Der Briefwechsel
anschließende Abend war angenehm. Vielleicht war doch die Zahl der Gäste (240 Personen) etwas zu groß. Aber insgesamt schien mir alles rundum gelungen.« Das »Mappenwerk«, eine eigens zu diesem Zweck hergestellte Mappe im DIN - A 3-Format, beinhaltete die Reaktionen auf ein von Max Frisch und Uwe Johnson im Juni 1973 an Autoren des Suhrkamp und Insel Verlags gerichtetes »Zirkularschreiben«: »Im Herbst nächsten Jahres hat Siegfried Unseld, unser Verleger, seinen fünfzigsten Geburtstag. Die beiden Unterzeichner dieses Briefes laden Sie zu einem gemeinsamen Geburtstagsgruß ein, der nicht eine Festschrift sein soll, sondern eine Mappe mit zeichnerischen Beiträgen.« Der Beitrag von P. H. bestand aus den ersten Sätzen des Romans Die Stunde der wahren Empfindung und einigen Zeichnungen. Die Irritationen auf seiten von S. U., die mit diesem »Geheimprojekt« verbunden waren, sind dokumentiert in: Johnson– Unseld, Der Briefwechsel , S. 828-833.
[215; Anschrift: Paris]
Frankfurt am Main
2. September 1974
Lieber Peter,
ich schicke Dir einige neuere Rezensionen zu Deinem Buch »Als das Wünschen noch geholfen hat« zu. Ich könnte mir vorstellen, daß Dir die Rezension aus der »Neuen Zürcher Zeitung« doch gefällt. 1
Schöne Grüße
Dein
[Siegfried Unseld]
1
Martin Kraft, Die Sprachlosigkeit des Sprachmächtigen , in: Neue Zürcher Zeitung , 21. August 1974.
267 [216; Anschrift: Paris]
Frankfurt am Main
3. Oktober 1974
Lieber Peter,
Du hast mir ein bewegendes Bild gezeichnet. Eine Geschichte, in die man hineingezogen wird, und Zeichnungen, die diese wahre Empfindung illustrieren. Das ist ein richtiges Kunststück. Ich gratuliere Dir und mir. Nimm meinen herzlichen Dank! Ich werde diesen Text und diese Zeichnungen immer wieder vornehmen und mich da hineinbegeben. 1
Herzlich
Dein
[Siegfried Unseld]
1
Abb. 7 zeigt in verkleinerter Form und in Schwarzweiß den Beitrag von P. H. zum 50. Geburtstag von S. U.
268 1975
[217; handschriftlich; Briefpapier des Steigenberger Hotels Graf Zeppelin, Stuttgart]
Stuttgart
5. Januar 1975
Lieber Siegfried,
der Abend in der Klettenbergstraße war sehr schön, und vor allem friedlich – was selten ist, wenn man von Hotel zu Hotel durch ein abstoßendes Deutschland fährt. Hermann Lenz habe ich hier besucht – und er ist ja jemand, der sich über die Veröffentlichung seiner Bücher im Insel-Verlag tiefer freut als jemand anderer. (Ich möchte gern über »Neue Zeit« dann was in der » FAZ « schreiben.) 1
Ich habe vorgestern und gestern korrigiert und schicke die Korrekturen von hier – weil ich der französischen Post immer noch nichts anvertrauen möchte. Vielleicht kann man sich die Schrift auf dem Umschlag doch mal etwas schlanker vorstellen und das Foto etwas größer. Der Klappentext stimmt an einer Stellen nicht: wo es heißt, daß »seine Frau das Kind entführen läßt«. Wer sagt das? 2
Heute abend fahre ich nach Paris zurück und hoffe, Dich dann dort zu sehen.
Herzlich,
Dein
Peter
1
P. H. besuchte Hermann Lenz am 4. Januar 1975 in Stuttgart. Im Oktober 1974 hatte Lenz eine Kopie des Typoskripts von Neue Zeit an P. H. gesandt. Am 11. Dezember desselben Jahres schrieb
269 er Lenz: »Ihr Manuskript ›Neue Zeit‹ ist inzwischen gelesen, und ich habe eine Zeit damit verbracht, in der ich sehr lebendig war, manchmal fast ein Wonnegefühl, das den Schädelraum ausfüllte. Ihr Buch ist erschreckend, und der Eugen ist eine Figur, für die es keine literarischen Ausweichmöglichkeiten in irgendwelchen Vorbildern gibt.« (Lenz – Handke, Berichterstatter des Tages , S. 61)
2
P. H. besuchte am 3. Januar 1975 S. U. in der Klettenbergstraße 35 in Frankfurt am Main. In der Chronik hielt S. U. fest: »Besprechung seines Umschlages [ Die Stunde der wahren Empfindung ] und weiterer Arbeiten.« Bei diesem Gespräch hat sich P. H. wahrscheinlich gegen eine Bleistiftzeichnung von Peter Pongratz als Umschlagmotiv entschieden, jedenfalls informierte S. U. am 14. Januar 1975 Peter Pongratz: »Er [P. H.] sah hier einen Umschlagentwurf ›Die Stunde der wahren Empfindung‹ mit seinem Foto [getrocknete Blätter auf Papier] und sah Ihre Bleistiftzeichnung. Er hat sich entschieden, und zwar für die Fotolösung.« Wahrscheinlich erhielt P. H. auch eine Kopie des Ankündigungstextes zu diesem Buch.
[218; Anschrift: Paris]
Frankfurt am Main
10. Januar 1975
Lieber Peter,
schönen Dank für Deinen Brief vom 5. Januar 1975 aus
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