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Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Titel: Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund Fellinger
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Entschluss, künftig meine Bücher nicht mehr nach Österreich ausliefern zu lassen, geradezu elementar bestärkt.
Es ist richtig, dass ich Ihnen im Frankfurter Hof nachgegeben und einer Auslieferung der ›Alten Meister‹ nach Österreich zugestimmt habe. In der Zwischenzeit aber bin ich der Meinung, dass ich einer solchen Auslieferung nach Österreich allein aus Gründen der Selbstachtung nicht zustimmen kann. Und ich will auch einer Auslieferung aller anderen meiner im Suhrkampverlag erschienenen Bücher nach Österreich nicht zustimmen. Liefert der Suhrkampverlag dennoch aus, so ist er zwar im juristischen Recht, handelt aber gegen meinen ausdrücklichen Willen.
Da Sie nicht begreifen, machen Sie, was Sie wollen.
Ihr
Thomas Bernhard«
S. U. besucht am 17. August 1985 die Theatermacher -Uraufführung bei den Salzburger Festspielen und fährt am Tag darauf zu Th. B. nach Ohlsdorf. In seinem Reisebericht Zürich—Salzburg, 14.-19. August heißt es:
» Salzburg . Die Stadt erstickt im Rummel der Festspiele und der Touristen. […]
Im Landestheater dann die Uraufführung von Bernhards ›Theatermacher‹. Minetti, der ja ursprünglich schon im vergangenen Jahr den ›Theatermacher‹ spielen sollte, weswegen die Uraufführung verschoben wurde, stand wieder nicht auf der Bühne, sondern saß im Saal unter den Zuschauern. Traugott Buhre war vielleicht kein voller Ersatz, aber trotzdem brachte er das Spiel glänzend über die Runden von drei langen Stunden. Er fand sich allmählich in diese Rolle hinein, und das Stück hatte seinen Glanzpunkt, als er mit seinem Sohn Ferruccio, den Martin Schwab glänzend darstellte, den Satz mehrfach szenisch und sprachlich erprobte ›Das Gewesene ist es, das Fortwährende, Gewesene‹. Karl-Ernst Herrmanns Bühnenbild war vollkommen angemessen, es zeigte die Öde dieses Tanzsaales im Schwarzen Hirsch zu Utzbach, so daß ›Utzbach wie Butzbach‹ optisch deutlich wurde. Claus Peymann entwickelte wieder einen neuen Inszenierungsstil, platt-realistisch, und am Schluß floß Wasser in Strömen auf die Bühne. […]
Besuch bei Thomas Bernhard in Ohlsdorf. Er empfing mich mit einer halbstündigen Kanonade von Vorwürfen: mein Brief in Sachen Auslieferungsstopps. Wie gut, daß ich nicht sehen würde, welche Bemerkungen er an den Rand geschrieben habe. Zweimal habe er schon eine Antwort formuliert, die den Bruch der Beziehungen zum Inhalt hätte. Einen solchen Verleger wünsche er sich nicht. Der ganze Brief sei zu pathetisch, nur zwei Worte stimmten, der Verleger solle ›vervielfältigen und verbreiten‹. Das mache er auch. Aber er sei ein Krämer wie andere Krämer auch. Verfaulte Ware würde er als neu ausgeben, Lehrlinge würden angestellt, um Schimmel von den Körnern zu nehmen und dann die Ware als frisch zu verkaufen. Was bleibt denn von der ganzen Geschichte des Suhrkamp Verlages? Wo seien die Geistesheroen der fünfziger und sechziger Jahre geblieben? Er hätte sich ausgerechnet, daß wir ungefähr 300 Titel im Jahr brächten. Das sei doch furchtbar, das sei schon keine Gemischtwarenhandlung, sondern eine Mischfabrik. Kein Autor bliebe bestehen […].
Das ungefähr eine halbe Stunde. Dann hatte ich Gelegenheit, ihm das Honorar zu übergeben, ungezählt steckte er es in eine für jedermann sichtbare Schublade, ließ es dort auch liegen, als wir zum Mittagessen gingen.
Er war erleichtert über den guten Ausgang der Uraufführung, rügte aber Peymanns Ungenauigkeit und war erstaunt, wie gering die Standfestigkeit von Buhre war, der bei aller Professionalität dilettantische Fehler mache. […]
Angemeldet kam Minetti mit Tochter. Er war beglückt über ›Einfach kompliziert‹, das, wie er jedem, den er traf, erzählte, ihm gewidmet sei. […] Dann mit Bernhard beim Mittagessen im Parkhotel am Ufer des Traunsees. Er war liebenswürdig und signierte die mitgebrachten 162 Bogen.
Seine Dinge liefen gut. Zu den nächsten Festspielen würde Peymann ›Ritter, Dene, Voss‹ inszenieren und dies dann mit nach Wien nehmen, und er arbeite jetzt an dem großen Schicksalsstück, das dann Peymann an der Burg uraufführen sollte. So wandeln sich die Zeiten und Bernhard mit ihnen. Leben, solange wir leben.
›Einfach kompliziert‹. Er hat schon verstanden, daß ich die Substanz des Stückes anzweifelte. Aber trotzdem wollte er kein ›Minetti-Buch‹ haben [ Minetti. Ein Porträt des Künstlers als alter Mann. Mit sechzehn Fotos von Digne Meller Marcovicz erscheint 1977 in einmaliger

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