Der Briefwechsel
bei den Ankündigungen vor Erscheinen des Buches die Bücher nach außen hin gleich behandelt werden müssen. Deshalb die alphabetische Folge im gedruckten Programm wie in der »suhrkamp information«. Aber das wird sich ja dann ändern.
Du schreibst, daß Du, nachdem Du die Ziffer 5.000 Exemplare gehört hast, ein »Gefühl der Jämmerlichkeit« hattest. Wiederum kann ich das nicht verstehen. Denn, lieber Peter, ich habe Dir gesagt, daß diese Ziffer die höchste ist, die wir in diesem Frühjahr von einem Buch erreicht haben. Das liegt über den begehrten Hesse-Titeln und über dem Brechtschen »Tagebuch«. Aber ich sagte Dir auch, daß das ein Ergebnis von 1200 Buchhandlungen ist, insgesamt werden ja alleine in der Bundesrepublik 1.200 Buchhandlungen besucht. Und in diesen Ziffern war kein Grossist enthalten und keine Bestellung aus der Schweiz, Österreich und Berlin. Wir liefern das Buch aus, und ich bin dann sicher, daß wir 10 bis 11.000 Exemplare am Tage des Erscheinens ausliefern. Das ist ein gutes Ergebnis, denn wir können mit Sicherheit rechnen, daß eine so große Erstverbreitung kumulierend wirkt.
Was das Werbekonzept betrifft, so haben wir uns vor Erscheinen des Buches auf interne Buchhandelswerbung beschränkt. Die »suhrkamp information« geht in einer Auflage von 40.000 Exemplaren jetzt heraus. Ein Exemplar geht Dir zu. Es handelt sich um Adressen, die wir seit Jahren gesammelt und gefiltert haben. Es sind im spezifischen Sinne literarisch interessierte Leute. Beim Erscheinen sind unsere üblichen Anzeigen in der »Zeit« geplant. Wir werden dann jedoch auch Anzeigen in der »Presse«, Wien und in
279 der »Weltwoche« einschalten. Dann wird es eine Pause von etwa vier Wochen geben, bis die ersten Rezensionen veröffentlicht sind. Diese Rezensionen nehmen wir auf. Es wird dann einen Spezialprospekt geben, den wir in einer Auflage von etwa 150.000 Exemplaren Büchern und Zeitschriften beilegen. Danach sind Anzeigen in der » FAZ «, »Welt am Sonntag« und »Spiegel« geplant. Du kannst also überzeugt sein, daß wir in jeder Weise trommeln werden.
Wenn ich Dich am Telefon frage, was Du machst, so geschieht das aus einem innersten Interesse an Deinen Arbeiten heraus, weder aus Mißtrauen noch aus Verdacht, Du lebtest so in den Tag hinein. Wie kannst Du nur auf so etwas kommen?
Achternbusch »Die Stunde des Todes« erscheint ebenfalls Mitte März, selbstverständlich geht das Exemplar Dir zu. Von Koeppen habe ich noch kein Manuskript. 1
Lieber Peter, es ist gut, daß Du mir das, was Du empfindest, so ausführlich geschrieben hast. Ich hoffe, es ist damit auch ausgesprochen. Ich habe großes Verständnis für Deine Sensibilität, die meine liegt auf einer anderen Wellenlänge, aber das mußt Du auch verstehen. Sei bitte sicher, daß ich Dein Buch sehr mag, ja, daß ich es liebe und daß ich alles in meinen Kräften stehende tun werde, dies durch den Verlag und auch durch den Markt hindurch umzusetzen.
Herzliche Grüße,
Dein
[Siegfried Unseld]
1
P. H., Die Stunde der wahren Empfindung , erschien am 12. März 1975. Herbert Achternbusch, Die Stunde des Todes. Roman , erschien 1975 im Hauptprogramm des Suhrkamp Verlags; der für das Frühjahr 1975 angekündigte Roman von Wolfgang Koeppen, In Staub mit allen Feinden Brandenburgs , wurde nicht fertiggestellt.
280 [224]
[Paris]
7. März 1975
Lieber Siegfried,
vielen Dank für Deinen schönen, ausführlichen Brief. Mein letztes Schreiben wirst Du ja als einen exemplarischen Autorenbrief bewahren können … Trotzdem liegt mir schon daran, zum Beispiel zu klären, dass ich von Dir und vom Verlag nun keine ausserordentliche Werbung verlangte – ich wollte nur so Ideen vermeiden wie vor Zeiten die als Fussball-Aufstellung kostümierte Annoncen-Skizze für »Die Angst des Tormanns beim Elfmeter« … Meine Sorge war also keinesfalls, dass zu wenig Werbung betrieben werden könnte. Deine Ankündigung scheint mir eher zu freigiebig: auf eine Anzeige in der »Welt am Sonntag« z. B. sollte man verzichten können.
Ich wollte auch keinesfalls hindeuten, dass mir mein Buch in Katalogen etc. vernachlässigt vorkäme: im Gegenteil, so wie es ist, alphabetisch etc., ist es mir sehr recht. Wenn ich die vor-fabrizierten blossen Verkaufsbücher andrer Verlage sehe, wird mir schon übel.
Die Zahl 5.000 war also ein Irrtum meinerseits: ich erinnerte mich nämlich, dass Du mir seinerzeit 1 von »Die Angst des Tormanns …« 8.000 vorverkaufte
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