Der Bronzehändler
brauchen, wie die Auge der Morgenröte , deren Mannschaft und viel Zeit; überdies musste er reich genug sein, sich eine solche Fahrt ins Ungewisse leisten zu können, und völlig unabhängig von Chakaura und dem Gold Itch-Tauis.
Die Katze mit falbfarbigem Fell und goldenem Halsband schnurrte; ihre Augen schienen zu glimmen, als sie jeder Bewegung Karidons folgten. Tama-Hathor-Merits Stimme mischte sich ins Rascheln der Blätter und Palmwedel.
»Wir versuchen unentwegt, dem Bild zu gleichen, das sich die Menschen von uns machen.« Sonnenlicht spielte auf dem Fell des Tieres und Tamahats Fingern. Das Gold der Ringe funkelte, aus den Edelsteinen brachen Lichtschauer; Karidon verfolgte hingerissen die Bewegungen der Finger. »Und eines Tages geschieht es: wir sind, auch in unserem Empfinden, dieses Bild geworden und kennen den Unterschied zwischen der ärmlichen Wirklichkeit des Lebens und dem göttlichen Strahlen und Leuchten nicht mehr genau. Ich spreche von Chakaura; auch von mir. Die Menschen brauchen Helden und Götter.«
Die Katze fauchte und buckelte. Tamahats Hand zuckte zurück, als das Tier einen Satz machte. Die Prinzessin betrachtete die Kratzer auf dem Handrücken.
»Der Mensch und Seefahrer Karidon braucht Tamahat, die Göttin seines Herzens.« Karidon nahm ihre Hände und berührte die blutenden Kratzer mit den Lippen. »Das Bild, das ich von dir hab, hat sich nicht verändert. In Wirklichkeit bist du schöner geworden, Tamahat; und begehrenswerter.«
Tama-Hathor-Merit streckte den Fuß aus und schob ihn aus dem Schatten. Ihre Zehen zuckten vor dem heißen Sandstein der Teicheinfassung zurück, das Goldkettchen klirrte leise. Karidon sah das Spiel der Muskeln unter der hellen braunen Haut und lächelte.
»Deine Worte sind wie Wein, Honig und Goldstaub, Kari.«
Sie neigte den Kopf und legte die Hände auf seine Schenkel. »Du hast lange geredet und viel gesagt – nur, was du wirklich denkst über uns, davon hab ich nicht allzu viel gehört.«
»Gute Kaufleute, gute Kapitäne, Schmiede und Schmelzer geben ihre Geheimnisse nicht preis. Wir lernen Buchten, Strömungen und Winde auswendig, Tamahat. So halten es auch die Schmiede, die ich von Kefti und Alashia nach Itch-Taui gebracht hab. Sie vererben ihr Wissen nur an Söhne und Nachfolger. Deshalb ist ihre Arbeit so teuer.« Er blickte in Tamahats Gesicht. »Über meine Gedanken und mein Herz rede ich nicht im grellen Sonnenlicht.«
»Den Abend und die Nacht können wir abwarten. Weil Bronzehändler und Schmiede so teuer sind, braucht mein göttlicher Bruder mehr Gold.« Hathor-Merit seufzte. »Seit mehr als sechs Jahren. Bald wird er Gold im Überfluss haben.«
»Er zieht also in den Süden?«
»Wenn der letzte Gau befriedet ist, folgen ihm die Truppen ins elende Kush. Was sie erwartet, weiß er. Du hast es aufgeschrieben, Nefer-Herenptah und Chertihotep senden viele Briefe.« Sie kreuzte die Arme über der Brust, als fröstle sie. »Sechs Jahre lieben wir uns schon, Grünauge. In Wirklichkeit waren es nur wenige Tage und Nächte. Wie lange kannst du bleiben?«
»Drei Tage. Sie gehören ganz uns, Liebste.«
Karidon streichelte ihre Schultern und betrachtete sie schweigend. Tamahat war gereift, eine schöne Frau, mit edlem, schlankem Körper. Sie hatte ihr Haar abgeschnitten gehabt und ließ es jetzt nachwachsen; es lag wie eine schwarze Kappe am schmalen Kopf. Ihre Finger spielten mit dem kantigen Schmuckstück an Karidons Hals und schoben sich in sein Brusthaar. Karidons Blick versank in den Gepardenaugen. Er versuchte, wie durch Fenster, hindurchzuschauen: ihr Herz zu entdecken, ihr Ib oder Ba zu erkennen, zu erfahren, was sie wirklich fühlte und dachte. Ihm war, als sähe er durch einen Garten mit Blumen, Blüten und sprossendem Grün auf eine Wand voller Figuren und Schriftzeichen. Die Wand, dachte er, umgab das innerste Ba, ihre Seele, die er nicht erkannte; so wie Tamahat versuchte, den Grund seines Herzens zu loten.
»Was gehört uns wirklich, Kari? Die Tage rasen dahin, wir können sie nicht festhalten. Die Zeit gehorcht nicht einmal dem Goldhorus; er ist über die Jahre gealtert. Und deine Tamahat bekommt Runzeln und Falten.« Sie stand auf und legte die Hände auf seine Schultern, krümmte langsam die Finger. »Komm ins Halbdunkel, wo man die Falten nicht sieht.«
»Die schönsten Fältchen im Hapiland.« Karidon streichelte lächelnd ihre Wangen. »Vergiss nicht: Ich bin auch älter geworden. Selbst Jehoumilq sieht man's an.
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