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Der Bronzehändler

Der Bronzehändler

Titel: Der Bronzehändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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Meere belegt und trieben in Halbkreisen im Wasser. Galbulk deutete nach Westen.
    »Von dort. Eine unbekannte Küste.«
    »Wir sind einfache Händler«, sagte Karidon. »Was habt ihr geladen?«
    »Alle möglichen Handelswaren; jeder kennt sie.«
    Der Gesichtsausdruck Galbulks sagte Karidon, dass der Mann die Wahrheit umging. Für tiefer gehende Fragen war später Zeit. Karidon blickte zu Holx-Amr, der über Bord spuckte und keuchend Luft holte.
    »Wir wenden«, sagte er. »Eure Knoten sind fest?«
    »Ein paar Schlingen liegen um den verfluchten Mastfuß. Wie lange brauchen wir bis Pa-Beseth?«
    »Zwei Tage oder etwas mehr. Wir müssen mit Segel stromauf, vielleicht rudern. Unser Wasser reicht auch für euch.«
    »Unsere Rettung feiern wir in der Schenke«, rief Galbulk. »Wenn's dort so etwas gibt.«
    »Mehr und besser, als du dir vorstellen kannst, Käpten!«
    Die Schiffe lösten sich voneinander, das dicke Tau straffte sich langsam, als die Morgenröte den Bug nach Südwest richtete und sich das große Flickensegel füllte. Einige Rucke gingen durch das Schiff, die Zwei Meere schwang langsam herum und folgte widerwillig dem Schiff der Bronzehändler. Karidon stellte sich neben Holx ans Ruder. Jehoumilq, dessen Blicke die Planken des mastlosen Schiffes zu durchbohren schienen, sagte leise:
    »Was sehen wir, wenn wir genau hinsehen?«
    »Ein Schiff, das viel Unglück hatte.« Karidon musterte das triefende, gestraffte Tau über dem Kielwasser. »Einen Kapitän, der etwas verbirgt. Was liegt westlich von hier?«
    »Vielleicht ein anderes Meer? Zwei Meere ?« Jehoumilq betonte den Schiffsnamen. »Was haben sie geladen, das nicht jeder ehrbare Kapitän erfahren darf? Waffen? Gold? Keine Sklaven, denn dann hätten sie mehr Wasser gebraucht. Schwere Dinge, Kari, denn sie liegen tief im Wasser. Ein gutes Schiff, übrigens.«
    Er lachte und starrte naserümpfend Holx an.
    »Ist dir schon wieder übel? Du siehst aus wie das schiere Elend. Der beste Steuermann von allen; bei solch lächerlichen Wellen gibst du schon wieder dein Essen von dir?«
    Holx-Amr warf ihm einen mitleiderregenden Blick zu, ließ die Pinne los und beugte sich über die Bordwand. Er erbrach sich kurz und heftig. Jehoumilq richtete seinen Blick zum strahlenden Himmel und seufzte.
    »O kotzender Meister aller Übelkeiten. Du dauerst mich. Wenn es nicht so wäre, und wenn du nicht seit neun Jahren jedes Schiff sicher in jeden Hafen gebracht hättest, müsste ich dich mit Fußtritten von Bord jagen.«
    Idris gab Holx-Amr einen Becher Bier.
    »Tu's doch, Jossel.« Holx trank, verschluckte sich, hustete.
    Idris schrie: »Spuck mir das Zeug nicht auf die Knie.«
    »Wahrscheinlich hat sogar euer Goldhorus eingewachsene Zehennägel oder üble Darmwinde.« Holx-Amr keuchte. »Ich bin der Beste, und wenn du mich nicht mehr willst, Dickwanst, dann geh ich auf ein Hapischiff.«
    »Bleib an Bord«, sagte Jehoumilq weich. »Jeder große Händler muss einen haben, mit dem er gestraft ist; ich würde sonst übermütig.«
    Ptah, eine Tauschlinge unter den Schultern, kletterte die Leiter hoch und wickelte ein trockenes Tuch um die Hüften; er hatte sich links vom Bug erleichtert. Er grinste schräg.
    »Schmeiß den Kotzer ins Meer, Kari. Ich lös dich gleich ab.«
    Nachdem Karidon die Pinne übergeben hatte, lehnte er sich auf den wachsglatten Handlauf der Heckbordwand, blickte das Schiff mitten in der Heckspur an, sah ins Gesicht Galbulks, sah die Salzverkrustungen, die ausgewaschenen Planken, die Bauart des fünfundvierzig Ellen langen Rumpfes und schätzte das Gewicht der Ladung; ein Gedanke kam ihm, so ungeheuerlich, dass er die Augen schloss und fühlte, wie seine Finger zu zittern begannen.

    Zweimal holte die schweigsame Mannschaft der Zwei Meere die Trosse ein und verringerte den Abstand zwischen Heck und Bug, so dass leere und volle Wasserkrüge, an die Griffe von Riemen gebunden, ausgetauscht werden konnten. Jehoumilq schickte keftischen Wein hinüber, ein fetter Schinken mit schwarzen Stachelhaaren in der Schwarte kam zurück, der seltsam gewürzt war und aus mehr Fleisch als Fett bestand. Mitten in der Nacht rochen sie das Brackwasser des Mündungsgebietes; am frühen Abend des nächsten Tages steuerten Jehoumilq und Ptah den Flusshafen Pa-Beseth an und ruderten, mit letzter Anstrengung, beide Schiffe an den Kai aus Baumstämmen, Riedgeflecht, Sand und Lehm.
    Die Männer sprangen an Land. Die Morgenröte kannte fast jeder im Hafen; der Verantwortliche kam mit

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