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Der Briefwechsel

Der Briefwechsel

Titel: Der Briefwechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Peter-Unseld Handke
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Dann verabschiedete er mich, mich bedauernd, daß ich in die Pension ›Haus Gastein‹ müsse, er aber lehnte ein Taxi ab und ging zu Fuß in seinen Mönchsberg, der ein wahrer Arbeitsberg für ihn ist. Ein Schriftsteller ist ein Mann, der sich das Schreiben schwer macht. Auch seinen Umgang mit dem Verleger.«
2
S. U. hielt sich zwischen dem 9. April und 5. Mai 1980 in Mexiko (Besuch bei Octavio Paz) und den USA auf (u. a. zur Gründung der Niederlassung Suhrkamp/Insel Publishers Boston Inc.).
3
P. H., Österreichisches Gedicht 1979/80 , erschien zuerst in: Die Presse , 19. April 1980; wiederabgedruckt in: P. H., Das Ende des Flanierens , S. 160f.
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P. H., Karin Struck: »Die Mutter« ; wiederabgedruckt in: P. H., Das Ende des Flanierens , S. 49-55; P. H., Gegen den tiefen Schlaf. Nicolas Borns Roman »Die erdabgewandte Seite der Geschichte« ; wiederabgedruckt in: P. H., Das Ende des Flanierens , S. 107-119; P. H., Zu Herbert Achternbusch ; wiederabgedruckt in: P. H., Das Ende des Flanierens , S. 101-105.
    402 [307; handschriftlich]
    [Salzburg]
    20. April 1980 1
    Lieber Siegfried,
    ich habe versäumt, Dir das Gedicht nach Kalifornien zu schicken (Kopf woanders). Dafür schicke ich jetzt das Manuskript der »Sainte-Victoire« nach Frankfurt, damit ich es schon einmal los habe. Ich wollte es eigentlich in einer Woche noch einmal durchschreiben, in einer Bewegung, für ein paar Tage. Aber das kann ich auch zwischen 10. u. 15. Mai machen. Die Geschichte hat jetzt nicht mehr die Bezeichnung »Erzählung« – und wahrscheinlich (sicher) sollte sie doch allein stehen. – Gute Rückkehr
    Dein
    Peter H.
     
    Ich freue mich auf Deinen Besuch hier.
    1
Der Brief trägt den handschriftlichen Vermerk von Burgel Zeeh: »Original-Ms. bei E[lisabeth]. B[orchers].«.
    [308; handschriftlich]
    [Salzburg]
    12. Mai 1980
    Lieber Siegfried,
    es war schön, daß Du gekommen bist. Und wieder einmal gibt es was, an das man sich halten können müßte. 1
    Mit Deinen Korrekturvorschlägen bin ich im großen und ganzen einverstanden. Also: »Nach Europa zurückgekehrt, brauchte ich …« Usw. Wann soll ich das definitiv machen?
    »Das Ende des Flanierens« wäre der richtige Titel für den
403 Aufsatz-Gedicht-Band. 2 Im Februar 1979, als ich in Frankfurt war, habe ich Dir einen kleinen Prosatext auf Hotelpapier gegeben. Wenn es den noch gibt (er ist handgeschrieben, »Hotel Bristol, Wien«), hätte ich gern eine Kopie davon hier. 3
    Du wolltest auch das Blatt zu Ludwig Hohl. Ich schicke es Dir, und auch das Ergebnis. Es haben sich noch einige Kreise um die ursprünglichen paar Sätze ergeben.
    Alles Gute für St. Louis. Hoffentlich wird es Dir dort so weit und breit ums Herz wie der Mississippi. 4 Hier scheint endlich die Sonne, und die Ameisen krabbeln.
    Herzlich,
    Dein Peter
    1
Im Reisebericht Salzburg–München, 9.-10. Mai 1980 , hielt S. U. fest: »Gegenüber dem Besuch vor vier Wochen ein heiterer und gelassener Autor, er war ja auch fertig und seiner Sache sicher. Wir sprachen zwei Stunden über meine Korrekturvorschläge. Erstaunlich seine Reaktion: immer, wenn meine Kritik traf, holte er sein Notizbuch und fand heraus, daß die Stelle, die ich bemängelte, früher auch anders formuliert war. Handke schreibt ja aus der Intuition heraus, und er vertraut der Intuition. Seine später einsetzende Stilkritik läßt im Zweifel dann doch immer die erste, intuitive Form bestehen. Die Bezeichnung ›Poetisches Manifest‹ schätzte er sehr, ja, so könne man die ganze Sache bezeichnen. Dem Text wird keine Gattungsbezeichnung beigegeben, es heißt ja eben ›Die Lehre‹; genau das ist es. Und was ist diese Lehre? Es ist eine Lehre für den Schriftsteller, nicht erfinden, sondern realisieren. Und zum Realisieren gehört dann doch wieder die Erfindung. Sehr wichtig für ihn der gleich auf [Manuskript-] Seite 1 auftauchende Ausdruck des ›Nunc stans‹, der Augenblick der Ewigkeit, eine Formulierung von Spinoza [siehe Die Lehre der Sainte-Victoire , S. 9]. Das ist das Entscheidende für den Schreiber, der Sollens-Augenblick des Schreibens, in dem Dinge und Formen leidenschaftlich herbeibeschwört werden. Die Stelle auf [Manuskript-] Seite 70: ›Ja, ich wollte erzählen …‹ gefällt ihm sehr gut [siehe Die Lehre der Sainte-Victoire , S. 78]. Bei irgendwelchen
404 Ankündigungen kann man diesen Text benützen. Wir haben lange diskutiert, ob das Manuskript als zweiter Teil der ›Langsamen Heimkehr‹ bezeichnet

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