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Der Brennende Salamander

Der Brennende Salamander

Titel: Der Brennende Salamander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingeborg Bayer
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wie üblich in der bottega und spielten Karten, weil es dort den größten Tisch im Haus gab.
    Sie werden ihn zerfleischen, sagte Daniele und teilte die Karten aus. Es hört sich genauso an wie damals, als die anderen Löwen Lorenzos Lieblingslöwen zerfleischten. Und ihr wißt, was es bedeutet.
    Wir schon, du nicht, spottete Vincenzo, weil du damals kaum auf der Welt gewesen bist. Und überhaupt brüllen Löwen immer, vermutlich ist Brunftzeit.
    Sie brüllen gar nicht immer, widersprach Daniele. So laut waren sie schon lang nicht mehr. Und damals ist Lorenzo gestorben.
    Neulich haben die Elefanten trompetet, und niemand ist gestorben, sagte ich. Und überhaupt, wer von der Obrigkeit sollte jetzt schon wieder sterben? Wir können froh sein, daß gerade wieder alles einigermaßen in Ordnung ist.
    Dafür sind in Prato genug Menschen umgekommen, sagte Daniele erregt und begann seine Litanei der Scheußlichkeiten, die niemand mehr hören wollte: Sie haben die Frauen und die Kinder …
    Hör auf! sagte ich und legte meine Hand auf seinen Arm. Es ist vorbei. Vergiß es! Und es wird niemand mehr sterben, für eine ganze Weile nicht, zumindest hoffe ich das.
    Rocco horchte auf, legte die Karten auf den Tisch und gab uns ein Zeichen, zu schweigen.
    Und dann hörten wir es alle: Von der Haustür her kam ein Geräusch. Da wir an diesem Abend allein zu Hause waren, stand Rocco auf, nahm eine Fackel und öffnete, noch bevor der Türklopfer gegen das Holz fallen konnte.
    Draußen war eine mondlose Nacht.
    So könnte man dich wunderbar abschießen, spottete eine Stimme, die uns allen vertraut schien. Stellst du dich immer so als Zielscheibe hin?
    Rocco kniff die Augen zusammen und schüttelte ungläubig den Kopf. Lazzaro, sagte er dann langsam ohne übergroße Begeisterung und trat zur Seite. Wo kommst du um diese Zeit her? Wir wissen schon kaum mehr, wie du aussiehst.
    Wir sprangen auf und eilten zur Tür. Es waren Wochen vergangen, seit wir unseren Malkumpan zum letztenmal gesehen hatten, und keiner von uns hätte ihn wiedererkannt, wenn wir ihn in der Stadt getroffen hätten: Seine Kleidung war die eines feinen Herrn, nicht die eines Malers. Er trug ein Wams aus einem purpurnen Tuch, dazu ein Untergewand aus englischem Stamford, das mit kostbaren Fehfellen gefüttert war. Um seine Schultern lag ein Mantel aus feinen Seidenstoffen, die Beine zierten knappanliegende Strümpfe, und seine Halbschuhe waren mit silbernen Fibeln verziert, obwohl von der Kommune Silber an der Männerkleidung verboten war. Dazu war das Gewand so eng geschnitten, daß man sich kaum vorstellen konnte, wie er es ohne fremde Hilfe auszog.
    Lazzaro weidete sich genußvoll an unserer Verblüffung. Er drehte sich spielerisch um die eigene Achse und streckte uns dann seine Hand entgegen, die verhalten nach irgendeinem Duftwasser roch und von drei auffälligen Ringen mit großen Steinen geziert wurde.
    Setz dich! sagte Rocco und schob ein paar Stoffreste von einem Stuhl. Du weißt ja, wie es bei Künstlern aussieht.
    Lazzaro lachte. So ganz genau weiß ich es nicht mehr, sagte er dann und hängte seinen Mantel an den Haken. Da ich kein Maler mehr bin, verkehre ich auch nicht mehr ausschließlich in Künstlerkreisen.
    Und wo verkehrst du dann? wollte Daniele wissen, während er einen zusätzlichen Becher aus dem Regal nahm und ihn mit Wein füllte.
    Bei den vornehmen Herrschaften, sagte Lazzaro mit einem süffisanten Lächeln und nahm einen kräftigen Schluck. Dort, wo man zu leben versteht.
    Man sagt, du verkaufst Bilder, sagte Rocco und bedeckte seine Karten, obwohl kaum daran zu denken war, daß wir an diesem Abend noch weiterspielten. Und man sagt auch, du gehst dabei nicht gerade zimperlich vor.
    Lazzaro lachte. Man sagt viel in dieser Stadt und in diesem Land. Du mußt nicht alles glauben.
    Also, nun sag schon! Woher diese Gewänder? Du kannst die Goldflorin dafür kaum auf der Straße gefunden haben, stellte Leonello fest. Sich nach der Mode der Franzosen, der Neapolitaner oder der Ungarn zu kleiden kostet eine Menge. Woher also das Geld?
    Auf der Straße fand ich es nicht, aber beinahe, sagte Lazzaro und goß sich nach. Beinahe. Aber natürlich nur beinahe.
    Spann uns nicht so auf die Folter! Erzähl, wie es dazu kam, drängte Daniele. Man wird nicht von einem Tag auf den anderen Kunsthändler, eine Tätigkeit, die gerade in den Anfängen steckt und hierzulande bis jetzt erst von wenigen ausgeübt wird.
    Also, sagte Lazzaro und ließ sich gemütlich auf

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