Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld
ich bedaure, daß der »Italiener« bereits an dtv vergeben worden ist. Sie erhalten hier ja nur einen Anteil am Lizenzhonorar, während wir unsere Taschenbuchhonorare ungeteilt an die Autoren überweisen. Doch wenn hier schon ein Vertrag geschlossen ist, können Sie nichts mehr machen. Nur in Zukunft würde ich dritten Verlagen keine Taschenbuchrechte mehr übergeben.
»Frost« setzen wir nach der alten Insel-Ausgabe. Ich habe einen Korrektor noch einmal beauftragt, den Text durchzusehen.
Dr. Rach wird mit Ihnen auch über die Salzburger Zahlungen sprechen. Wir müssen vor weiteren Überweisungen jetzt doch erst einmal Geld aus Salzburg bekommen, doch das will Dr. Rach ernsthaft anfordern.
In Frankfurt ist keineswegs »Hopfen und Malz« verloren – ganz im Gegenteil, beide gedeihen eher gut.
Schreiben Sie mir auch ein Wort über die »Papierfabrik«? Ich nehme an, das Manuskript liegt längst fertig in Ihrer Schublade und Sie warten nur auf den Zeitpunkt, an dem ich Ihnen das Manuskript (nachdem Sie durch Genuß ungarischen Weines schwach geworden sind) entreiße. Wenn dem so ist, so komme ich schon heute abend! 3
Herzliche Grüße
Ihr
Siegfried Unseld
P. S.: Ihre »herzlichen Grüße an Paul Nizon« leite ich gern weiter.
1 S. U. hält sich eine »Ferienwoche« lang (zwischen dem 7. und 11. Februar) in St. Moritz auf.
2 Siehe Anm. 1 zu Brief 179.
3 Papierfabrik ist der Titel eines geplanten, aber nicht realisierten Romans, der erstmals in einem Reisebericht von S. U. vom Juni 1970 erwähnt wird (siehe Brief 131 sowie den Kommentar zu Th. B.: Werke 4 , S. 322).
[184]
Ohlsdorf
24. 2. 72
Lieber Siegfried Unseld (Doktor),
inzwischen haben Sie Herrn Rachs Bericht, ich hoffe er ist vollständig und von Rach, mit dem ich mich ausgezeichnet verstanden habe, so vorgebracht worden, wie ich es mir wünsche.
Zur Ergänzung als Bekräftigung: bitte versuchen Sie unter allen Umständen eine Aufführung meines »Boris« am Wiener Burgtheater zu unterbinden, ich befürchte das Schlimmste und in das Schlimmste will ich mich nicht einlassen. Ziehen Sie alle Zusagen, wenn sie nicht schriftlich gemacht worden sind, zurück, auch wenn sie schriftlich gemacht worden sind, so weit als möglich.
Ich lege keinerlei Wert [darauf], auf diesem Theater unter den derzeitigen Umständen gespielt zu werden. Die Zeit, meine Schauspiele im Wiener Burgtheater (und überhaupt in Wien) zu spielen, ist noch nicht da. Wer weiss, ob sie überhaupt kommt. Nur der Gedanke, ich werde in Wien überhaupt nicht gespielt, beruhigt mich.
Morgen fange ich, nach Unfall und Grippe, wieder zu arbeiten an. 1
Sie sehen, ich bin wieder in meinem Element.
Wenn Sie nur ein einzigesmal konkret auf einen meiner brieflichen Punkte antworten würden!
Ihre Briefe sind charmant und zum verzweifeln.
Herzlich Ihr
Thomas B.
1 Am 7. Januar 1972 hat Th. B. bei Waldarbeiten in der Nähe seines im März 1971 erworbenen Hauses auf dem Grasberg (»Krucka«, Gemeinde Altmünster) einen Unfall, bei dem er sich mit einer Kettensäge eine Wunde oberhalb des linken Knies zufügt. Siehe Karl Ignaz Hennetmair: Ein Jahr mit Thomas Bernhard , S. 28ff.
[185; Anschrift: Ohlsdorf]
Frankfurt am Main
24. Februar 1972
Lieber Thomas Bernhard,
ich mag Sie halt sehr! – Dieser Satz wird für die Verlagskopien gestrichen, er geht außer uns schließlich niemand etwas an.
Dr. Rach hat mir berichtet. Ich bin sehr glücklich, daß Sie wieder Dialoge für ein Stück schreiben können, und Sie sehen mich in großer Neugier und Spannung, und ich meine auch, daß der Titel »Alles Glück dieser Welt« im Hinblick auf den Verfasser Thomas Bernhard besonders glücklich ist.
Über den Erscheinungstermin des Romans möchte ich doch noch mit Ihnen sprechen dürfen. Mir schiene es nach allen Erfahrungen richtiger, wenn man ein wichtiges Buch im Frühjahr schon zu präsentieren beginnt.
Ich lasse jetzt einmal eine Bilanz der Erlöse und Zahlungen aufstellen. Wie diese auch ausfällt; ich erfülle Ihren Wunsch und erhöhe die monatlichen Zahlungen vom 1. April an, wie Sie dies wünschen, auf DM 1.000.—.
Zu den laufenden Dingen wird Ihnen sicherlich Dr. Rach noch schreiben. 1 Ich stelle mich dann vorläufig auf die Wandertage mit Ihnen im Salzburgischen ein.
Herzliche Grüße
Ihr
Unseld
1 Siehe Anm. 2 zu Brief 182.
[186; Anschrift: Ohlsdorf]
Frankfurt am Main
29. Februar 1972
Lieber Thomas Bernhard,
es hat sich ergeben,
Weitere Kostenlose Bücher