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Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Titel: Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund Fellinger
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und niemandem nützt. 3
    Was meine Arbeit betrifft, so habe ich mein neues Stück fertiggeschrieben im wahrsten Sinne des Wortes. Es hat einen herrlichen Titel und wartet darauf, wie alle anderen, völlig missverstanden zu werden. Ich habe mich mit der Dummheit der Beurteiler abgefunden. Ich glaube, mein Stück kann Anfang nächste Spielzeit gespielt werden.
    Gleichzeitig im kommenden Herbst will ich meinen »Roman« veröffentlichen.
    Inzwischen habe ich meine »Biografie« abgeschlossen mit einem fünften Teil, den ich im kommenden Feber herausbringe und der, wie das Ganze, »Ein Kind« heisst. Damit, und also mit neunzehn am Ende, ist die Kindheit festgenagelt. Auf dem Kreuz der Menschenschwäche.
    Ich denke, dass es von mir falsch eingeschätzt war, über Herrn Dr. Rach dreimal um zwanzigtausend Mark zu bitten und, da Sie selbst auf meine Bitte nie reagierten, den Dr. Rach in eine blöde Lage gebracht zu haben. Ich bin auf diesen Betrag absolut angewiesen. Einerseits lebe ich sehr sehr gern, andererseits finde ich, dass fünfzig Jahre reichlich genug sind. Alles über fünfzig ist ein dacapo auf Krücken.
    Herzlich Ihr
    Thomas Bernhard
    4 Th. B. verbringt den November in Opatja, Hotel Ambassador.
    5 Ave Vergil erscheint als Band 769 der Bibliothek Suhrkamp am 29. Oktober 1981.
    3    Thomas Bernhard. Werkgeschichte , herausgegeben von Jens Dittmar, erscheint als Band 2 der suhrkamp taschenbuch materialien.

[438; Anschrift: Ohlsdorf]
     
    Frankfurt am Main
    29. Dezember 1981
    Lieber Thomas Bernhard,
    mit den liebenswürdigsten Worten treffen Sie mich ins Herz und brechen Vereinbarungen, die wir von Mann zu Mann, kurz und gut beschlossen hatten: Es sollte kein Text mehr bei Residenz erscheinen und alle Teile als Ganzes bei uns. Und nun ist es wieder so, daß das, was manche als wichtigste Seite Ihrer Produktion bezeichnen, nicht hier im Hause veröffentlicht wird. Mich macht das traurig, das können Sie sich denken.
    Haben Sie einen Vertrag mit Residenz abgeschlossen, oder gibt es, was genauso schlimm wäre, keinen Vertrag, weil dann das übliche gilt? Könnten wir zum 1. April 1983 die fünfteilige Biographie in einem Band herausbringen? Ich würde ein 20-DM-Buch machen wollen und denke an eine Startauflage von mindestens 25000.
    Wann kann ich das Stück, wann den Roman lesen? Bitte geben Sie mir darüber Nachricht. Sobald das geschieht, steht Ihnen der Betrag von 20.000.— DM zur Verfügung.
    Herzlich
    Ihr betrübter
    Siegfried U.

1982
     

[439; Ohlsdorf]
     
    7. Jänner 82
    Lieber Doktor Unseld,
    ab sofort dürfen keine Neuauflagen oder Neuausgaben meiner in den Verlagen Suhrkamp und Insel erschienenen Bücher mehr gemacht werden. Dies betrifft ausnahmslos alle in diesen beiden Verlagen erschienenen Bücher – sie sollen auslaufen und dann endgültig vergriffen sein. Was die Theaterstücke betrifft, so wünsche ich, ab sofort mit keinem Theater und mit niemandem mehr einen Vertrag abzuschliessen ohne mein ausdrückliches Einverständnis.
    Ich bitte umgehend um eine lückenlose Aufstellung aller Theater oder Veranstalter, mit welchen bis heute Verträge gemacht worden sind über Aufführungen meiner Stücke, die noch in Gang sind oder geplant.
    Ich bitte ausdrücklich nur um schriftlichen, keinen telefonischen Kontakt.
    Herzlich Ihr
    Thomas Bernhard

[440; Anschrift: Ohlsdorf]
     
    Frankfurt am Main
    18. Januar 1982
    Lieber Thomas Bernhard,
    Ihr Brief vom 7. Januar ist heute hier eingegangen.
    Herr Dr. Rach wird Ihnen sogleich die gewünschten Aufstellungen geplanter bzw. vereinbarter Aufführungen zugehen lassen. Wir haben zur Kenntnis genommen, daß ein Vertrag nur mehr abzuschließen ist, wenn Sie ihm zugestimmt haben. Dies ist, wie mir Dr. Rach berichtet, freilich auch in der Vergangenheit so geschehen.
    Was Ihre anderen Anweisungen betrifft, so hätten diese so weitgehende Konsequenzen, daß man sie wohl nicht in vier Briefzeilen erledigen kann. Außerdem haben wir ja einen Vertrag geschlossen, der Ihr bisheriges Werk umfaßt und der rechtsgültig ist.
    Ich wiederhole meinen Vorschlag, daß wir uns an einem Ihnen angenehmen Ort sehen und sprechen.
    Mit herzlichen Grüßen
    Ihr
    Siegfried Unseld
    P. S.: Einen Scheck über DM 20.000.— füge ich diesem Schreiben bei.
    D. O.

[441; Telex]
     
    Palma de Mallorca
    [vor dem 28. Januar]
    kommen sie am 9. februar 1 verfluchter
    thomas bernhard
    1   Das Treffen zwischen Th. B. und S. U. kommt am 13. und 14. Februar in Palma de Mallorca

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