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Der Brenner und der liebe Gott

Der Brenner und der liebe Gott

Titel: Der Brenner und der liebe Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Haas
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haben diese alten Häuser einfach desolate Installationen. Wissen Sie, was das kostet, so ein altes Gebäude instand zu halten?«
    Ein paar von den Zockern haben aufgestöhnt, aber nicht aus Mitleid mit dem Knoll, sondern weil eines der Rennen ein unangenehmes Ergebnis gebracht hat.
    »Und wenn sie nicht fähig sind, auf ihr Kind aufzupassen, wird es auch noch mir in die Schuhe geschoben. Oder der Fahrer ist schuld.« Der Knoll hat der Kellnerin gedeutet, dass er noch eine zweite Tasse Tee möchte, weil die erste hat er sich fast siedend heiß hinuntergegossen. »Was machen Sie denn jetzt, ohne Job und ohne Wohnung?«
    Viel hat nicht gefehlt, und der Brenner wäre dem Knoll auf seinen fürsorglichen Ton hereingefallen. Weil der
Proleben-Chef
natürlich jahrelange Übung darin, einen geschwächten Menschen auf seine Seite zu ziehen. Aber der Brenner auf der Hut, und absolut richtige Antwort: »Um mich mache ich mir im Moment die wenigsten Sorgen.«
     
    »Ich suche nämlich schon längere Zeit einen Leibwächter.«
    »Aha.«
     
    »Sie können den gleichen Job, den Sie für den Kressdorf gemacht haben, für mich machen. Ab sofort.«
    Dem Brenner hat es kurz die Sprache verschlagen. Er hat es nicht glauben können, mit welcher Unverschämtheit der Knoll da schon wieder die nächste Provokation für die Frau Doktor eingefädelt hat.
    »Sie müssen nicht mit Funkgerät und Revolver herumrennen. Es genügt mir, wenn Sie für mich als Fahrer arbeiten.«
    Zum Glück hat in dem Moment das Handy vom Knoll geklingelt. Oder zum Unglück, ich weiß nicht recht, wie ich sagen soll. Man weiß ja im Leben letzten Endes nie, war es mehr ein Glück, oder war es mehr ein Unglück. Wird man es bereuen oder nicht. Da braucht man noch gar nicht vom Geborenwerden reden, schon bei den kleinsten Kleinigkeiten muss der Mensch ins Blinde hinein entscheiden. Da ist der liebe Gott schon ein kleiner Sadist, weil man weiß nie:
    So oder so, was ist letzten Endes besser für mich und alle Beteiligten. Bestes Beispiel jetzt der Brenner: Wäre alles noch viel schlimmer gekommen, wenn das Handy vom Knoll nicht geklingelt und der Brenner seine Antwort gegeben hätte, die ihm auf der Zunge gelegen ist, und was hätte der Knoll wieder für eine Antwort gegeben, das weiß man ja alles nicht, oder ist das Unglück dadurch, dass der Brenner sich durch den Anruf die Antwort erspart hat, summa summarum sogar mit weniger Toten ausgekommen.
     
    Jetzt kennst du bestimmt diesen interessanten Effekt, dass Telefonieren ansteckend ist. Ich gehe nicht so weit, dass ich sage, die gefährlichste Krankheit weltweit, aber auf jeden Fall bei den vorderen mit dabei. Braucht nur bei einem das Handy klingeln, sofort schauen alle anderen, ob sie vielleicht wenigstens eine Nachricht bekommen haben. Dem Brenner ist es jetzt genauso gegangen. Er hat so nervös mit seinem Handy gespielt, als müsste er einen Anruf herausquetschen, während er dem Knoll zugehört hat, wie er seine Anruferinnen beruhigt und ihnen erklärt hat, sie sollen sich nicht einschüchtern lassen von den Berichten über die Entführung, weil klare Sache: Die Klinik steckt selber hinter der Entführung, und darum Wochenmotto:
    Jetzt erst recht Rosenkranz.
     
    Nachdem er dem Knoll zehn Minuten beim Telefonieren zugehört hat, ist es ihm zu blöd geworden, und er hat auch wen angerufen. Ob du es glaubst oder nicht, den Bankdirektor Reinhard. Ohne das Jobangebot vom KnolI, das der Brenner nicht einmal ernst genommen hat, wäre er wahrscheinlich gar nicht auf die Idee gekommen. Sicher, der Reinhard ist immer freundlich zum Brenner gewesen, nie arrogant, oder wo man sagt, der schaut auf dich herab. In Kitzbühel einmal über die Jagd geplaudert und einmal sogar über die Natur. Bäume, Vögel, alles. Und du darfst eines nicht vergessen. Wenn der Chauffeur vom Reinhard gerade nicht da war, hat ihm manchmal der Kressdorf seinen Fahrer geborgt. Vielleicht ist das eine Art Freundschaftsbeweis unter den besseren Leuten, so wie die kleinen Leute untereinander ein Werkzeug verborgen, ein Salz, eine Milch, ein Ei, und die mittleren Leute vielleicht das Auto oder den Ehepartner, so sagt man unter den Besseren, weißt du was, nimm meinen Fahrer, ich brauch ihn gerade nicht, er soll dich schnell nach Klosterneuburg hinausreißen.
    Aber nicht dass du glaubst, den Brenner hat das gestört.
    Weil der Reinhard immer ein gutes Trinkgeld, frage nicht. Dass ihn die Jägerei nicht interessiert, hat er dem Bankdirektor natürlich

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