Der Bronzehändler
der nassen Beute! Ich bezahl euch nachher. Das begeisterte Dutzend dankt. Ihr habt den Tag gerettet und das neue Schiff. Nochmals Dank; reichen Fang jeden Tag, ihr Schuppenkönige!«
Sie trugen die schweren Fundstücke zur Schenke und versuchten, die nassen Lederknoten aufzufingern. Teile der elfenbeinernen Einlegearbeit der Truhe hatten sich gelöst; Mlaisso stellte sie hochkant in die pralle Sonne. Fluchend zog Jehoumilq das Messer und durchtrennte das Leder. Er kippte den Beutel; Körner rieselten auf den weißgescheuerten Tisch und rutschten von der Spitze des Häufchens. Sie waren stumpf und kantig wie grober Sand, obwohl die Sonnenstrahlen ungehindert darauf fielen. Karidon hob den Kopf und begegnete dem Blick Jehous. Der Kapitän schloss die Augen, unter der Sonnenbräune wechselte sein Gesicht die Farbe; er wirkte alt, grau, verfallen. Er kippte den Beutel; zwischen noch mehr Sand fiel ein faustgroßer Klumpen Kupfer heraus, graugeädert, mit Blei verschmolzen.
»Sand.« Jehoumilqs Flüstern klang, als würde Granit aneinandergerieben. »Horusverfluchter Rômetsand. Und Blei. Unsere Freunde, Karidon: in Kush, Wawat, die Priester, die Kerle in Asmach, oder dein Freund selbst? Diejenigen, die uns überfallen haben? Wer hat uns das angetan?«
Mlaisso griff nach dem nächsten Beutel. Karidon fühlte zwischen den Schulterblättern eisige Kälte. Die Haut von Mlaissos Arm sah wie grober schwarzer Sand aus, seine Finger zitterten. Jehoumilqs Pranke legte sich schwer auf Mlaissos Handgelenk. Er rammte das Messer in die Tischplatte.
»Nichts anrühren. Ich hol den verschlafenen Statthalter. Diesen Hapilandbetrug muss er bezeugen.« Er wollte Sand, Beutel und Kupferblei vom Tisch fegen, aber sein Unterarm blieb zitternd über der Tischplatte schweben. Die Schwäche nagte schmerzhaft in Karidons Knien. Er lehnte sich gegen die Wand und hörte, Jehoumilqs Stimme wie durch nasses Tuch.
»Ihr rührt euch nicht von der Stelle. Keinen Beutel öffnen, ehe ich nicht mit diesem ... Maiherperi, oder wie er heißt, wieder hier bin. Unser Schielschiff können wir bezahlen, wenn wir alle zwei Jahre für Sibon schuften.«
Er lief davon und drängte sich rücksichtslos zwischen Sklaven, Arbeitern und Müßiggängern hindurch. Mlaissos Zeigefinger zerteilte den Sand in wirren Schlangenlinien.
»Wer kann das gewesen sein? Osen-Ra hat es dir selbst gegeben.«
»Ich hab keinen Beutel geöffnet. Aber sie waren immer unter unseren Augen. Niemand hat den Inhalt vertauschen können. Die Beutel in der Truhe ausgetauscht? Undenkbar. Alle haben aufgepasst, bis zur Abfahrt. Wir haben nirgendwo angelegt.« Karidon rollte die Kupferkugel hin und her. »Das bedeutet, dass in den Lagerhallen unter den Vertrauten Chakauras und Ikhernofrets ein Verräter sitzt. Ich sage: Freunde der Gaufürsten.«
»Dieselben Leute, die den Befehl zum Überfall auf dem Hapi gegeben haben?«
»Ahnen wir die Geheimnisse der Palastmauern? Wir kennen nur ein paar zuverlässige und ehrliche Männer. Sokar-Nachtmin schüttet Sand in königliche Goldbeutel? Undenkbar. Chakaura? Er unterschreibt Shafadurollen, hat das Gold selbst nie gesehen. Ikhernofret? Aus welchem Grund? Bringen wir keine Bronze, verliert er seine Macht.« Karidon stöhnte. »Es ist Teil einer Verschwörung. Wie die Fremden in Wawat, die Verkäufer des Kupfers in Asmach, widerborstige Gaufürsten, vielleicht Priester, denen Chakaura viel Gold weggenommen hat. Eine Verschwörung gegen Chakaura. Wir sind der Pfeil, der ihn im Rücken trifft und tötet.«
»Wenn wir lange genug leben, finden wir's heraus, Kari.«
»Meine Worte wird Tama-Hathor-Merit ihrem Bruder ins Ohr flüstern.«
»Und das Schiff?«
»Das Schiff?« Karidon lachte rau. »Wir segeln in einem Zehntag mit der Morgenröte nach Alashia, das schwör ich dir.«
»Ohne jahrelange Sklavenarbeit an Land?«
»Sibon lädt den Proviant auch noch eigenhändig ein, und zwar reichlich.«
»Chons soll mich fressen, wenn ich das versteh.«
»Ich bin als Junge mit Jehoumilq nach Punt gesegelt. Keiner wusste, ob wir überleben. Damit verglichen waren Kush und Wawat weniger gefahrvoll. Jehou wird auch einen Schiffbauer in Gubla überzeugen. Armut kennen wir; der Handel wird hart und rücksichtslos in den nächsten Monden. Glaub's mir, Freund.«
»Ich glaub's, aber ich versteh's nicht.«
»Du wirst es bald verstanden haben.« Karidon atmete tief und versuchte ein Lächeln. Er winkte einer Dienerin und bestellte Bier.
Die dünnen,
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