Der Briefwechsel
Telefonkarte, und ich habe sie blöderweise nicht wieder zurückgegeben. Hier liegt sie an.
Bis bald und herzliche Grüße, bitte auch an Sophie, die an diesem Nachmittag wunderbar aussah,
Dein
[Siegfried Unseld]
P. S.: Möchtest Du am 24./25. Februar in Königstein wohnen? Es ist Internationale Frankfurter Messe …
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660 P. H., Gerechtigkeit für Serbien. Eine winterliche Reise zu den Flüssen Donau, Save, Morawa und Drina , erschien in den Wochenendausgaben der Süddeutschen Zeitung am 5./6. und 13./14. Januar 1996. Das Buch wurde unter dem ursprünglichen Titel Eine winterliche Reise zu den Flüssen Donau, Save, Morawa und Drina oder Gerechtigkeit für Serbien am 2. Februar 1996 im Suhrkamp Verlag veröffentlicht. S. U. traf P. H. und Sophie Semin am 1. Februar 1996 in Paris. In seinem Reisebericht Paris, 1. Februar 1996 , notierte S. U.: »Treffen mit Peter Handke um 15 Uhr in der Closerie des Lilas, jenem Ort und fast an jenem Tisch, an dem wir vor 20(?) Jahren mit Beckett zusammengetroffen waren [siehe Brief 128, Anm. 1]. Als erstes zeigte mir Handke seine Korrekturen des Interviews mit der ›Zeit‹. Ich hatte am Vorabend in meinem Telefonat seine wenig freundlichen Bemerkungen über die Buchausgabe kritisiert. Er hatte das von sich aus korrigiert, doch die ›Zeit‹ hat das irgendwie nicht mehr geschafft. Willi Winkler entschuldigte sich dafür in einem Brief. [Das Interview mit Willi Winkler, »Ich bin nicht hingegangen, um mitzuhassen« erschien in: Die Zeit , 2. Februar 1996. Dort wird P. H. zitiert mit den Sätzen: »Wäre die ›Süddeutsche‹ nicht gewesen, hätte ich den Serbien-Text als Buch publizieren müssen, was mir überhaupt nicht gefallen hätte. Was hat das für einen Sinn, wenn das als Büchel herauskommt, dachte ich. Da sah ich wirklich die Zeitung als mein Heil. Ich werde diese komische Zeitung dafür immer hochhalten.«] Ich übergab ihm das Buch, die äußere Form gefiel ihm sehr. Er blätterte Minuten in dem Buch und schien sehr zufrieden. Dann berichtete ich ihm über unsere Vereinbarungen und Bemühungen um die Lesereise und ihre zeitliche Einordnung. Er anerkannte das. Dann seine Frage: Ist dies richtig? Ich mußte ihm berichten von unserer Überlegung, die wir am Vortag in der Postkonferenz angestellt hatten, und er war sichtlich erleichtert über den Vorschlag, die Reise auf drei Orte zu konzentrieren. Er schlug sofort vor: Berlin, Frankfurt, München; später Wien. Vor balkanischen Orten habe ich ihn gewarnt. [Im Interview mit Winkler, Die Zeit , 2. Februar 1996, hatte P. H. erklärt: »Und dann habe ich mir überlegt, ich muß das vorlesen. Zum ersten Mal seit zwanzig Jahren wollte ich wieder öffentlich lesen. Meine Idee war auch, daß es nach Deutschland und ein, zwei österreichischen Städten weitergeht nach Ljubljana, Zagreb, Belgrad, vielleicht nach Sarajevo.«]
661 Nach einiger Zeit sagte er, er würde lieber in Hamburg als in Berlin lesen, dies auch wegen Wolfgang Wiens, der sich ja um sein neues Stück sehr bemühen wird. Wir sprachen dann über Einzelheiten dieser Veranstaltung. Sie müßte in jedem Fall ›moderiert‹ sein, in Hamburg von Wolfgang Wiens, in Frankfurt von mir, in München von Peter Hamm. Ein ungemein sensibles Gesprächsthema war das Thema einer Diskussion. Anfänglich bestand er darauf, keine Diskussion zu führen, die auch zu nichts führe, vielleicht auch nur zum Skandal. Ich mußte ihm sagen, daß auch bei einer Nicht-Diskussion oder gerade bei einer Nicht-Diskussion die Gefahr eines Eklats bestünde. Er regte dann an, daß nach der Lesung an einem Tisch drei, vier Personen Platz nehmen sollten (und er würde es auch tun), die zunächst die Lesung und das Buch besprechen und dann auf Fragen eingehen sollten. Ihm war klar, daß alle Veranstaltungen unter Polizeischutz zu stehen haben. Ein weiteres sensibles Thema war das Honorar. Er war ja mit DM 1.500.– nicht einverstanden. Ich erklärte ihm die Situation (die ja nun bei nur drei Veranstaltungen etwas einfacher war). Er bat aber dann um eine andere Lösung, um die Angabe: ›Der Autor bittet gleichzeitig die Veranstalter, nach Abzug der Unkosten die Einnahmen auf ein Konto zu überweisen.‹ (Das R. Fellinger bei der Zeitschrift ›Freitag‹, die dieses Konto veröffentlicht habe, erfragen sollte.) Der Suhrkamp Verlag übernimmt die Reise- und Aufenthaltskosten von Peter Handke. Zum Signieren sei er bereit. Ihm ist wichtig, daß bei unseren Anzeigen folgende
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