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Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Titel: Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund Fellinger
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Im Roman ist, Werke 7 , S. 156-162, von Anna Schreker und ihrem Lebensgefährten die Rede] im nachhinein geschrieben habe und daß hier vielleicht sein Zorn mit ihm durchgegangen sei. Er versteht meine Haltung, daß das Ganze unter dem Niveau seiner üblichen Fairness ist. Warten wir nun ab, was er machen wird.« Am 8. Juli sendet Th. B. die von ihm stark korrigierten Fahnen an den Verlag zurück.
    2   Auf S. 2 der Programmvorschau für das zweite Halbjahr 1984 ist Michel, sag ich angekündigt, begleitet von einem Foto der Autorin Ulla Berkéwicz. Die Sonderausgabe von Korrektur erscheint im September 1984, Beton (BS 857) am 29. Januar 1985, Spectaculum , Band 39, am 16. Oktober 1984.
Am 27. Juli berichtet Burgel Zeeh in einer Notiz über ein Telefonat mit Th. B.: »Dann sagte er mir, er habe das Bedürfnis, sehr bald den Herrn Unseld zu treffen, er wäre auch bereit, nach Frankfurt zu kommen. Denn ›Ritter, Dene, Voss‹ sei jetzt fertig, wahrscheinlich wird das Stück im Dezember / Januar in Bochum aufgeführt, er habe sich gedacht, ob man nicht den ›Theatermacher‹ lasse und dann lieber dieses Stück bringe oder beide oder wie. Jedenfalls möchte er das sehr gerne und sehr bald weghaben, aber er möchte es wohl Herrn Dr. Unseld selbst übergeben.« Zu der gewünschten Begegnung kommt es am 20./21. August in Frankfurt. In einer Notiz von S. U. heißt es dazu:
»Er war in guter Form, wünschte sich ein Abendessen. Wir blieben bis um 23 Uhr im Frankfurter Hof.
Er war sehr erfreut über ›Holzfällen‹, vom Umschlag war er ganz entzückt, und er erleichterte auch meine Sorge im Hinblick auf den ›Theatermacher‹: er hatte ja angerufen und wollte die Ausgabe verschieben, aber das war nicht mehr möglich. Jetzt war er durchaus auch froh.
Er übergab mir sein neues Stück ›Ritter, Dene, Voss‹. Ich brachte es noch am Abend Herrn Fellinger, der es las; ich las es am nächsten Morgen, und ich muß sagen: ich bin von diesem Stück, das in gewisser Weise eine Analogie zu Dürers ›Ritter, Tod und Teufel‹ ist, sehr angetan. Er wünscht eine baldige Herausgabe in der BS, möglichst erscheinend zur Premiere, die im Dezember 84 oder Januar 85 stattfindet.
Dann hat er zu Minettis 80. Geburtstag Ende Januar 1985 noch einmal ein Manuskript geschrieben: ›Einfach kompliziert. Drei Auftritte für Minetti‹. Das Manuskript bringt er mir nach Venedig. Wir werden zum Geburtstag von Minetti ein Exemplar fertig machen, das Buch selber aber dann im März ausliefern.
Er hat drei Projekte fertig bzw. in der Arbeit:
1.Prosa ›Quarry‹, 60 Seiten. Eine Erzählung.
2.›Goethe schtirbt. Fünf Erzählungen‹. ca. 60 Seiten.
3.Das große Projekt ›Auslöschung‹. Dies sei sein bisher umfangreichstes Buch, es umfasse mindestens 300 Seiten, aber er wisse nicht, ob er noch zum Text stehen könnte. Damals habe er es geschrieben mit einer Maschine, der ein Buchstabe fehle, und beim Schreiben habe er dann die ganze Maschine ruiniert.
Als er von seinem Guthaben von DM 88.000.— hörte, bat er um DM 40.000.—.
Wir diskutierten ja früher eine Lesung von Minetti aus ›Wittgensteins Neffe‹ in Wien. Er regt hier an, wir möchten die Tage des Gastspiels von ›Der Schein trügt‹ in Wien benützen und eine solche Lesung arrangieren: wahrscheinlich wird dieses Gastspiel vom 11.-14. November im Akademietheater stattfinden.«

[468; Anschrift: Wien]
     
    Frankfurt am Main
    7. September 1984
    Lieber Thomas Bernhard,
    anliegend schicke ich Ihnen einen Brief von actual concerns. Entscheiden Sie, bitte, unter den gegebenen Voraussetzungen. 1 Verständlicherweise hätte eine Lesung jetzt einen riesigen Zulauf.
    Und dann schicke ich Ihnen die Anfrage des ORF zu »Der Schein trügt«. Was meinen Sie dazu?
    Herzliche Grüße
    Ihr
    Siegfried Unseld
    2 Anlagen 2
    1   Mit den »gegebenen Voraussetzungen« bezieht sich S. U. auf die Beschlagnahme des in Österreich am 24. August ausgelieferten Romans Holzfällen bei der Auslieferung Mohr und in allen Buchhandlungen (siehe dazu die ausführliche Darstellung in Th. B.: Werke 7 , S. 203ff.). Auf die schriftliche Aufforderung der Rechtsanwaltskanzlei Morent (der ein »Gutachten« von Hans Haider beiliegt, in dem er sich als »Kulturredakteur der ›Presse‹, Redakteur des ›Literaricums‹, der Literaturbeilage der Tageszeitung ›Die Presse‹ – sowie Lehrbeauftragter für Literatursoziologie an der Universität Innsbruck« bezeichnet) vom 20. August an den Verlag (die am 22.

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