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Der Bronzehändler

Der Bronzehändler

Titel: Der Bronzehändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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Hafen, zum Auslaufen bereit, voll mit Handelsgut. Der Anteil der Waren, die Chakaura gehörten, war ständig geringer geworden: sie handelten das Nechoschet direkt, gegen andere Ware, mit dem Verantwortlichen Aufseher der königlichen Metalle in Men-nefer oder Itch-Taui. Jehoumilq hielt Karidon auf und zeigte auf das Schiff.
    »Wieder auf Bronzekurs, Söhnchen! Das Jahr fängt an. Sehen wir zu, dass es ein reiches Jahr wird.«
    »Ti-Senbi und das feiste Dutzend haben nichts anderes im Sinn, Kapitän.«
    »Muss so sein. Was wir übrigbehalten haben, reicht noch immer nicht recht.«
    Mlaissos junge Gefährtin sehnte sich ins heiße, trockene Hapiland zurück, Ptah sprach immer häufiger von Khensos warmen Umarmungen. Auch die Ruderer langweilten sich, wie am Ende jeder Winterpause. Seit Tagen wehte gleichmäßig kraftvolle Fafana. Jehoumilq besprach mit dem Händler der Essensvorräte letzte Einzelheiten und schickte einen Jungen zu Ptah und den Ruderern: bei Sonnenaufgang wollten sie ablegen.

    Auf dem Weg von Uschu, dem letzten Hafen südlich Gublas, in dem Bronze gehandelt wurde – sie kam, wie das Zinn, aus dem Sumererland und dorthin auf langen Wegen von unbekannten Orten jenseits hoher Berge –, rief Kadran vom Bug her:
    »Holx! Gerade voraus! Rauch mitten auf dem Meer!«
    Die Morgenröte segelte westwärts, auf den östlichsten Hapiarm zu. An Backbord war im Mittagsdunst das Land gerade noch zu ahnen, nicht mehr als eine andere Färbung des Horizonts. Ptah und Karidon bückten sich unter dem Segel und liefen zum Bug. Kadran schob seinen Zopf über die Schulter und ließ das Ledertau sinken, an dem er geflochten hatte.
    »Seht ihr's?«
    Am Horizont brodelte eine zerfasernde Fahne schwarzen Qualms scheinbar aus den Wellen. Das brennende Schiff, oder was es war, konnten selbst Ptahs Sperberaugen nicht entdecken. Jehoumilq stellte sich zu ihnen und legte die Hand schirmend an die Stirn. Er schüttelte den Kopf und zuckte mit den Schultern.
    »Das soll's geben, auch wenn ich's noch nie gesehen habe«, brummte er. »Ein Schiff, das mitten auf dem Meer verbrennt. Vielleicht können wir noch helfen. Halten wir darauf zu, Kapitän Karidon?«
    »Ja, Neb Jossel Ju«, sagte Karidon. »Keine Furcht vor Dämonen und Schiffefressern?«
    Jehoumilq spuckte über die Bordwand. Holx-Amr und Ptah-Netjerimaat brauchten den Kurs kaum zu ändern. In den kurzen Wellen und der schwingenden Dünung zeigte Holx erste Zeichen von Übelkeit. Die Morgenröte steuerte auf den Punkt zu, an dem der Rauch sich schräg in die Höhe zu schlängeln begann. Wenn tatsächlich ein Schiff brannte, würde jeder Versuch zu helfen kläglich ausfallen, trotzdem knoteten Selkara, Idris und Sagarqa kurze Seilenden an Ledereimer. Beim Näherkommen sah die Mannschaft ein helles Schiff ohne Segel, an dessen Deck ein Feuer brannte. Als die Morgenröte nah genug heran war, erkannte Idris, der auf der Rah stand und sich am Mast festhielt, mehr Einzelheiten.
    »Sie verbrennen Lumpen und Öl in einem Kessel!«, rief er herunter. »Das Schiff brennt nicht. Aber der Mast ist weg.«
    Jehoumilq rief: »Macht euch bereit. Das Segel muss runter.«
    Die sechsköpfige Mannschaft des fremden Schiffes winkte. Holx und Ptah steuerten auf das Heck zu und ließen das Schiff herumschwingen; das Segel fiel. Beide Schiffe hoben und senkten sich schaukelnd in den Wellen. Karidon sah den zersplitterten Maststumpf und brüllte:
    »Karidon von der Auge der Morgenröte . Braucht ihr Hilfe?«
    »Hilfe und Wasser. Die Zwei Meere . Kapitän Galbulk. Wohin segelt ihr?«
    »Nach Pa-Beseth, zu den Rômet.«
    »Wo ist das? Wir wollen nach Kefti.«
    »Am Mündungsarm des Hapi. Ihr kriegt dort Mast und Segel!«
    »Schleppt ihr uns hin?« Die Mannschaft löschte das Feuer. Die Bordwände schlugen, während die dicken Taue an den Schleuderleinen hinübergezogen wurden, gegen die Prallsäcke. Saigoos beugte sich weit über die Bordwand und reichte Wasserkrüge zum anderen Schiff. Die Seeleute leerten gierig vier Krüge, dann stellte sich der Kapitän, so alt und schwarzbärtig wie Jehoumilq, aber sehniger und kleiner, mit schnellen Fuchsaugen, in den Bug und rief:
    »Neun Tage sind wir getrieben. Das Segel und das Notsegel aus Mänteln: zerfetzt, zuletzt der Mast gebrochen. Jeden Tag haben wir Öl angezündet. Weit und breit kein Schiff.«
    »Ein Zufall, dass wir euch gesehen haben. Woher kommt ihr?«, sagte Karidon. Die dicken Trossen wurden zwischen dem Heck der Morgenröte und dem Bug der Zwei

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