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Der Brennende Salamander

Der Brennende Salamander

Titel: Der Brennende Salamander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingeborg Bayer
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immer gebrauchen. Das Boot braucht ein neues Ruder.
    Rocco hob die Schultern und ging in seine Ecke des Ateliers.
    In den folgenden Wochen hörten wir die verschiedensten Gerüchte über Lazzaro: Er sei wieder in Florenz ansässig und schon fast ein reicher Mann. Er kaufe Bilder auf und verkaufe sie an den französischen König. Er handle mit Diamanten. Er züchte Pferde, arabische Pferde für den Palio. Er wohne in einem prächtigen Haus und beschäftige zahlreiche Diener. Er sei an irgendwelchen Sachen beteiligt, die nicht ganz astrein seien, hieß es auch.
    Als Daniele eines Tages atemlos in das Atelier gerannt kam, um zu berichten, daß sich Lazzaro von einem bekannten römischen Maler habe malen lassen, legten wir alle unsere Pinsel zur Seite. Ein Porträt, sagte Daniele, noch immer atemlos, als sei er die gesamte Strecke aus der Stadt bis zu uns gerannt. Und er trägt jetzt einen Bart. Ihr würdet ihn nicht mehr erkennen.
    Hast du das Bild gesehen? wollte Rocco wissen.
    Natürlich, bestätigte Daniele. Es wurde soeben in sein Haus gebracht, und einer der Diener hätte es fast fallen lassen. Ich sprang hinzu und half ihm, und so konnte ich einen Blick darauf werfen.
    Weshalb soll er sich nicht malen lassen, sagte Vincenzo achselzuckend. Auch er würde sich malen lassen, wenn er nicht mehr an eine compagnia gebunden sei.
    Rocco schaute ihn prüfend an. So kurz hier, und schon genug von uns, spottete er.
    Vincenzo schüttele den Kopf. Nein, das nicht. Aber ich würde selbstverständlich lieber meine eigenen Entwürfe machen und anderen dann sagen, wie sie die Haube einer Frau anzulegen haben oder die Beinkleider eines Mannes, anstatt umgekehrt.
    Es kann ganz einfach nicht sein, daß man so rasch so reich wird, sagte Daniele kopfschüttelnd. Wir schuften uns ab, und er geht in Prunkgewändern einher wie ein Herzog. Ich frage mich wirklich, wie das zu erreichen ist.
    Vermutlich unter anderem auch mit Billigware, sagte Rocco abfällig. Er hat schon früher mit Billigware gehandelt und tut es jetzt sicher auch wieder. Madonnen aus Ton, dem Dutzend nach, zweimal gebrannt und lasiert, und schon jubelt man überall, von England bis Portugal. Solche Sachen hat zuerst Luca della Robbia gemacht, und jetzt macht sie sein Neffe Andrea mit seinen Söhnen.
    Du kannst die della Robbias aber nicht als Billigmacher abtun, protestierte Daniele. Sie haben wunderschöne Madonnen gemacht, Porträts und …
    Und Tischdekorationen, Girlanden, alles hundertfach.
    Aber sie arbeiteten immerhin auch für unseren Dom, warf ich ein. Sie haben Großplastiken gemacht.
    Ja, das haben sie. Mit weißem Zuckerguß wie Figuren für die Kinder an Ostern, spottete Rocco.
    Was willst du, sie sind billig, sagte Vincenzo lachend, unbeschreiblich billig, und Marmor ist sündhaft teuer. Ihren Ton haben sie vor der Haustür auf ihrem Landsitz, und von den Negativformen können sie so viele Abdrücke machen, wie sie wollen. Sie können sie mit anderen Motiven kombinieren, in Teile zerlegen, sie transportieren und an anderen Orten wieder aufbauen.
    Und außerdem hat Luca uns innocenti unsterblich gemacht, sagte ich.
    Wieso? fragte Daniele.
    Nun, durch die Putten am Ospedale. Wer würde sich denn noch in fünfhundert Jahren an uns erinnern, wenn er uns nicht als diese kleinen Mumien bemitleiden könnte?
    Es heißt übrigens, er verkauft auch Spiegel und Schachspiele, unterbrach mich Vincenzo.
    Della Robbia? wunderte sich Daniele.
    Nein, natürlich Lazzaro.
    In welcher Haltung hat er sich denn porträtieren lassen? wollte Rocco nach einer Weile wissen.
    Daniele setzte sich auf einen Stuhl, stützte den Kopf in die Hand und schaute mit blasierter Miene in die Ferne.
    Wir lachten.
    Ihr müßt euch dazu natürlich das schwarz-goldene Gewand vorstellen, und dann das Pferd und den Falken, sagte Daniele beleidigt. Er sitzt nicht einfach so herum.
    Vincenzo lachte. Nein, nein, das haben wir auch nicht angenommen. Hat er etwa bereits ein Wappen, das er neben sich abbilden läßt?
    Nein, weshalb sollte er? Er hat sich malen lassen, und das ist alles. Und im übrigen heißt es, daß er sich auch bald in eine Bank einkauft. Ich weiß nicht, ob es stimmt, es wird viel geredet.
    Dann kann er ja Brigida heiraten, sagte Rocco auflachend. Vielleicht findet sich endlich jemand, der auch etwas mit ihrem Kopf anzufangen weiß.
    Lazzaro, ausgerechnet Lazzaro heiratet eine virago, prustete Vincenzo los.
    Hör auf! sagte ich verärgert. Sie ist keine.
    Nein, nein, sie ist keine.

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