Der Briefwechsel
handschriftlichen Vermerk von S. U.: »erl[edigt]«.
2
Am Rand der Zeile mit dem unterstrichenen Wort »Foto« hat P. H. handschriftlich vermerkt: »vielleicht verwischt«.
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Klaus Hoffer, Unter Schweinen , in: manuskripte , Heft 19, 1967, S. 8-14.
[43; Anschrift: ]
Frankfurt am Main
21. März 1967
Lieber Herr Handke,
Sie unterschätzen meine Kräfte, wenn Sie glauben, ein langer Brief von Ihnen würde meine durch den Urlaub gestärkten Kräfte schwächen. Das Gegenteil ist der Fall: ich erstarke an solchen Briefen, auch an Ihrem Widerspruch.
66 Ihre Ausstattungsidee leuchtet mir ein, und zwar alles, was Sie schreiben. Nur die beigelegten Fotos überzeugen mich nicht. Da müssen wir noch etwas Drohenderes, Gefährlicheres, vielleicht auch Rätselhafteres finden. Und dann geben Sie sich einem Trugschluß hin. Eine große Satztype fordert einen großen Satzspiegel, das heißt eine breite Zeile. Sonst hat die große Type kein Verhältnis zum Ganzen der Seiten. Und das wiederum bedeutet, daß wir ein breiteres Format nehmen müßten. Wenn Sie einmal zu mir kommen, zeige ich Ihnen die Erstausgaben von Kafka. Dort wurde auch eine große Type gewählt, aber eben auch ein breiteres Format. Ich bin jedoch mit Herrn Carlé im Gespräch, und wir werden uns da etwas Hübsches ausdenken. Jedenfalls stimme ich mit Ihnen im Hinblick auf den klaren Satz vollkommen überein.
Der Klappentext des Buches macht Sorge. Dr. Bezzel hat einen völlig ungenügenden Text geschrieben, der die Leute mehr abschreckt. Ich will jetzt versuchen, auch aufgrund Ihrer Anmerkungen einen solchen Text zustande zu bringen. Sie werden ihn dann noch sehen, bevor er hinausgeht.
Herzliche Grüße, auch von meiner Frau,
Ihr
[Siegfried Unseld]
[44]
[Düsseldorf-Unterrath]
17. April 1967
Lieber Herr Dr. Unseld,
entschuldigen Sie meine Trägheit. Ich finde auch, daß die Fotoschnipsel, die ich Ihnen geschickt habe, noch zu wenig bedrohlich sind, aber es ist schwierig, weil ich auch kein ein deutiges Schreckensbild möchte. Vielleicht findet der
67 Umschlagentwerfer in Polizeizeitschriften etwas, zum Beispiel blutbefleckte Gehsteige oder Kreidestriche, die die Lage eines Toten auf der Straße bezeichnen, wenn der Tote weggeschafft wird.
Mit geht es sonst gut, ich hoffe, daß das Stück noch vor dem Herbst fertig ist.
Mit herzlichen Grüßen
Ihr
Peter Handke
Ihre Sekretärin fragte nach der Adresse des jungen Autors Klaus Hoffer: sie (die Adresse) ist Graz, Goethestraße 48. Prof. Höllerer wird übrigens wahrscheinlich einen Abschnitt aus dem entstehenden Roman bringen. 1
1
Klaus Hoffer, Säcke , in: Akzente , 5/1967, S. 407-410.
[45; Anschrift: ]
Frankfurt am Main
20. April 1967
Lieber Herr Handke,
schönsten Dank für Ihren Brief vom 17. April. Ich höre Gutes von der Berliner Aufführung und überhaupt von Ihren Erfolgen. 1 Wir wollen alles gut nützen, um Ihrem neuen Buch zu besonderer Wirkung zu verhelfen.
Sie wissen, daß die Umschläge des Verlages Willy Fleckhaus entwirft. Er ist mit großer Freude für die Arbeit an Ihrem Umschlag bereit. Nun wohnt er ganz in Ihrer Nähe. Ich habe Herrn Fleckhaus Ihre Telefonnummer gegeben. Stimmt sie noch (633 155)? Herr Fleckhaus wird Sie anrufen. Wenn irgend möglich, treffen Sie sich doch mit ihm. Die Unterredung wird für Sie nicht ohne Gewinn sein;
68 Herr Fleckhaus ist einer der ersten Buchgestalter, die wir überhaupt haben, ein Mann mit großem internationalem Erfolg.
Herzliche Grüße
Ihr
[Siegfried Unseld]
1
P. H., Publikumsbeschimpfung , hatte in der Regie von Günther Büch am 6. April 1967 Premiere im Forum Theater Berlin.
[46; Rundbrief an Autoren des Suhrkamp und Insel Verlags; Anschrift: 1 ]
Frankfurt am Main
27. April 1967
Lieber Herr Handke
ich komme heute mit einer Bitte zu Ihnen. Wir müssen etwas für die »sammlung insel« tun und hatten die Idee, einen Prospekt zu erarbeiten, in dem »Autoren von Rang« über die sammlung insel berichten. Wäre es möglich, daß Sie mir ein paar Zeilen über einen Band, über zwei Bände oder über das ganze Unternehmen oder seine Tendenz schreiben? Ich wäre Ihnen sehr dankbar.
Schönste Grüße
Ihr
Siegfried Unseld
1
Diesen Rundbrief auf Bögen des Insel Verlags sandte S. U. an mehrere Verlagsautoren (u. a. Adorno, »So müßte ich ein Engel und kein Autor sein« , S. 585, Bernhard, Bernhard-Unseld , S. 54). Obwohl der Brief nicht
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