Der Briefwechsel
Formulierung gebraucht wird: ›Mein Text ist Wort für Wort ein Friedenstext.‹ Und im übrigen: in der Öffentlichkeit sei soviel über die Kriegsbemühungen Serbiens gesprochen worden, aber im Grunde genommen über das Land selbst und seine Bewohner sei nichts geschrieben worden.« P. H. las aus dem Buch in Hamburg (Thalia Theater, 18. Februar), Frankfurt (Schauspiel, 25. Februar), München (Universität, 4. März), Wien (Akademietheater, 18. und 24. März), Graz (Exit, 19. März), Klagenfurt ( ORF , 20. März), Ljubljana (Drama, 21. März), Salzburg (Osterfestspiele, 29. März), Leipzig (Altes Rathaus, 30. März), Heidelberg (Universität, 30. Mai), Stuttgart (Staatstheater, 2. Juni) sowie Essen (Theater, 10. Juni).
662 [545; Anschrift: Chaville]
Frankfurt am Main
8. März 1996
Lieber Peter,
Du wolltest Ivo Andrić, »Der verdammte Hof«, aus der »Bibliothek Suhrkamp«. Das Buch schicke ich Dir anliegend. 1
Herzliche Grüße
[Siegfried Unseld]
1
Ivo Andrić, Der verdammte Hof , erschien in der Übersetzung von Milo Dor und Reinhard Federmann 1957 als Band 38 der Bibliothek Suhrkamp .
[546; handschriftlich]
[Chaville]
12. März 1996
Lieber Siegfried,
danke für den »Verdammten Hof« von Ivo Andrić, ich habe schon mit Lust zu lesen angefangen. – Die Zeilen Rilkes, wohl aus einem Brief?, zu meinem Serbien mir zugeschickt, lauten: »Es ist so begreiflich, daß die Menschen ungeduldig geworden sind, – und doch, was tut jetzt mehr not als Geduld, Wunden brauchen Zeit und heilen nicht dadurch, daß man Fahnen in sie einpflanzt. Irgendwie anders muß die Welt in ein haltbares Bewußtsein eingehen, und vielleicht wird das Erste, woran sie sich wiederfindet, ein ganz Unscheinbares, jedenfalls ein Unsägliches sein!« (1919) 1
Ich bin etwas müde – Du siehst es an meiner Wackelschrift –, aber sonst nicht schlechter Dinge, vor ein paar Ta
663 gen die ersten Zitronenfalter, wie vor einem Jahr, als ich das Stück beendete.
Ich hoffe, Du hast Ulla ausgerichtet, wie aufgeweckt ich wurde von ihrem Text (?) zu Felsenstein. 2
So grüßt Dich herzlich
Peter
Vor genau 6 Jahren habe ich das Haus in Chaville gekauft.
1
Brief von Rainer Maria Rilke an Anni Mewes vom 12. September 1919, in dem er Heinrich Vogeler, Über den Expressionismus der Liebe. Der Weg zum Frieden (1918 zuerst veröffentlicht) kritisierte; siehe Rilke, Briefe , S. 605.
2
Ulla Berkéwicz, Es hängt von uns ab, was wirklich ist. Zu Theorie und Vision des Regisseurs Walter Felsenstein , in: Frankfurter Allgemeine Zeitung , 10. Februar 1996.
[547; Anschrift: Chaville]
Frankfurt am Main
5. Juni 1996
Lieber Peter,
hier zwei Entwürfe für den Umschlag »Zurüstungen für die Unsterblichkeit«. Für welche Schrift möchtest Du Dich entscheiden? 1
Schöne Grüße
[Siegfried Unseld]
1
Die Anlage ist nicht ermittelt.
664 [548; Anschrift: Chaville]
Frankfurt am Main
24. September 1996
Lieber Peter,
bevor ich in den Strudel der Buchmesse eintauche, möchte ich Dir noch einmal schreiben und Dir sagen, daß ich mich über unser Gespräch am Samstag sehr gefreut habe und freue. Ich danke Dir für die Widmung, die Du mir in das Buch geschrieben hast, Victor und Fels passen ja irgendwie zusammen. 1
Ich habe Ulla Deine Wertschätzung ihres »Felsenstein«-Textes mitgeteilt, und auch sie freut sich, daß Du sie in der Widmung erwähnt hast. Wir alle hoffen bald auf ein weiteres Treffen.
Herzlich
[Siegfried Unseld]
P. S.: Ich schicke Dir den »Buchreport« mit, die Auflage von 10.000 Exemplaren ziert Deinen »Sommerlicher Nachtrag …«.
1
P. H. und S. U. trafen sich am 21. September 1996 in Paris zur Übergabe des ersten Exemplars von Sommerlicher Nachtrag zu einer winterlichen Reise . Die Widmung lautet: »für den großen Siegfried / ja (Victor) / von Peter / (= Stein = Fels?) / am 21. September 1996 / mit Freude, wie Du mitgehst mit / dem und jenem / (= ich) / Schreiben. (Le Duc Montparnasse) / und Gruß an Ulla, die mit ›Felsenstein‹ alle Poetik gültig dramatisiert hat.«
665 [549; handschriftlich]
[Chaville]
25. September 1996
Lieber Siegfried,
jener Abend am Montparnasse – so lang und so nah trotzdem erscheint es mir, daß ich »jener« denke – war, wie vielleicht kaum je, einer des Einvernehmens zwischen uns, jenseits jeder Rolle, und ich habe an Dir eine Solidarität gespürt, die auch wiederum jenseits von Autor, Verleger, Erfolg usw. spielte – ein Da-Sein, mit dem
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