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Der Bronzehändler

Der Bronzehändler

Titel: Der Bronzehändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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Fellen und stöhnte lustvoll. Ihr Körper wiegte sich vor und zurück, ihre Knie zitterten. Karidons Hände lockerten sich, glitten von den Brüsten zu den Hüften, die Finger spreizten sich auf Tamahats Bauch; als sich Karidon ergoss, keuchten er und Tamahat gleichzeitig, stießen heisere Schreie aus und sanken auf die Felle und die zerwühlten Tücher. Sie lagen nebeneinander auf dem Rücken, blinzelten träge in die Sterne und atmeten schwer. Nach einer Weile flüsterte Tama-Hathor-Merit:
    »Vergiss für ein paar Tage das schielende Schiff und das Gold. Ich rede mit Shen Chakaura: er wird den Täter finden und grausam strafen. Alles muss leise vor sich gehen, sonst findet der Schuldige einen Ausweg.«
    Karidon zerquetschte eine Mücke auf seinem Schenkel. »Wir Bronzehändler sind nicht irgendwelche Küstenhändler aus Kit oder Uschu. Wir sind ehrlich wie Merire, Nachtmin oder Ikhernofret. Die Macht deines Bruders sollte groß genug sein, um wenigstens mir Gewissheit zu geben.«
    Tamahat setzte sich auf und fasste das schweißfeuchte Haar im Nacken zusammen. »Die Gewissheit, ein einzigartiger Geliebter zu sein?«
    »Die Gewissheit, dass Bronze, Freundschaft, Späherdienste und Zuverlässigkeit nicht mit Sand statt Gold entgolten werden.«

    DAS SCHREIBT DER OBERSTE VORSTEHER DER SCHREIBER im großen Haus, Nebemechet-Khesefatu, am 10. Tag Pachons, in der zweiten Stunde, im Jahr drei des Goldhorus. Die Schreiber Senneh und Inherchau waren zugegen und schrieben nieder, was Pije-Ipi, der Verwalter von Millionen Wörtern und Zahlen, sprach. Der mächtige Goldhorus, Tatji Ikhernofret, Feldherr Sokar-Nachtmin, Djadjad Cha-Osen-Ra waren zugegen, als Pije-Ipi redete:

    Nachdem Feldherr Sokar-Nachtmin sein Heer gegen die Fürsten des abtrünnigen Schlangengaues, des Vorderen-Atef-Baumes nach Süden, zu den Städten Sauti und Tjeni, geführt hat, um die Macht des Goldhorus zu erneuern und zu festigen ewig und ewiglich, als die Unbotmäßigen gestraft und ihre Macht genommen war, befahl der Goldhorus, dass sich das Heer um Cha-Sobek sammle, den man »den Kahlen« nannte. Waffen aus dem starken Nechoschet-Metall wurden geschmiedet. Am Ende des Jahres Zwei versammelte der Goldhorus zahllose Soldaten und fuhr mit den Schiffen zum langen Bittermeer, ins Land Sekmem oder Sekhem, um die abtrünnigen Retenu zu strafen und unter den Sohlen der Sandalen zu zermalmen. An der Spitze des Heeres kamen Cha-Sobeks Truppen durch die Gaue, die unser Herrscher botmäßig gemacht hatte, und dort jubelte alles Volk. Unser Heer ruderte durch den Kanal und marschierte schnell durch das Land; denn nach der Fahrt der Horus der Brandung war jeder Stein und jede Elle Weges wohlbekannt. Die Zahl unseres Heeres war Million. Die Soldaten kämpften wie die Löwen. Sie umstellten die elenden Retenu und hieben sie nieder. Das geschah bei den Kupfergruben im Land Sekhem und weit nördlich davon. Die fremden Soldaten führte man in die Gefangenschaft.
    In seiner göttlichen Wut drang der Mächtige Stier an der Spitze des Heeres weiter vor und erneuerte die Herrschaft des Reiches über Land und Menschen, Häuser, Bergwerke und Kupferschmelzen. Ihre Götter wurden gestürzt, ihre Tempel zerstört, und man baute neue Tempel für die Götter des Hapilandes. Der Goldhorus ließ Priester kommen und sprach: Ihr sollt Mittler zwischen mir und den Göttern sein im Land Sekmem und dem Volk den Willen der ewigen Götter kundtun. Vom schieren Kupfer meiner Bergwerke soll ein Teil den Tempeln gegeben werden.

    Das Heer kam, reich beladen mit Schätzen aus Kupfer und Edelstein, zurück. Aber der Goldhorus ließ Soldaten im Land, in dessen Städten und Häfen, damit seine Untertanen geschützt sind vor den elenden Retenu. Schreiben gingen in alle Teile beider Länder, damit jedermann wisse, dass unser Herrscher, der mächtige Stier, nach dem Willen der Götter wieder die Krone beider Länder trägt. Viele Händler kommen nun mit ihren Schiffen und können unbedenklich handeln in den Städten südlich von Men-nefer, die wieder dem Goldhorus unterstellt sind. Die Bronzehändler der Horus der Brandung , die in Gubla zerschellte, brachten dem Goldhorus viel neues Nechoschet. Er hat sein Lehen für sie erneuert Jahr um Jahr. Und nun erhebt der Herr im Per-Ao seinen Arm und zeigt nach Süden, zum elenden Kush und zum Land Wawat, und er spricht: Ich habe die Fürsten im fruchtbaren Kêmet und in den Gauen stromauf wieder botmäßig gemacht. Bald werde ich aufbrechen in den

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