Der Briefwechsel
Gesellschaft. In Wirklichkeit möchte er von ihr nur verhätschelt werden. Sein Dasein sei für die Literatur zerstörerisch, und das, was er schriebe, hätte mit Literatur nichts zu tun.« Vor der Erzählung Die Abwesenheit entstand im April 1985 Die Abwesenheit. Eine Skizze ; siehe P. H., Die Abwesenheit. Eine Skizze , S. 7-20.
534 [429; handschriftlich; Ansichtskarte: »Salzburg, Erzabtei St. Peter«]
[Salzburg]
24. März 1987
Lieber Siegfried,
Du warst wieder einmal erfreulich zuhörbereit in Frankfurt. 1 So möchte ich noch einmal wegen einer Auswahl der Gedichte von Alfred Kolleritsch in der » BS « mit Dir anfangen. »Ich« würde eine edle Vorbemerkung schreiben und selber die Gedichte auswählen. Bitte, antworte beizeiten. – Inzwischen brenne ich, das Stück hinzulegen und fasse mich in Geduld, damit die Sache selber Fassung bekommt. – An Fellinger habe ich eine Variante für den Umschlag von »Die Abwesenheit« geschickt. – Herzlich,
Dein Peter
1
P. H. war am 22. und 23. März 1987 in Frankfurt am Main, wo er S. U. traf und mit R. Fellinger Die Abwesenheit lektorierte.
[430; Anschrift: Salzburg]
Frankfurt am Main
27. März 1987
Lieber Peter,
ich danke Dir sehr herzlich für Deine Karte vom 24. März. Ich bin erleichtert, daß Du Deinen Besuch in guter Erinnerung hast. Ich hatte manchmal den Eindruck, daß Du an diesem Tag eine innere Schwierigkeit zu bewältigen hattest.
Alfred Kolleritsch in der »Bibliothek Suhrkamp«. Ich mußte Dir das schon in Salzburg sagen – das ist eine sehr komplizierte Entscheidung. Die »Bibliothek Suhrkamp« ist ein
535 herausragender Ort, nicht nur bei den Suhrkamp-Autoren, sondern auch im Gesichtsfeld der Öffentlichkeit. Es gibt einige Lyriker, die immer wieder den Anspruch angemeldet haben, dort vertreten zu sein. Das Ganze muß also wirklich reiflich überlegt und im Hause auch noch einmal mit den Lektoren besprochen werden. Einfacher zu lösen wäre eine Ausgabe in den »suhrkamp taschenbüchern«. Hier würde auch Dein Freundesdienst in mehr heimischer Umgebung und nicht so sehr in weltliterarischen Bereichen stattfinden. 1
Die Variante für den Umschlag »Die Abwesenheit« überzeugt mich sehr. Wir leiten das an Herrn Michels weiter.
Ich dampfe am Sonntag gen USA . Am 7. April werde ich wieder zurück sein. Ich hoffe, wir sehen uns dann bald. 2
Herzliche Grüße
Dein
[Siegfried Unseld]
1
Alfred Kolleritsch, Gedichte . Ausgewählt und mit einem Vorwort versehen von Peter Handke, erschien 1988 als Band 1590 der suhrkamp taschenbücher .
2
S. U. hielt sich zwischen dem 29. März und 7. April 1987 in New York und Boca Raton auf.
[431; handschriftlich; Anschrift: Salzburg; Ansichtskarte: »Tranquil Boca Raton, Florida«]
6. April 1987
Lieber Peter,
des Meeres und der sowieso Wellen. Sonne. Und nun zum 3. Mal langsam, Wort für Wort, Dein Ms gelesen: ein Stück großer Poesie. Meine Bewunderung für die Geschichte + ihren Verfasser.
Herzlich
Dein Siegfried
536 [432; Anschrift: Salzburg]
Frankfurt am Main
6. Mai 1987
Lieber Peter,
mit Enthusiasmus habe ich einen Text für die Vertreter geschrieben und das Buch ihnen auch vorgestellt. Ich hatte den Eindruck, daß es gut aufgenommen wurde.
Jetzt habe ich aus diesem Vertretertext einen knapperen destilliert, dieser ist weithin zurückhaltender und viel weniger explikativ. Ich wollte das auch nicht tun, um nicht die Imagination des Lesers allzu sehr festzulegen. Bitte, sage mir, ob Dir dieser knappe Text für die Ankündigung genügt. Falls du Änderungen möchtest, gibst Du mir sicher an, in welcher Richtung Du sie haben möchtest.
Ich hoffe, daß es mir möglich sein wird, nach Asolo zu kommen. Ganz sicher ist das noch nicht, und wenn ich komme, bin ich auch nur am Abend vor der Verleihung und bei der Verleihung anwesend und muß danach wieder zurück nach Frankfurt und Amsterdam zum 90. Geburtstag von Norbert Elias. 1
Herzliche Grüße
Dein
[Siegfried Unseld]
Anlage
[S. U., Vorschautext für Die Abwesenheit ]
Peter Handkes neues, episches Werk gibt sich bewußt als Märchen, als eine Prosaerzählung phantasievoller Begebenheiten, nicht an Kausalität, nicht an Raum und Zeit gebunden. Goethe hatte sich ein Leben lang geweigert, das Geheimnis seines »Märchens« zu entschlüsseln, welches er
537 an die letzte Stelle seiner »Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten« stellte, damit diese »ins Unendliche ausliefen«. Es sei ein »Kunststück«, biete
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