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Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Titel: Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund Fellinger
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einem Kindergarten, dagegen habe ich nichts, aber zuerst gehört nichts verpatzt. Im Übrigen war der ›Boris‹ in Zürich doch ein sehr grosser Erfolg und diesen Samstag, morgen, lese ich, wird es noch einmal gespielt [siehe Brief 178]. [. . .] Zum Schluss: sollten wir nicht einmal zusammenkommen in Kürze und einen genauen Schlachtplan in letzter Minute [[zu]] entwerfen, der dann durchzuführen ist???? Damit wir nicht Fehler machen, Unterlassungen begehen, die dann ein Jahr aus Ärger bringen, sonst nichts??? Deutschland als Kegelbahn, die Theater die Kegel – wir haben die Kugel in der Hand. Was mit der Kugel tun?« Zu einem solchen Treffen kommt es am 19. und 20. Februar in Ohlsdorf und Gmunden. Einem Brief Rudolf Rachs an Th. B. vom 3. März 1972 ist zu entnehmen, daß gemeinsam ein »10-Punkte-Katalog« erarbeitet wurde. Zu diesem Katalog gehört der Versuch, die bereits vertraglich fixierte Aufführung von Ein Fest für Boris mit Judith Holzmeister am Wiener Burgtheater abzusagen. Siehe auch Karl Ignaz Hennetmair: Ein Jahr mit Thomas Bernhard , S. 133ff. Das Akademietheater (das zweite Haus des Burgtheaters) bringt die österreichische Erstaufführung von Ein Fest für Boris am 2. Februar 1973: Regie Erwin Axer, Judith Holzmeister spielt Die Gute.
    3   Am 4. Dezember 1971 bittet Th. B. brieflich Helene Ritzerfeld, einen Vertrag mit dem ORF für die Verfilmung von Frost auszustellen. Regisseur soll Ferry Radax sein, die Dreharbeiten sollen im Winter 1971/1972 stattfinden.
    4   Die Überreichung des mit 30 000 ÖS dotierten Grillparzer-Preises an Th. B. für Ein Fest für Boris findet am 21. Januar 1972 im Rahmen der Grillparzer-Gedenkfeier der Wiener Akademie der Wissenschaften zu dessen 100. Todestag statt. Die Übergabe des Preises nimmt der Vizepräsident der Akademie, Herbert Hunger, vor. In der Laudatio heißt es: »Das Preisgericht hat [. . .] Ihnen diesen nur alle drei Jahre zu vergebenden Preis für Ihr Schauspiel ›Ein Fest für Boris‹ zugesprochen [. . .]. [. . .] Das Preisgericht begründete seinen Entschluß damit, daß Ihr Schauspiel ›Ein Fest für Boris‹ für unsere Zeit von exemplarischer Bedeutung sei. Ihr Drama, das von manchen Kritikern mit Büchner, mit Beckett oder Ionesco verglichen wurde, sei sprachlich von einer drängenden, in dauernd sich steigernden oder ironisierenden Wiederholungen pulsierenden Gewalt.« (Archiv der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, No. 3079/1972) Th. B. schildert seine Version der Preisverleihung in Meine Preise , S. 7- 19, sowie in Wittgensteins Neffe (siehe Th. B.: Werke 13 , S. 270-276).
    5   Siehe Anm. 1 zu Brief 115.

[183; Anschrift: Ohlsdorf]
     
    Frankfurt am Main
    15. Februar 1972
    Lieber Thomas Bernhard,
    ich war acht Tage verreist – erhielt deshalb erst heute Ihren Brief vom 3. Februar, der nun gleichzeitig mit Ihrem zweiten Brief vom 11. Februar hier eintraf. 1 Schönen Dank für Ihre Schreiben.
    Zuvörderst eine Antwort auf Ihren Vorwurf, ich hätte Ihren Brief vom 2. 12. nicht beantwortet. Ich darf darauf hinweisen, daß Frau Zeeh am 8. Dezember diesen Brief bestätigt hat. Sie schrieb Ihnen darin, daß ich verreist sei, und sie bestätigte auch die Erfüllung Ihres Überweisungswunsches. Dieser Brief war also von der Sache doch beantwortet. 2
    Nun aber zu Ihren neuen Schreiben. Dr. Rach kam zu mir und zeigte mir Ihren an ihn gerichteten Brief. Wir beide beratschlagten, wer wohl in erster Linie mit Ihnen sprechen sollte, und ich meine, von der Sache her ist es richtiger, wenn Dr. Rach zu Ihnen kommt. Er kann dies sehr bald tun. Was meine Person betrifft, so wissen Sie, daß ich für dringende Fälle immer zur Verfügung stehe, andererseits darf ich Sie auf unsere Vereinbarung hinweisen: in meinem Kalender steht unter dem Datum des 29. Juli »Salzburg« und anschließend »Wandertag e mit Thomas Bernhard«. Meinen Sie nicht, daß wir alle über-, ober- und unterirdischen Probleme dann wandernd besprechen können? Ich bin überzeugt, daß Sie danach den Verlag nicht mehr als eine anonyme gegnerische Kraft sehen, sondern als eine Potenz, die für Sie und für Ihre Arbeiten eintritt, und zwar so intensiv, wie dies kein anderer Verlag vermöchte. Und bitte denken Sie daran, daß »Der Ignorant und der Wahnsinnige« in der Bibliothek Suhrkamp erscheint. Sie gaben das Äußerste, und ich gab das Meine.
    Dr. Rach wird von sich aus die dringlichsten Fragen klären können. Von mir aus noch soviel:

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