Der Briefwechsel
Liebhaber , in: P. H., Langsam im Schatten , S. 33ff.] Wir sollten versuchen, für die ›Bibliothek Suhrkamp‹ eine Auswahllizenz von Rowohlt zu erhalten. Er würde sie machen und einen Text dazu beisteuern. [Nicolas Born, Gedichte . Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Peter Handke, erschien am 22. Mai 1990 als Band 1042 der Bibliothek Suhrkamp . Das Nachwort trug den Titel Kleine Chronik des Märchens eines Lebens (an Hand der Gedichte von Nicolas Born) .] Der Film ›Der Himmel über Berlin‹, er hat ihn noch nicht gesehen und freute sich über meine Freude an dieser, wie ich meine, herausragenden, ja faszinierenden filmischen Realisierung [P. H. verfaßte mit Wim Wenders und Richard Reitinger das Drehbuch zu Der Himmel über Berlin . Regie: Wim Wenders, Musik: Jürgen Knieper, Kamera: Henri Alekan, Schnitt: Peter Przygodda. Es spielten Bruno Ganz, Solveig Dommartin, Otto Sander, Curt Bois, Peter Falk, Hans-Martin Stier, Annelinde Gerstl. Das Buch Der Himmel über Berlin erschien 1987 im Suhrkamp Verlag].« P. H. feierte seinen 45. Geburtstag in Dubrovnik gemeinsam mit Gustav Januš und R. Fellinger.
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S. U. verbrachte die Zeit zwischen dem 27. November und dem 10. Dezember 1987 in der Kurklinik Buchinger in Überlingen.
[442; handschriftlich; Ansichtskarte: »Thessaloniki – St. Nicholas-Orphanos«]
16. Dezember 1987
Lieber Siegfried,
der Zug schaukelt, und so schreibe ich langsam, daß ich Dir einen Weihnachtswunsch nach Deutschland zustandebringe. Ich bin gerade unterwegs von Thessaloniki nach Larissa. Meistens bin ich guter Dinge, auch weil die Dinge gut sind. 1
Freundliche Grüße,
Dein Peter
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545 P. H. reiste nach dem 6. Dezember 1987 von Dubrovnik über Titograd (Podgorica), Skopje, Ohrid, Bitola, Florina, Thessaloniki, Larissa, Ioannina, Dodona, Patras, Tripoli, Levidi, Argos, Nauplion, Nea Kios, Epidauros, Korinth, Archea Nemea, Athen nach Kairo (dort traf er am 3. Januar 1988 ein), von wo er am 8. Januar 1988 nach Paris flog (siehe P. H., Gestern unterwegs , S. 25-72). In Mein Jahr in der Niemandsbucht unternimmt der Sohn des Ich-Erzählers eine ähnliche Reise durch Jugoslawien und Griechenland, S. 677-684.
546 1988
[443; handschriftlich; Ansichtskarte: »Shin-Yakushiji Temple Nara«]
Nara
2. März 1988
Lieber Siegfried,
nur, um Dir zu sagen, daß ich meistens gar nicht so schlechter Dinge bin. »Fremd« ist man ja überall, und kann darum für Momente vielleicht umso vertrauter oder neuer werden. Ich glaube, es ist für mich fruchtbar hier, obwohl ich ohne Plan bin, und ich möchte noch zwei, drei Wochen mich erkundigen.
Herzlich, mit Dank für die eine Hotelwoche, 1
Dein Peter
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Am 15. Februar 1988 trafen sich P. H. und S. U. in Amsterdam. In der Chronik ist unter diesem Datum vermerkt: »In Amsterdam, dies ist mein einziger Grund, treffe ich Peter Handke. Es ist eine letzte Möglichkeit, ihn vor seinem Aufbruch nach Japan zu sehen. […] Im Stedelijk-Museum mache ich für mich eine wichtige Entdeckung; Piet Mondrian ist Holländer, ich habe das verdrängt, aber er begann als figurativer, gegenständlicher Maler. Unvergeßlich wird mir seine rostbraune Windmühle sein. Wie dieser Bruch zu erklären ist? Peter Handke steht begeistert vor einer der letzten Arbeiten von Mark Rothko. Er wollte über diesen Maler schreiben, und er steht lang vor diesem expressionistisch-abstrakten Bild mit den Flächen dunkelblau und dunkelgrau. Rothko, dieser jüdische, imaginative, aus Ost-Europa stammende Maler, brachte in die Moderne Kunst wieder neu Religiosität und Erlösungssehnsucht. Handke steht vor diesem Bild und sagt immer wieder: es ist eine Selbstbehauptung, eine Selbstbehauptung, eine Selbst
547 behauptung. Ich sehe hier eher eine tragische Verdüsterung in diesen Bildern. Dann gehen wir wieder spazieren, essen schließlich in einem Lokal, wir machen eine tour d'horizon, er ist freundlich, liebenswürdig; er hat ein zärtliches Verhältnis zur Literatur, und nun will er ins Fremde aufbrechen. Ich stelle ihm noch ein Hotel in Tokyo in Aussicht, er muß mir versprechen, daß er sich zunächst an die Botschaft bzw. das Goethe-Institut hält, um die ersten Schritte machen zu können.«
Am 17. Februar 1988 flog P. H. von London nach Tokyo, wo er sich bis zum 25. Februar im Hotel Okura aufhielt; danach war er in Kyoto, Nara, Morioka, Aomori, Sendai, Matsushima, Tokyo, Kamakura, Nikko – von Tokyo flog er am 14. März 1988 nach Anchorage (siehe
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