Der Bronzehändler
tiefschwarzen Striche, die Tamahats Augenwinkel verlängerten, waren ebenso verwischt wie der Silberglanz auf ihren Lidern. Tamahat öffnete die Augen und atmete langsam aus, ebenso langsam glitten ihre Unterschenkel von Karidons Rücken. Sie streckte sich unter ihm aus und berührte mit drei Fingern ihre rechte Brust.
»Der Zorn steigert deine Leidenschaft, Grünauge.« Sie leckte Schweiß von ihrer Oberlippe. Die Spitzen ihrer Finger tasteten über Karidons Gesicht, als er sich aus ihrem Schoß löste. »Den Zorn kann ich verstehen; deine Lüsternheit genieße ich. Die ganze köstliche Nacht ist Zeit für die Geschichte deines Ärgers und unserer Lust.«
»Die Saat des Ärgers wurde im Palast gesät.« Karidon lag neben ihr, schob den Arm unter ihren Kopf; als sie sich über ihn beugte, streichelte er mit dem Handrücken die Spitzen ihrer Brüste. »Jehoumilq wird entscheiden, ob wir, nachdem dein ahnungsloser Bruder das Gold ersetzt hat, noch einmal zum Hapi segeln.«
Tamahats Knie glitt langsam zwischen Karidons Schenkeln aufwärts. Ihre Zunge spielte in seinem Brusthaar.
»Würdest du nach Itch-Taui segeln – meinetwegen?«
»Das Schiff gehört nicht mir allein.« Karidon schob die Finger in ihr Haar und strich es in ihren Nacken. Tamahat legte den Kopf auf seine Brust und liebkoste sein Glied. Er blickte zur Decke, verfolgte den Flug bunter Vögel zwischen den Ranken der Malerei und sprach leise weiter.
Schwitzend und mit hochrotem Gesicht folgte Maiherperi dem Kapitän, der ihn am Arm hinter sich herzerrte. Zwei Schreiber rannten mit flappenden Sandalen um die Häuserecken. Jehoumilq schob den Rôme zum Tisch und zeigte auf den Sand.
»Hör gut zu. Sieh genau hin. Lauter versiegelte Beutel, einer offen. Aus dem Per-Ao in Itch-Taui, von Ikhernofret! Ein Dutzend Zeugen. Gold soll drin sein, gutes Rômetgold. Was ist drin?«
»Ich sehe Sand aus einem offenen Beutel.« Maiherperi versuchte, Gelassenheit zu wahren.
»Öffnet die Beutel«, sagte Jehoumilq scharf. »Langsam. Einen nach dem anderen. Schüttet das Zeug auf den Tisch. Schreiber! Ihr seid Zeugen. Im Palast wurde die Truhe geschlossen.« Der Kapitän zeigte auf die salzverkrusteten Bruchstücke. »Zwölf scharfäugige Männer und eine Frau haben sie bewacht, von den Soldaten deines Herrn Chakaura will ich schweigen! Sieh, was uns der Palast gegeben hat!«
Vierzehn Lederbeutel enthielten Sand und einen Brocken Bleikupfer. Im fünfzehnten Beutel schienen zwischen den Sandkörnern einige Goldkörnchen zu sein. Jehoumilq setzte sich, leerte Karidons Becher und blickte den Verwalter lauernd, fast bösartig an.
»Schreib dem Goldhorus Chakaura, dass sein Lebensretter Karidon in der Werft von Gubla wird schuften müssen, weil Verschwörer gegen den Mächtigen ihn durch uns treffen wollen. Schick ihm Beutel, Brocken und Sand als Beweis. Mit Lobpreisungen des verelendeten Dutzends. Befrag Fischer Orxan und seine Freunde. Tu gefälligst endlich etwas, Mann!«
»Ihr scheint im Großen Haus nicht unbekannt, deiner aufgeregten Rede nach?«
»Nein.« Jehoumilq wurde plötzlich ruhig. »Wenn Chakaura, gutes Leben ewig und ewiglich, unsere Namen hört, hört er die Namen ehrlicher, zuverlässiger Freunde. Schreib alles auf. Lass dir vom Wirt eine Schale geben, Kari, und wasch die Goldkörner aus dem Unrat hier.«
»Jawohl, Neb Kapitän.«
»Das war's!«, sagte Jehoumilq. »In zwei Stunden sind wir in der Werft. Wir werden sehen, Söhnchen, ob wir zu unserem Schiff kommen.«
Er drehte sich auf der Ferse um und stapfte in die dunkle Schankstube. Mlaisso und Karidon hörten ein Krachen, das Splittern von Holz und einen Fluch, dann schwere Schritte auf der Treppe.
Jehoumilq warf die schwere Kette in der Handfläche hoch, fing sie auf, warf sie in die Höhe; dreimal, viermal. Er legte sie ins Sägemehl der Werkbank, griff in den Beutel und reihte neun klobige Ringe, schieres Gold und Silber, mit großen Steinen entlang des Richtscheites auf. Karidon legte zwei Oberarmreife dazu, entfernte die Lederhülle, die durchs Seewasser steif und streifig geworden war, von einem zwei Handbreit großen, schweren Schmuckstück an einer unterarmlangen Goldkette. Mlaisso, Ptah und Jehoumilq starrten den Brustschmuck schweigend an; Glasfluss, Lapislazuli und viel Gold und Silber sprühten vielfarbige Lichtfunken durch die stauberfüllte Werkstatt.
»Dieses Geschenk einer liebenden Frau«, sagte Karidon sehr ernst, »sollst du, Meister der Gehrung, als Pfand nehmen.
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