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Der Briefwechsel

Der Briefwechsel

Titel: Der Briefwechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Peter-Unseld Handke
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stattdessen ging's um zwei
531 »Bedrückungen« Deinerseits, von denen ich die erste ein wenig verstehe (Residenzbüchlein), die zweite (Thomas Bernhard?) nicht. Wahrscheinlich spielst Du da an auf das »profil«, wo ich in Wirklichkeit viel freundlicher über das letzte Buch von B. geredet habe, die Journalistin hat's halt gewendet in ihrem Belieben. Ich könnte und sollte aber zu dem, was B. tut, viel entschiedener mich verhalten, nicht so hin und her; aber so ist es nun einmal; und Schweigen, wie es wohl das beste wäre, geht leider nicht immer. Es ist so eine schamlose Schein-Literatur.
    Natürlich habe ich in keiner Weise mich grollend gezeigt über irgendwelche fehlende Annoncen zu »Die Wiederholung«. Was Du und Ihr gemacht has(b)t, ist mehr als genug. Und auch die Aufnahme des Buchs, Deine sogenannten »Stimmen«, soll mir ebenso recht sein. Das meinte ich natürlich alles nicht im geringsten. Es war Dein Endjahresbrief, den ich mir eher als einen kleinen Rückblick und gemeinsamen Vorausblick in einem dachte, und nicht als eben die bloße Erwähnungen zweier Mißlichkeiten (in Deinen Augen).
    Die Prosa, an der ich arbeite, seit nun 62 Tagen, ist eine seltsam irrwitzige Sache, die zugleich in jeder Situation ein Ding der Möglichkeit sein soll, und die ich »Märchen« nenne. Titel: »Die Abwesenheit«. Sie hat sich ausgeweitet über meine Vorstellung hinaus, und ich werde noch etwa eine gute Woche brauchen. Ab morgen mache ich eine Woche Pause, und so hoffe ich, geht alles gut, um den 25. 2. fertig zu sein. Eigentlich hatte ich ja vor, damit selber in Francoforte sul Meno aufzutauchen …
    Die Arbeit der letzten Jahre: Mir kommt vor, im Lauf des Lebens nimmt das Zyklische zu, oder?
    Herzlich,
    Dein Peter
    532 [427; Anschrift: Salzburg]
    Frankfurt am Main
    11. Februar 1987
    Lieber Peter,
    über Deinen Brief vom 7. Februar habe ich mich sehr gefreut. Ich bedanke mich herzlich.
    Wir sollten uns bald sprechen, auch um die letzten Mißverständnisse auszuräumen.
    Es wäre schön, wenn Du nach Frankfurt kämst. Wir würden Dich hier gerne verwöhnen. Andererseits möchte ich sobald als möglich Deine neue Arbeit lesen können. Ich könnte am Donnerstag, dem 26. Februar, oder eine Woche später, am Donnerstag, dem 5. März, zu Dir kommen. Läßt Du mich wissen, was Dir angenehm ist?
    Herzliche Grüße
    Dein
    [Siegfried Unseld]
    [428; handschriftlich; Ansichtskarte: »John Keats. A version of Severn's portrait long in the possession of the Leigh Hunt familiy«]
    [Salzburg]
    17. Februar 1987
    Lieber Siegfried,
    ich will Dir auf Deinen Brief gleich antworten, wenn auch nur auf dieser Karte (ich bin unterwegs im Stadtgebiet). Der 5. 3. wäre mir recht; eine Woche davor werde ich sicher nicht fertig sein. Eine alte Nachbarin ist gestorben, und so komme ich erst morgen wieder zum Neuanfangen, und dann werden's wohl noch 8-10 Tage sein (wenn nicht mehr).
533 Ich rufe dann sofort an, auch vorher, wenn ich sehe, daß ich nicht ans Ende komme. 1
    Herzlich,
    Dein Peter H.
    1
S. U. hielt in der Notiz 5. März 1987, Besuch bei Peter Handke fest: »Handke (wie der Schriftsteller im Text [ Nachmittag eines Schriftstellers ]) steht vor der Tür und putzt seine Schuhe. Er hat Tee vorbereitet, wir gehen ins Wohnzimmer. Die Unterhaltung kommt mühsam in Gang, aber wir können ja über konkrete Dinge sprechen, Übersetzungsrechte, eine slowenische Ausgabe [von Die Wiederholung ], Hörfunk, kleinere Probleme. Dann bringt er die Residenz-Ausgabe ›Nachmittag eines Schriftstellers‹ und widmet sie mir sehr herzlich. Und dann bringt er das Manuskript ›Die Abwesenheit. Ein Märchen‹. Mit der Niederschrift hat er am 1. Dezember 1986 begonnen, und er ist kurz vor meiner Ankunft fertig geworden: 2. März, 16 Uhr. Manchmal ist am Rand auch vermerkt: –10 Grad, –8 Grad. [Das anderthalbzeilig getippte Typoskript umfaßt 98 Blatt.] […] Man braucht seine Zeit, und er kommt mit seinen Themen: warum Herr von Matt eine so negative Rezension des ›Gedichts an die Dauer‹ geschrieben habe; er wirke so verklemmt. Ob er einen Auftrag gehabt habe. Und warum ich wohl über seine Äußerungen zu Thomas Bernhard so betroffen gewesen sei? Ich sagte ihm, ich fände es unmöglich, die Arbeit seines Kollegen als Machwerk zu bezeichnen. Und dann brach es förmlich aus ihm heraus: Bernhard sei zutiefst böse, er lobe immer eine Figur auf Kosten der gesamten Umwelt. Er sei ein Witz, gefährlich, stelle sich charmierend der

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