Der Briefwechsel
Helene Ritzerfeld. Sie wird sich darüber freuen.
Ich möchte wirklich mit Dir ruhig sprechen können, allein, und so möchte ich Dir anbieten, daß ich einen Tag früher komme, also schon am Mittwoch, dem 29. Februar. Ich treffe um 17.55 h in Wien ein, wir könnten uns also um 19.00 h im Inter-Continental Wien, Johannesgasse 28, treffen, tränken dort eine Flasche Wein zusammen und gingen dann in ein Dir genehmes Lokal.
Du brauchst Dir nicht mehr die Mühe einer Antwort zu machen; wenn ich nichts von Dir höre, erwarte ich Dich also um 19.00 Uhr. Sollte Dir aber der Abend nicht möglich sein, dann wäre ich Dir dankbar, wenn Du mir eine Nachricht gäbest. 1
Herzliche Grüße
Dein
[Siegfried Unseld]
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P. H. und S. U. trafen sich am 29. Februar abends in Wien. Über die Veranstaltung am 1. März 1984 notierte S. U. im Reisebericht Wien, 29. Februar - 3. März 1984 : »Am späten Nachmittag war dann bei Berger in der Buchhandlung am Kohlmarkt die ›Stunde der Begegnung‹. Der kleine Saal mit seinen 80 Plätzen war randvoll, viele Leute standen noch bis in den Gang hinaus, viele gingen wieder weg. Gustav Januš entpuppte sich als ein ungemein sym
469 pathischer Mensch, 41 Jahre alt, Lehrer […]. Januš und Handke lasen nach meiner Einführung wechselseitig Gedichte in Slowenisch und in Handkes Übertragung. Nach einer dreiviertel Stunde war die Lesung mit großem Beifall zu Ende.«
[365; Anschrift: Salzburg]
Frankfurt am Main
13. April 1984
Lieber Peter,
ich schicke Dir eine Rezension Deiner Übertragung von Januš' Gedichten. 1
Herzliche Grüße
Dein
[Siegfried Unseld]
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Die Anlage ist nicht ermittelt.
[366, handschriftlich]
[Salzburg]
30. April 1984
Lieber Siegfried,
ich behellige Dich, zum Weitergeben, mit den Zahlen von Zürich.
Flug: 4.760,– ÖS
Taxi: 2 × 120,– ÖS
1 × 34 Franken.
Vor allem aber will ich sagen, wie ich mich, nach den wohl unvermeidlichen Anfangsverlegenheiten, über den Tag in Zürich gefreut habe, und wie er mir gutgetan hat. Ich möchte Dir dafür danken, und hoffe, daß wir uns bald wie
470 der sehen können. An Michael Krüger werde ich schreiben, daß Raimund Fellinger zum Petrarca-Preis kommen soll. 1
Herzlich,
Dein Peter
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Am 29. April 1984 fand im Schauspielhaus Zürich eine Matinee »Ludwig Hohl zu Ehren« statt. In der Chronik schrieb S. U.: »29. April: Um 10 Uhr treffen wir uns im Züricher Schauspielhaus: Frisch, Bichsel, Leutenegger, Muschg, Jörg Steiner, Otto F. Walter, Koeppen, später kommt Handke, Frau Hohl. Die Leute stehen Schlange vor dem Schauspielhaus. Als sie eingelassen werden, stürmt eine Jugend die ersten Reihen. Das Haus ist über und über gefüllt. Die Feuerpolizei schließt es. Sicherlich werden einige der von uns eingeladenen Leute gar nicht mehr hereingekommen sein. […] Meine Rede wird, wie ich meine, sehr gut aufgenommen. Sie kommt an, ich spüre das. Danach Frisch. Als er beendet hat, kommt Peter Handke und nimmt auf der Bühne Platz. Durchaus mit Beifall bedacht. Die Schriftsteller machen es alle gut, auch Koeppen. Handke liest zwei Prosageschichten und eine Stelle aus der ›Bergfahrt‹. Es sind zwei Texte, die wie von einem Zen-Meister geschrieben und von einem Zen-Meister gelesen wirken. Am Kunsthaus steht ein Bus, der uns ins Muraltengut bringt. Jetzt sieht man auch die Autoren, die nicht auf der Bühne saßen: Renato Arlati, Silvio Blatter, Reto Hänny, Thomas Hürlimann, Peter und Beatrice von Matt, Gerhard Meier, Alice Miller, Erica und Gian Pedretti, Ilma Rakusa, Dr. Rütter. […] Andreas Reinhart und seine Frau, der Intendant des Hauses, Gerd Heinz und Peter Rüedi, ein Vertreter der Stadt Zürich, die Hohl-Spezialisten Sarbach und Beringer, Etienne Barilier habe ich nicht gesehen; neben Madeleine Hohl zwei andere Frauen von Hohl, Hanny Fries und Frau Gerber, die mit ihrer Tochter anwesend ist, eine ganz sympathische Person, etwa 80 Buchhändler. Das Essen perfekt organisiert, alles in Ordnung. Es war schön, es war anstrengend, aber ich glaube, insgesamt hat sich die Sache gelohnt, nicht nur, weil man nette Buchhändlerinnen gesehen hat aus Weinfelden oder die Frau Pfister aus Basel, die Sache hatte durchaus ihre Wirkung, ihren Ernst, ihre Bedeutung.«
Der Petrarca-Preis 1984 wurde an Gustav Januš am 23. Juni in Avignon übergeben. Der Laudator war P. H.: Einwenden und Hoch
471 halten. Rede auf Gustav Januš , in: P. H., Langsam im Schatten , S. 125-135.
[367; Anschrift:
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