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Der Brennende Salamander

Der Brennende Salamander

Titel: Der Brennende Salamander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingeborg Bayer
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dem Stuhl nach hinten gleiten, ich saß auf einem Rasenstück oberhalb des Ponte alla Carraia in der Nähe der Walkmühle. Ich saß da in aller Ruhe und malte die Stadt.
    Wo hast du gewohnt, als du von hier weggingst? unterbrach ihn Leonello.
    Bei einem Freund, sagte Lazzaro kurz. Also, ich malte und war versunken in meine Arbeit. Und plötzlich stand einevornehme Dame hinter mir und schaute mir über die Schulter. Ihr habt mein Haus falsch abgebildet, sagte sie dann lächelnd, es hat auf dieser Seite acht Fenster und nicht nur sieben.
    Welches ist Euer Haus? fragte ich, ohne dabei aufzustehen.
    Das zweite hinter der ersten Ringmauer, das mit dem einseitig schrägen Dach.
    Das ist ja schon fast ein Schloß, gab ich zurück.
    Wohl kaum, sagte sie lächelnd. Es ist nur ein ganz normales Haus. Aber der Garten sieht aus wie der Garten eines Schlosses. Mit den paar Bäumen, spottete sie. Außerdem gehört er mir nur zur Hälfte, sagte sie dann und ließ sich neben mir nieder, um mein Bild genauer zu betrachten. Und es ist ein Baum zuviel. Ich lachte. Nun, ein Baum zuviel und ein Fenster zuwenig, das gleicht sich aus.
    Als sich Stimmen näherten, Hunde kläfften und das Wiehern von Pferden zu hören war, stand sie auf. Jemand rief: Ludiova, wo bist du?
    Ich sah sie zum erstenmal genauer an und stellte fest, daß sie Reitkleidung trug. Als die Stimmen näher kamen, sah ich, daß es eine Gruppe von jungen Leuten war; ein Mann trug einen Falken auf der Hand, ein anderer hatte Schwierigkeiten mit seinem Pferd. Er malt die Stadt, rief die Frau den anderen zu. Er malt Florenz. Er malt sogar mein Haus, wenn auch falsch.
    Dann sind wir ja schon an der richtigen Stelle! rief einer der jungen Männer. Wie schön, gleich am ersten Tag unserer Reise einen Maler zu treffen, der seine Stadt malt.
    Woher kamen sie? wollte Daniele wissen.
    Aus Rom, erklärte Lazzaro. Eine andere junge Frau kam herangeritten, warf die Zügel einem Reitknecht zu, der ein zweites Pferd führte, und schaute mir ebenfalls über die Schulter. Es ist ein gutes Bild, sagte sie dann, könnt Ihr auch eine Madonna malen?
    Jeder in Florenz kann Madonnen malen, sagte ich nachsichtig.
    Er könnte vielleicht den ersten Stock ausmalen, sagte einer der jungen Männer, und ein älterer fügte hinzu: Er könnte auch den zweiten Stock ausmalen. Und natürlich die Kapelle, schlug ein anderer vor. Und dann unterhielten sie sich zu fünft, so als gebe es mich nicht. Irgendwann wurde mir dann klar, daß sie sich soeben in Rom einen Palazzo hatten bauen lassen und daß es nun um die Ausschmückung dieses Hauses ging.
    Und dann bist du Hofmaler in Rom geworden? fragte ich.
    Lazzaro schüttelte den Kopf. Nein. Ich habe zwar die Kapelle dieses Palazzo ausgemalt, aber dann fragten sie, ob ich mir zutrauen würde, für dieses Haus auch ganz bestimmte Bilder zu suchen und zu kaufen. Der Vater der jungen Leute war Sammler, hatte aber keine Zeit dafür.
    Das heißt also, daß du von da ab nicht mehr gemalt hast, sondern nur noch Kunstwerke gekauft und verkauft. Und so bist du nun also – deinen Kleidern nach zu urteilen – ein reicher Kunsthändler geworden, sagte Rocco leise, und ich konnte mir vorstellen, welche Gedanken dabei durch seinen Kopf gingen. In unserer Gruppe war Rocco stets der Begabteste gewesen, nicht Lazzaro, und aus dieser Sicht hätte das Glück natürlich ihm zufallen müssen. Eine Idee, auf die Daniele gewiß nicht gekommen wäre. Er war inzwischen aufgestanden und betastete Lazzaros Mantel: Der ist ja ganz aus Seide, sagte er dann voller Bewunderung und ohne eine Spur von Neid.
    Der Abend wurde also kein Kartenabend, sondern ein Wiedersehen, nach dem wir alle spät in der Nacht betrunken zu Bett gingen, da Rocco einen Krug des besten Weins, den die compagnia besaß, aus dem Keller geholt hatte.
    Nachdem Lazzaro am meisten getrunken hatte und kaum noch gerade stehen konnte, packten wir ihn in einer der Gesindekammern in ein Bett.
    Am nächsten Morgen war er verschwunden, ehe wir anderen aufgestanden waren. Auf unserem Tisch lag ein Goldflorin, den Daniele mit Freude betrachtete, Rocco mit Zorn.
    Ein Almosen, sagte er dann verärgert, ein Almosen von einem feinen Herrn, der sich herabläßt, mit den Armen an einem Tisch zu sitzen und ihren Wein zu konsumieren. Und der noch nie etwas von Gastfreundschaft gehört hat und diesen Wein deshalb bezahlen möchte.
    Weshalb siehst du alles so schwarz? fragte Daniele. Es war doch nett mit ihm. Und einen Goldflorin kann man

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