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Der Briefwechsel

Der Briefwechsel

Titel: Der Briefwechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Peter-Unseld Handke
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freut mich ungemein, daß Deine Übertragung des alten Dokumentes vom Unrecht der Herrschenden so viele Leser findet.
    Der Leser heute ist besser als sein Ruf.
    Herzlich
    Dein
    Siegfried
    [419; handschriftlich]
    [Salzburg]
    13. Oktober 1986
    Lieber Siegfried,
    es war schön, Dich so überraschend für eine Stunde am Flughafen zu treffen, vor allem, weil es um gar nichts Besonderes ging. Kein neues Buch, kein »Echo«, keine Zukunft, nur um die Gegenwart von Dir und mir, und dann der Dritten. Nur eins: Bitte geh sorgsam mit Dir um, setz Dich zwar weiter so ein für den Fortgang der Bücher, aber vielleicht mit einer mehr gelassenen, Dich selber auch mehr in der Ruhe lassenden Einstellung; Du wirst schon wissen, wie; für viele, auch für den Unterzeichneten, bist Du in Deiner Art und Aufmerksamkeit unentbehrlich. Daß Du kein langsameres Tempo leben kannst, ist mir klar; nur wäre es beruhigend, Dich manchmal, wie Du es ohnehin beherrschst, als den Spieler dieses Tempos statt als den Gefangenen zu sehen. Aber Du wirst es besser wissen. 1
    522 Danke für die Anzeigen in den Zeitungen; früher gehörte bei mir das zum Sport; jetzt wäre es mir genauso recht, wenn sie nicht wären. Es sei denn, Du sagst, sie haben wirklich einen Sinn.
    Kühns »Parzival«, den ich guten Willens anging, ließ mich schon im ersten Absatz leider stocken, einfach wegen solcher Wendungen wie »farblich kontrastiert« und »innerlich gefestigt«; und dann dachte ich, es könnte dem und jenem mit meinem »Prometheus desmotes« ähnlich ergehen, weil da schon in den ersten Zeilen von der »wesenlosen Ödnis« die Rede ist – wie ich die abrotes eremia, die menschenlose Ödnis, übersetzt habe … – Dafür lese ich nun die Altersbriefe von Hermann Hesse, mit Freuden täglich über die Bewußtheit, Vernunft und Hinneigung, wo Du ja auch bald schon vorkommst, ich glaube, als »Fremder aus Ulm«. Mit Mircea Eliade wird das Lesen im Herbst weitergehen. 2 Vielleicht sehen wir uns doch im November oder Dezember in Venedig und verschwinden dann wieder in den Nebel.
    Herzlich,
    Dein Peter
    1
P. H. und S. U. trafen sich am 9. Oktober auf dem Flughafen in Salzburg – S. U. war auf dem Rückweg von Ohlsdorf (dort hatten Hilde Bechert und Klaus Dexel für den Fernsehfilm Siegfried Unseld oder Die Lust am Buch  –, Erstsendung: ARD , 1. September 1987 –, Aufnahmen mit Thomas Bernhard gemacht) nach Frankfurt am Main.
2
Dieter Kühn, Der Parzival des Wolfram von Eschenbach , erschien 1986 im Insel Verlag; Hermann Hesse, Gesammelte Briefe, Vierter Band. 1949-1962 . In Zusammenarbeit mit Heiner Hesse herausgegeben von Ursula Michels und Volker Michels, erschien 1986. S. 137 zitieren die Herausgeber aus einem Brief von Hermann Hesse an Eugen Zeller vom 31. August 1951: »Am Sonntag erschien, während wir beim schwarzen Kaffee saßen, ein junger Fremder, der kam aus Ulm und hieß Unseld, er war nett, er gefiel uns gut.« Mircea Eliade, Kosmos und Geschichte , erschien 1986 im Suhrkamp Verlag.
    523 [420; Anschrift: Salzburg]
    Frankfurt am Main
    24. Oktober 1986
    Lieber Peter,
    in der »Bibliothek Suhrkamp« erscheint jetzt Dein »Gedicht an die Dauer«. Ich freue mich, daß wir diese Form gewählt haben. Der Text nimmt sich sehr selbstverständlich auf den Seiten aus, und das ist gut so, und die »Bibliothek« bietet Dir ja eine gute Gesellschaft der Autoren.
    Wir haben Dir zunächst fünf Exemplare geschickt, bitte sag mir, wenn Du weitere haben möchtest. 1
    Es sind auch fünf Exemplare der 2. Auflage der »Wiederholung« an Dich unterwegs; es ist das 18.-28. Tausend des Buches.
    Herzliche Grüße
    Dein
    [Siegfried Unseld]
     
    Anlage
    1
P. H., Gedicht an die Dauer , erschien am 22. Oktober 1986 als Band 930 der Bibliothek Suhrkamp . Es entstand zwischen dem 1. und 8. März 1986.
    [421; Anschrift: Salzburg]
    16. Oktober 1986
    Lieber Peter,
    Du weißt, daß Rudolf Rach am 31. Oktober ausscheidet. Ich habe in den letzten Monaten viele Gespräche mit Theaterleuten geführt, bin aber nun doch einem überraschenden Einfall gefolgt: Ich habe Rainer Weiss gebeten, die Lei
524 tung des Theaterverlages zu übernehmen, und er hat dem zugestimmt. Es ist für ihn ein neues Metier, aber ich bin sicher, daß er sich rasch und gut einarbeiten wird. Er schätzt Deine Arbeiten, und Du darfst sicher sein, daß er sich für sie voll einsetzen wird.
    Herzliche Grüße
    Dein
    [Siegfried Unseld]
     
    Anlage 1
    1
Die Anlage ist nicht ermittelt.

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