hatte, daß es von Anfang an besser war, auf jeden Widerstand zu verzichten.
    Ja, ja, ich weiß schon, wer da alles unter einer Decke steckt, sagte Messer Noldani mit verkniffenem Gesicht. Nur um die Hochzeit hinauszuschieben, wärt ihr zu allem bereit. Aber es wird euch nichts nutzen. Wenn das Haus nicht rechtzeitig fertig wird, werden wir eben woanders wohnen.
    Ich schaute ihn verblüfft an. Ihr habt ein anderes Haus zur Verfügung?
    Kein ganzes Haus, sagte er knapp. Aber einen Teil davon. Das muß dann eben reichen für eure Prinzessin. Er nickte dem Händler zu und verließ den Laden.
    Das wird Messer Orellis Tochter gewiß nicht gefallen, sagte ein Mann neben mir, der unser Gespräch ganz offensichtlich mitgehört hatte. Zwei winzige Räume über einer Backstube, in der den ganzen Tag über biscotti hergestellt werden. Und nach hinten den Blick auf Hühner und Schweine im Hof.
    Und wo soll dies sein?
    In Prato. In einem Haus, das dem Bruder gehört und seiner zanksüchtigen Frau. Ich habe mal über einer Essigfabrik gewohnt, und seitdem kann ich keine Gurken mehr riechen.
    Ich mußte mich noch eine Weile mit dem Mann über den Unterschied von Essigdünsten und Gebäckgerüchen und welche wohl lästiger seien unterhalten, ehe ich weiter zu den Farbhändlern gehen konnte.
    Ich war noch kaum zehn Schritte gegangen, als mir jemand von hinten auf die Schulter tippte. Ich wandte mich erschrocken um und ärgerte mich sofort darüber, da ich grundsätzlich immer erschrecke, wenn mich jemand berührt.
    Das, was Ihr vermutlich vorhin durch die Tür gehört habt, war

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