Der Briefwechsel
nicht, übernehme ich das. Wir hatten leider keine Gelegenheit, in dieser Sache mit Dir Verbindung aufzunehmen. Ich hoffe, Du verstehst das.
Wir sind eben wieder nach Hause gekommen. Sehen wir uns bald?
Herzliche Grüße
Dein
[Siegfried Unseld]
1
Der Haftbefehl erging wegen eines Verkehrsvergehens aus dem Jahr 1970. Hildegard Unseld zahlte den Betrag am 30. November 1971.
222 1972
[174; Anschrift: Kronberg]
Frankfurt am Main
27. Januar 1972
Lieber Peter,
leider haben wir uns in Fribourg nicht getroffen. 1 In meinem Gepäck hatte ich ein Leseexemplar und einen weiteren Umschlagandruck, so wie wir das vereinbart haben. In der endgültigen Ausstattung würden ja jede der beiden Fassungen noch cellophaniert. Meine Meinung hat sich, wenn ich die Umschläge in Ruhe und aus der Distanz ansehe, bestärkt. Ich bin entschieden für den Fleckhaus-Umschlag. Ich mache mit den beiden Umschlägen auch einen gewissen Test mit den Besuchern, die hier in mein Büro kommen. Ich habe bisher niemanden gefunden, dem der Umschlag mit der großflächigen Zeichnung besser gefiele. Ich würde mich sehr freuen, wenn Du doch »unserer« Lösung zustimmen könntest. Es ist einfach mehr ein Suhrkamp Buch, während das andere auf ganz andere Verlage hindeuten könnte, und ich sehe ja mehr und mehr, wie wichtig das ist. 2
Wann sehen wir uns? Ich bin in der nächsten Woche zwar hier in Frankfurt, aber sehr viel mit Terminen belastet. Am Freitag gehe ich dann für ein paar Tage zum Skifahren. Ich werde am 11. wieder zurück sein. Ich möchte Dich dringlich sprechen. Falls Du in den Tagen nach dem 11. nicht erreichbar bist, könnten wir uns am Freitag, dem 18., in der Klettenbergstraße treffen. Hilde serviert eine Fisch
223 suppe, und wir könnten uns im Anschluß daran unterhalten.
Herzliche Grüße,
auch für Libgart,
Dein
[Siegfried Unseld]
1
S. U. hielt sich mit Günter Eich am 24. Januar in Fribourg auf. P. H. hatte am Vortag dort eine Lesung und war bereits abgereist.
2
Der Klappenbroschurumschlag von P. H., Der kurze Brief zum langen Abschied , zeigte eine Zeichnung von Peter Pongratz; er war cellophaniert.
[175; Anschrift: Kronberg]
Frankfurt am Main
3. Februar 1972
Lieber Peter,
leider sehen wir uns vor meiner Abreise nicht mehr. 1 Ich hätte Dich sehr gerne gesprochen. Einmal höre ich von Beckermann, Du schriebest eine neue Arbeit für den Residenz-Verlag. Bitte, laß uns darüber noch einmal ein Gespräch führen, bevor Du Dich hier definitiv verpflichtest. Mir läge sehr viel daran.
Und zum Vertragspunkt »Der kurze Brief zum langen Abschied«: wegen der Gleichbehandlung der Autoren läge mir daran, daß wir die 15 % Honorar einsetzen ab dem 100.000. Bitte, hab dafür Verständnis. Ich habe fest mit diesen Honorarsätzen kalkuliert, sonst hätte der Band ja von vornherein einen anderen Ladenpreis haben müssen. Im übrigen ist die Frage der Erreichung von 100.000 Exemplaren kein »Witz«, sondern ein von mir angestrebtes und,
224 wie ich meine, auch innerhalb eines Jahres erreichbares Ziel. 2
Herzliche Grüße
Dein
[Siegfried Unseld]
1
S. U. fuhr vom 4.-10. Februar 1972 nach Sankt Moritz; am 11. Februar traf er sich in Zürich mit Adolf Muschg. Das Fischsuppenessen am 18. Februar 1972 fand unter Anwesenheit von P. H. in größerer Runde statt.
2
Im Zusammenhang mit den Gesprächen über den Verlagsvertrag zu Der kurze Brief zum langen Abschied , der ein generelles Honorar von 12,5 % des Ladenpreises vorsah, hatte P. H. am 30. Januar 1972 an Helene Ritzerfeld auf einen Vorschlag von S. U. (12,5 % bis 100.000 Exemplare, 15 % danach) geantwortet: »also ein Einigungsvorschlag: 15 % ab 50 000. Die 100 000 sind eh nur eine unerreichbare Utopie und insofern ein Witz.«
[176; handschriftlich]
Kronberg
13. Februar 1972
Lieber Siegfried,
gern komme ich am 18. 2. in die Klettenbergstraße 35 zum Mittagessen. Ich bitte nur, das Kind mitnehmen zu dürfen.
Die Geschichte, die ich gerade geschrieben habe (bis jetzt ohne Titel), ist eine abstrakte Biographie meiner Mutter, ca. 60-70 Buchseiten. Ich habe Herrn Beckermann schon gesagt, daß ich den Text dem Residenz Verlag überlassen werde, vor allem auch, um mich erkenntlich zu erweisen dafür, daß dieser Verlag die Aufhebung meines drohenden Einberufungsbefehls zum österreichischen Bundesheer erwirkt hat. Ich habe ihn dem Verleger auch schon zugesagt,
225 ja, das Schreiben war eine Reaktion auf seine Hilfe. Natürlich werde ich mit
Weitere Kostenlose Bücher