Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Briefwechsel

Der Briefwechsel

Titel: Der Briefwechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Peter-Unseld Handke
Vom Netzwerk:
mich ist das keine Literatur.« Daraufhin schrieb S. U. in einem Brief an Thomas Bernhard unter dem Datum des 25. November 1986: »Lieber Thomas, die Äußerungen des ›Mönchs auf dem Berge‹ sind, wenn sie so gefallen sind, töricht, dumm, unverzeihlich, geschmacklos.« (Bernhard–Unseld, Der Briefwechsel , S. 760)

528 1987
    [424; Anschrift: Salzburg]
    Frankfurt am Main
    30. Januar 1987
    Lieber Peter,
    das Rätselraten über die Nachfolge von Dr. Rainer Weiss ist beendet: am 1. April 1987 wird Dr. Urs Bugmann in das Suhrkamp-Lektorat eintreten. Wir werden das in der nächsten Woche offiziell bekanntgeben, aus der beiliegenden Notiz kannst Du nähere Informationen entnehmen.
    Raimund Fellinger wird Dein Lektor bleiben.
    Herzliche Grüße
    Dein
    [Siegfried Unseld]
     
    Anlage 1
    1
Die Anlage ist nicht ermittelt. Wahrscheinlich handelt es sich um eine auf den 3. Februar 1987 datierte Pressenotiz des Suhrkamp Verlags: »Mit Wirkung vom 1. April 1987 tritt Dr. Urs Bugmann als Lektor in den Suhrkamp Verlag ein. Er wird im Deutschen Lektorat des Verlages arbeiten und insbesondere jüngere und neuere deutschsprachige Autoren betreuen. […] Dr. Urs Bugmann ist 1951 in Cham/Schweiz geboren; er promovierte 1981 an der Universität Zürich bei Professor von Matt über Thomas Bernhards autobiographische Schriften. Urs Bugmann sammelte Lektoratserfahrungen im Walter Verlag, Olten; er veröffentlichte literaturkritische Arbeiten u. a. in der ›Neuen Zürcher Zeitung‹ und in den ›Schweizer Monatsheften‹. Dr. Siegfried Unseld«.
    529 [425; Anschrift: Salzburg]
    Frankfurt am Main
    30. Januar 1987
    Lieber Peter,
    Dein Groll oder Dein Grollen sind durch Raimund Fellinger zu mir gedrungen. Du erwähntest meinen Brief vom 30. Dezember 1986. Konntest Du ihn mißverstehen? Von mir aus war er als Beleg freundschaftlicher Zuneigung gedacht: ich erwähnte zwei Punkte meiner Betroffenheit, aber eben auch dies: daß diese beiden Punkte durch die Erwähnung für mich gegenstandslos geworden sind.
    Und dann siehst Du in meiner Haltung irgendeine Distanzierung gegenüber der »Wiederholung«. Wie kann dieses Mißverständnis aufkommen? Ich liebe dieses Buch, und wo auch immer ich öffentlich oder privatim rede, weise ich auf Dein großes Buch hin. Wir haben in allen großen Zeitungen große Anzeigen aufgegeben und kleinere Anzeigen in den wichtigsten Zeitungen. Und die Kritiken sind doch – von ein paar Ausnahmen abgesehen – »positiv« bis begeistert. Jede große und durch ihr Feuilleton wichtige Zeitung hat das Buch anerkennend bis enthusiastisch besprochen. Denk an Joachim Kaiser, denk an Manthey: »Das Ergebnis ist eine Poesie, wie wir sie als Prosa sonst nicht kennen. Soll man sagen: seit Rilke?« Oder Peter von Matt in der » FAZ «, der die Spracherfahrung, Sprachglück und Sprachverzückung erwähnte und die theoretische Erfassung bis auf Herder und Walter Benjamin zurückführte. »Über das erste Wortebilden des Menschen angesichts der jungen Schöpfung.« 1 Wieso sollte ich hier Distanzierung empfinden?
    Fellinger hat mir vor 14 Tagen berichtet, Du würdest Ende Januar /Anfang Februar mit der neuen Erzählung fertig. Wenn es soweit ist, gib mir bitte ein Zeichen, ich komme
530 nach Salzburg und hole mir diesmal das Manuskript selbst ab, dann kann das Manuskript nur noch mit mir gemeinsam verlorengehen.
    Ich wünsche Dir ein gutes Gelingen, eine gute Vollendung Deiner Arbeit und ein Leben, das belebt.
    Herzliche Grüße
    Dein
    [Siegfried Unseld]
    1
Joachim Kaiser, Peter Handkes hohe Heimatkunst. »Die Wiederholung« – ein respektgebietendes Entwicklungs-Epos , in: Süddeutsche Zeitung , 1. Oktober 1986; Peter von Matt, Schlafen bei der Großen Mutter , in: Frankfurter Allgemeine Zeitung , 27. September 1986.
    [426; handschriftlich]
    [Salzburg]
    7. Februar 1987
    Lieber Siegfried,
    diesen Brief habe ich in Gedanken schon so oft geschrieben, daß es mir schwerfällt, ihn jetzt wirklich zu schreiben.
    Was Du mir zuletzt hast zukommen lassen, habe ich als warm und freundschaftlich empfunden.
    Nur ist da ein Mißverständnis, verantwortet durch Fellinger; er ist manchmal ein Tölpel im guten Sinn, und manchmal in einem anderen. Was ich andeuten konnte: Dein Dezemberbrief, nach langem Schweigen, redete so gar nicht von dem, was wir (doch auch zusammen) in dem letzten Jahr gemacht hatten, also von dem Buch »Die Wiederholung«, das in einem gewissen Doppelsinn auch das Buch meines (bisherigen) Lebens ist;

Weitere Kostenlose Bücher