Der Briefwechsel
Last Gentleman‹ übersetzen, gegenwärtig schließt er die Übertragung der Gedichte seines slowenischen Kollegen Gustav Januš ab […]. Zu René Char: nicht weil ich nicht auf sein Angebot reagiert hätte, sondern weil er Michel Krüger einen Gefallen schuldig war, erscheint die Übertragung bei Hanser [René Char, Rückkehr stromauf. Gedichte 1964-1975 (Original: Le nu perdu , 1978). Deutsch von Peter Handke, erschien 1984 im Hanser Verlag, München, in der Edition Akzente ]; er weiß, daß das wieder ein Dorn für mich ist. Aber andererseits muß man seine Situation auch gegenüber Krüger verstehen. […] Seine Bitte, auf die er immer wieder zurückkam: ich habe das Angebot von Johannes Moy, seine 1940 im Insel Verlag erschienenen Erzählungen ›Das Kugelspiel‹ neu aufzulegen, abgelehnt. Wir sollten das noch einmal bedenken. Er, Handke, würde für eine neue Ausgabe ein Vorwort schreiben.
458 [Johannes Moy, Das Kugelspiel . Mit einem Vorwort von Peter Handke, erschien 1988 im Insel Verlag. Bei der Neuausgabe wurden zwei Erzählungen der Originalausgabe nicht aufgenommen.] Er wolle auch gern einmal aus dem Griechischen übersetzen, am liebsten aus dem Alt-Griechischen, das er offensichtlich ganz gut beherrscht.«
[352; Anschrift: Salzburg]
Frankfurt am Main
3. August 1983
Lieber Peter,
der guten Ordnung halber die Bestätigung unseres Gesprächs: Du wünschtest Dir für die Übersetzung der Gedichte von Gustav Januš einen Betrag von DM 10.000,–. Mit diesem Betrag sind dann die Rechte an Deiner Übertragung an den Suhrkamp Verlag übergegangen.
Du kannst Dir vorstellen, daß ein solches Honorar in einer Kalkulation eines »Bibliothek Suhrkamp«-Bandes nicht unterzubringen ist, aber ich zahle Dir dies gerne, weil ich Deine übersetzerischen Arbeiten gerne in der »Bibliothek« habe, die damit an Entdeckerischem, Substantiellem und Inspirierendem gewinnt.
Herzliche Grüße
Dein
[Siegfried Unseld]
459 [353; Anschrift: Salzburg]
Frankfurt am Main
4. August 1983
Lieber Peter,
eben erschien Band 13 der Ausgabe der Werke Heideggers. Auf Seite 185 ist eine Widmung für René Char abgedruckt. 1 Sie wird Dich sicherlich interessieren.
Herzliche Grüße
[Siegfried Unseld]
1
Martin Heidegger, Gesamtausgabe. I . Abteilung: Veröffentlichte Schriften 1910-1976. Band 13. Aus der Erfahrung des Denkens: » FÜR / RENÉ CHAR / Zum Andenken an den großen Freund/ GEORGES BRAQUE // ›(Im Anblick einer Lithographie zu «Lettera amorosa»)‹ // Die einzig sachgerechte Auslegung seiner Kunst / schenkt uns der Künstler selbst durch die Vollendung / seines Werkes in das geringe Einfache. // Sie geschieht durch die Verwandlung des Mannigfaltigen in die Einfalt des Selben, darin das Wahre / erscheint. // Die Verwaltung des Mannigfaltigen in die Einfalt / ist jenes Abwesenlassen, wodurch das Einfältige / anwest. // Abwesen entbirgt Anwesen / Tod erbringt Nähe. // Mit freundschaftlichen Grüßen / Ihr / Martin Heidegger // Freiburg i. B. 16. September 1963«
[354; handschriftlich; Ansichtskarte: »Paul Cézanne, 1839-1906, la montagne sainte-victoire«]
[Isle sur la Sorgue]
23. August 1983
Lieber Siegfried,
immerhin bin ich zum Ort René Chars gekommen. Aber ob ich es über mich bringe, seine Schwelle zu übersteigen? »Langsam schwindet vom Dachfirst die Kindheits-Legende von der aufeinanderfolgenden Schwalbe.« Danke für den Mittag in Kronberg, 1
Dein Peter
1
460 P. H. zitierte einen Vers aus seiner vorläufigen Übersetzung von René Chars Gedicht Cible , die in der Druckfassung lautet: »Träge schwankend vom Dachfirst die Kindheitsfabel von der immer wiederkehrenden Schwalbe.« ( Siebwerk , in: René Char, Rückkehr stromauf , S. 75) P. H. besuchte den in l'Isle sur Sorgue lebenden Autor; siehe auch P. H., Nager dans La Sorgue , in: Georges-Arthur Goldschmidt, Peter Handke , S. 193f.
[355; Anschrift: Salzburg]
Frankfurt am Main
31. August 1983
Lieber Peter,
Du bist in Venedig, ich möchte Dir aber doch der Ordnung halber mitteilen, daß wir am 1. September den »Chinesen des Schmerzes« nun an den Buchhandel ausliefern. Die Erstauflage beträgt 20.000 Exemplare, der Ladenpreis DM 29,–. Ich schicke Dir in getrennten Päckchen zehn Exemplare zu. Bitte verfüge über die weiteren Exemplare.
Ich bin sicher, daß ich mit meiner günstigen Prognose zur Wirkung des Buches recht behalten werde.
Über Deine Karte habe ich mich sehr gefreut. Habe herzlichen Dank.
Herzliche
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