Der Briefwechsel
Band 68) und Die Ermittlung (Uraufführung 1965, Druck im selben Jahr im Hauptprogramm).
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S. U. kündigte Chris Bezzel schriftlich ohne Begründung am 16. Januar 1967 zum 31. März 1967. S. U. zog wegen der Ungültigkeit einer solchen Kündigung seine zurück, worauf Chris Bezzel seinerseits zum selben Datum kündigte. Über die Gründe der Kündigung äußerte sich Bezzel im Rückblick: »bei der buchmesse 1966 bei unselds [Klettenbergstraße 35] hatte ich – martin walser war beteiligt – ein streitgespräch über den vietnamkrieg der amerikaner mit rudolf walter leonhardt von der ZEIT . ich blieb hartnäckig, leonhardt regte sich auf, sagte zu andern: wo habt ihr denn den her? walser nannte mich am nächsten tag den ›leonhardt-ärgerer‹. unseld empfand mein verhalten – was ich seit langer zeit verstehen kann – als illoyal und schnitt mich darauf hin im verlag.« (Brief vom 24. Juni 2012 an Wolfgang Kaußen) Seine Kündigung teilte Bezzel P. H. mit. Der schrieb in einem Brief an ihn vom
61 22. Januar 1967: »Selbstverständlich denke ich nach, ob und was ich Herrn Unseld schreiben soll. Ich weiß nicht, ob ich den Verlag wechseln kann, ich könnte natürlich, aber im Augenblick bin ich nicht klar. Was er mit Dir angefangen hat, ist einfach empörend, und Dir mangelnden Kontakt mit Autoren vorzuwerfen, eine bewußte Lüge. Er wird doch wissen, wie Du etwa zu Ror Wolf und zu mir stehst, und ich weiß, wie sehr Du Dich um unbekannte Autoren gekümmert hast. Soll jetzt wohl jede Progression ausgeschaltet werden?« Gisela Dischner, die spätere Ehefrau von Chris Bezzel, schrieb an Paul Celan unter dem Datum des 16. Januar 1967: »Chris ist soeben gekündigt worden. Grund: Unseld kann nicht ›so recht mit ihm warm werden‹ und seine ›Ästhetik‹ ist ihm zu schwierig und modern (was U. darunter versteht). ›Er legt zu viel Wert auf Lyrik‹ etc. Kein Vorwurf im Detail. Allerdings, er werde zu wenig informiert, man habe keinen Kontakt mit ihm, Unseld. – Chris war eben nicht kompromißbereit und sagte zu ehrlich seine Meinung […] und wahrscheinlich kann man das nicht mit einem Lektorendasein vereinbaren.« (Paul Celan–Gisela Dischner, Briefwechsel , S. 41)
[41; Anschrift: ]
Frankfurt am Main
31. Januar 1967
Lieber Herr Handke,
ich bedanke mich für Ihren Brief vom 27. Januar. Es ist sehr freundschaftlich von Ihnen, daß Sie sich so für die Belange von Herrn Dr. Bezzel einsetzen. Ich hatte natürlich meine Gründe für meine Haltung, die ich Ihnen bei Gelegenheit gerne mitteile. Dr. Bezzel und ich sind jetzt übereingekommen, daß ich meine Kündigung zurückziehe und er von sich aus zum 31. März kündigt. Im übrigen hat mir Dr. Bezzel gesagt, daß die Mitteilung, die Sie mir in Ihrem Briefe machten, wonach er Ihr Manuskript nicht lektoriere und nicht lektorieren werde, nicht der Wahrheit entspricht.
62 Er wird das Manuskript selbstverständlich lektorieren und sitzt auch schon darüber. Bis Ende dieser Woche will er die Lektüre und ein Gutachten abgeschlossen haben.
Ich selbst hatte das Manuskript in meinen Urlaub mitgenommen, es dort auch gelesen und mich gefreut, ein publikables Buch zu haben. Über einzelnes werden wir reden müssen. So viel zu Ihrem Brief. Was Sie über die Entwicklung der Literatur in Deutschland schreiben, verstehe ich von Ihrem Standpunkt aus. Der meine ist in manchem etwas anders, und vor allem glaube ich, soll man sich bei Prognosen vor allgemeinen Urteilen hüten. Ich halte es mit der Pranke des Löwen, mit der Kraft des Dichters, der immer wieder Formen zerbricht und neue schafft.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
[Siegfried Unseld]
[42]
[Düsseldorf-Unterrath]
16. März 1967 1
Lieber Herr Dr. Unseld,
man hat mir zwar gesagt, Sie seien noch auf Urlaub, aber vielleicht sind Sie schon zurück, wenn dieser Brief ankommt.
Inzwischen haben sich bei mir einige Bitten über die Ausstattung meines Buches angesammelt. Sie gehören eigentlich alle zusammen und sind folgerichtig. Die erste: das Buch in seiner Ausstattung überhaupt einem Kriminalroman anzugleichen (nicht gleichzumachen). Dazu gehören etwa folgende Merkmale, die mir sehr zusagen: das Buch sollte nicht seriös gebunden, sondern broschiert sein wie alle Kriminalromane. Dazu würde mir etwa das Format ge
63 fallen, das die »rororo«-thriller (Entschuldigung) haben: schmal, aber recht hoch (ein richtiges Schmökerformat, obwohl das Buch ja gerade kein Schmöker
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