Der Briefwechsel
schreiben, das würde uns auch helfen bei der Verbreitung des Buches.
Ich bestätige Dir, daß wir »Die linkshändige Frau« vorläufig nicht im Taschenbuch bringen. Sehr gerne bestätige ich Dir, daß wir im Januar 1981 die »Begrüßung des Aufsichtsrats« als »suhrkamp taschenbuch« herausbringen. Wir garantieren Dir ein Honorar für eine Auflage von 50.000 Exemplaren. Selbstverständlich erhältst Du von vorneherein den Höchstsatz von 7 %.
Das Gesprochene und Nichtgesprochene ist nicht vergessen. Ich bin jedenfalls froh, daß wir vor meiner Abreise in die USA dieses Gespräch hatten. 2
Falls Du mich irgendwie erreichen möchtest: Frau Zeeh
396 weiß jederzeit, wo ich bin, und ich kann mich auch von den USA aus melden.
Dir herzliche Grüße
Dein
[Siegfried Unseld]
1. P. S.: Als Satzvorlage für »Begrüßung des Aufsichtsrats« nehmen wir da die dtv-Ausgabe oder die Residenz-Ausgabe? Wo sind Deine letzten Korrekturen enthalten?
»Das Umfallen der Kegel …« ist enthalten in der Anthologie »Der gewöhnliche Schrecken« von 1969. Ist das die Satzvorlage oder hast Du Korrekturen? Diese bitte an Frau Zeeh schicken.
2. P. S.: Ich habe eine große Bitte: Dein »Österreich-Gedicht« geht mir nach. Ich hätte es gerne bei mir in meiner Brieftasche. Macht es Dir eine allzu große Mühe, mir eine Kopie an folgende Adresse zu schicken:
Hotel Sea Lodge
8110 Camino de Oro
La Jolla / CA 92037
Ich werde dort vom 13. bis 18. April sein. Dank. 3
3. P. S.: Als Anlage senden wir Dir nun zu:
»Spiegel«, 17. 3. 1975, Struck »Die Mutter«
»Die Zeit«, 8. 10. 1976, Born »Die erdabgewandte Seite der Geschichte«
»Die Zeit«, 24. 6. 1977, »Der zu Recht geehrte Achternbusch« 4
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Neben seinem Reisebericht Salzburg, 5./6. April 1980 , notierte S. U. einen Zusätzlichen Bericht : »Am 22. März hatte mir Handke geschrieben: ›Natürlich ist mir in den letzten Monaten viel über das Verhältnis des Verlages zu seinem Autor durch den Kopf ge
397 gangen Wir werden vielleicht darüber reden. Ich sehe das Buch trotz allem gern im Suhrkamp Verlag.‹ Das mußte ein Alarmsignal sein und war wohl auch so gemeint. Jedenfalls wollte ich nicht für drei Wochen wegfahren, ohne mit ihm darüber gesprochen zu haben. Als ich um 18.00 h wie vereinbart bei ihm ankam, war er eben beim Telefonieren. Er hatte meine Frau angerufen, weil er nicht mehr sicher war, was er mit mir vereinbart hatte … Dann großes Erstaunen, wir zogen uns gleich in sein Arbeitszimmer zurück, um weder von Amina noch von Libgart ›gestört‹ zu sein. In seiner Bibliothek stand unsere eben erschienene Ausgabe von Hermann Lenz, ›Der innere Bezirk‹. Ja, der Umschlag sei schön, das Buch überhaupt besonders schön gemacht. [H. Lenz, Der innere Bezirk , 1970 bei Jakob Hegner, Köln, zuerst publiziert, erschien als Neudruck 1980 im Insel Verlag.] Er bemühte sich, Verlagsdinge zu finden, wo er loben konnte. Aber ich merkte schon seinen gezügelt-verhaltenen Zorn. Ich gab ihm den Fleckhaus-Entwurf für Walker Percy, ›Der Kinogeher‹. Bei der Formulierung ›Deutsch von …‹ bleiben. Er war mäßig angetan vom Umschlag, aber fand ihn besser als die Umschläge zur englischen und amerikanischen Ausgabe. Die ›deutsche Fassung‹ wolle er nicht, er habe gekürzt, und zwar etwa zehn Seiten von 240 Seiten, und, wie wir ja wissen, habe Walker Percy dem zugestimmt. Freilich ist ein Vermerk, die Kürzung sei im Einvernehmen mit dem Autor erfolgt, anzubringen. Als er dann die ›Dame Dessauer‹ erwähnte, brach seine Staumauer ein. Gewiß, 30 notwendige, 30 nützliche Korrekturen, aber sonst ein solcher stumpfsinniger Unsinn. Er hätte den Eindruck, derjenige, der das machte, sei ›geistesgestört‹. Für ihn sei es unverständlich, wie man so in ein Manuskript hineinkorrigieren könnte. Ein Manuskript sei ein Manuskript, es sei etwas Eigenes eines Autors, in das sich ein anderer, wer es auch sei, nicht so ohne weiteres hineinmischen könnte. Warum habe sie nicht eine Liste ihrer Änderungen oder Vorschläge aufgestellt, dann hätte man darüber ja diskutieren können? So sei der Text verunstaltet, verhunzt, der eigene Verlag hätte ihm die Glaubwürdigkeit seiner Sprache entzogen: das sei doch wohl der Sinn der Korrekturen von Frau Dessauer. Im übrigen hätte sie auf seinen Brief hin ›zurückgegiftet‹; Frau Dessauer sei unfähig gewesen, die Stellen, die er im Text mit Fragezeichen versehen hätte, zu
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