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Der Briefwechsel

Der Briefwechsel

Titel: Der Briefwechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Peter-Unseld Handke
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Gewißheit, daß dies Buch Dein größter Erfolg als Autor werden wird. 1
    In diesem Sinne
    Dein
    Siegfried
    1
P. H., Kindergeschichte , erschien am 17. Februar 1981.
    [327]
    [Salzburg]
    17. Februar 1981
    Lieber Siegfried,
    ich schicke Dir die Korrekturen für »Über die Dörfer«. Nun ist das Stück wirklich beendet, und ich hoffe, dass es Einen Luftzug hat. 1
    Mein Gefühl, nachdem Du mir beim letzten Mal die Liste der »wichtigen Regisseure« verlesen hattest, war, kurz gesagt, ungut. Ich will, dass meine Arbeit vorderhand an niemanden geschickt wird. Das Stück ist wohl ein Festspiel, aber das ganze Gegenstück zu einem Pomp. Der übliche Aufführungszirkus muss vermieden werden, auch so lang es geht, das übliche Gehechel und Geplapper. Ich habe, so denke ich, etwas geschrieben, was kein Repertoirestück ist, aber doch alle paar Jahre irgendwo in der Welt einmal aufgeführt werden kann oder wird, und das auf Menschenzeit. So möchte ich eigentlich nichts davon hören, dass »die Thea
429 ter schon lang vorausplanen«: wenn einem Theatermenschen an der Story und der Form liegt, wird er das Stück eben aufführen, beizeiten. So bitte ich, erst einmal für den Druck zu sorgen (mir liegt ohnedies zuerst an dem »Buch«). Urbach werde ich in zwei, drei Wochen eine Kopie schicken; die andern mögen dann das Buch lesen. Und dann können sie sich ja von sich aus zeigen, oder auch nicht. 2
    Über die Annonce für den »Kinogeher« habe ich mich gefreut. – Sollten wir nicht überhaupt daran denken, wieder neugieriger zu werden für das, was in USA oder Frankreich usw. geschrieben wird, und uns systematischer, weniger zufällig, drum kümmern – damit wieder eine, nicht bombastische, sondern selbstverständliche »Weltliteratur« wahrgenommen wird? Es gibt doch in jedem Land pro Jahr sicher zwei, drei Bücher von Zeitgenossen, vor allem den jüngeren Autoren, die man rasch deutsch lesbar machen sollte. Ich lese gerade das neue Buch von Patrick Modiano, »Une jeunesse«, das mir sehr gefällt; er ist, wie Simenon, ein Nachfahr von Bove – und ich würde mit Freude das Meine dazutun, dass man im deutschen Gebiet auf solche Autoren, wie sie es, einfach, subtil, ohne Schreibattitüden, sicher auch in Amerika gibt, wieder, wie es doch einmal war (?), hierzulande neugieriger würde wie gesagt: eine alltägliche, alljährliche, stetige Weltliteratur). »Une jeunesse« ist bei Gallimard erschienen. Ich bin sicher, es gäbe auch in der Bundesrepublik ein paar Autoren, die da mittäten und vielleicht pro Jahr ein Buch übersetzten, wie Buch, oder Peter Schneider, oder vielleicht auch mehr »Namenlose« …
    Für heute, herzlich,
    Dein Peter
    1
Dem Brief lag eine zweiseitige Aufstellung von P. H. mit der Überschrift Ergänzungen, Streichungen, Korrekturen für »Über die Dörfer«: bei. Sie trägt auf der ersten Seite den handschriftlichen Vermerk: »übertragen / gw [Gudrun Weidner]«.
2
430 Es hat sich eine Notiz vom 5. Februar 1981 erhalten, die wahrscheinlich auf einem Telefonat zwischen P. H. und S. U. beruht (»Handke hat jetzt folgende Regisseure herausgesucht:«), auf der folgende zehn Regisseure genannt sind: »[Hans] Neuenfels, [Reinhard] Urbach, Luc Bondy, Dieter Dorn, Peter Stein, Nils-Peter Rudolph, Ernst Wendt, Frank-Patrick Steckel, Michael Grüber, Boy Gobert (wegen Berlin)«. Auf den 9. Februar 1981 datiert eine Notiz von S. U.: »Handke schickt zum Manuskript ›Über die Dörfer‹ noch einige Streichungen, wenn die gekommen sind, dann bitte fotokopieren lassen, und ich verschicke die Kopien dann am Freitag an die mit Handke vereinbarten Regisseure.«
    [328; Anschrift: Salzburg]
    Frankfurt am Main
    18. Februar 1981
    Lieber Peter,
    ich habe Dir das erste Exemplar der »Kindergeschichte« zugeschickt und dabei entdeckt, daß wir gar keinen Vertrag haben. Das hängt mit einer Formulierung zusammen, die ich da finden mußte und die wir dann in § 13 eingebracht haben. Bist Du damit einverstanden, oder hast Du andere Vorstellungen? 1
    Schöne Grüße
    Dein
    [Siegfried Unseld]
    1
§ 13 des am 25. April 1981 unterschriebenen Verlagsvertrags zu Kindergeschichte hat den Wortlaut: »Nach zehn Jahren fallen die Rechte an dem in § 1 genannten Werk an den Autor oder dessen Rechtsnachfolger zurück.«
    431 [329]
    [Salzburg]
    25. Februar 1981 1
    Lieber Siegfried (immer noch),
    die Zeit der Lügen muß ein Ende haben. Schon an jenem Tag vor zwei Jahren, als ich am Frühstückstisch in Frankfurt in dem

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