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Der Bronzehändler

Der Bronzehändler

Titel: Der Bronzehändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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dann gegen Sennedjem und Pinednefer führen.«
    »Meine Boten sind ebenso zuverlässig wie meine Späher und Lauscher, Herr.« Ikhernofret zeigte seine Handflächen. Die Ringe blinkten matt. »Es wird geschehen.«
    »Ich habe dreitausend gute Männer, aber zu wenig Waffen aus harter Bronze, Starker Stier!« Heerführer Sokar-Nachtmin wechselte mit dem Tatji, der rechten Hand Chakauras, einen Blick; in seinem braunen Gesicht arbeiteten die Muskeln. Im Ibisgau zweigten Kanäle und der schiffbare Nebenlauf des Hapi ab, die in den vorderen Naretbaum-Gau, zum See und nach Itch-Taui führten; Nikaure beherrschte die Ufer, Schleusen und Stichkanäle und konnte Schiffe überfallen oder anhalten. Chakaura stand auf und ging auf dem Podium hin und her.
    »In Men-nefer erwarten Ikhernofrets Djadjad-Vertraute die Händler aus Kefti und Alashia mit viel Nechoschet-Metall. Jehoumilq und Karidon haben's geschworen! Bronze soll vom Jahr Eins meiner Regierung an das Hapiland beherrschen.«
    Er blickte den jungen Feldherrn mit der strenggeflochtenen Perücke an. Nachtmins kehliges Lachen durchbrach die erwartungsvolle Stille. Chakaura deutete mit drei Fingern auf Nachtmins Brust.
    »Vielleicht ist auch die Horus der Brandung bald in Men-nefer. Die Kapitäne und Karidon haben versprochen, die Ladung nach Itch-Taui zu bringen. Deine Soldaten sollen die Horus aufhalten, bis der Ibisgau wieder auf den Pfad der Gesetze zurückgekehrt ist. Im Übrigen erfährt Ikhernofret alles durch seine Späher.«
    »So ist es, junger siegreicher Stier.« Ikhernofret verbeugte sich tief. Sein Gesicht zeigte ein kaltes Lächeln. »Oder fast alles.«
    Chakaura blieb vor den Räten stehen, den zuverlässigen Helfern des Tatjis Ikhernofret, denen schon sein Vater am meisten vertraut hatte; auch von ihnen zählte keiner mehr als dreißig Sommer.
    »Man soll achtgeben auf das tüchtige Dutzend an Bord der zerschrammten Horus , denn die Männer, die für meinen Vater nach Punt gefahren sind, genießen mein Vertrauen, seit mich Karidon aus dem Kanal gezogen hat.«
    Die Räte neigten schweigend ihre Köpfe. Sokar-Nachtmin hakte die Daumen in den Gürtel; sein rundes Gesicht mit den hohen Wangenknochen strahlte. Er lächelte grimmig.
    »Der Horusfalke der beiden Lande fliegt wieder. Du hast Wichtiges mit ihnen vor, Herr, nachdem sie viel Nechoschet-Metall ausgeladen haben?«
    »Seit der erste Gottkönig Amenemhet, Seheteb-ib-Rê, anfing, Itch-Taui zu bauen und das Scha-Resi-Land zu erschließen, seit wir die Festungen jenseits der Hapifälle bauten, haben wir Grund, gegen die Nehesi im elenden Kusch und im Land Wawat zu kämpfen. Bis auf Nefer-Herenptah, den zuverlässigen Fürsten von Ta-Seti, sind am Oberlauf fast alle Gaufürsten vom Gesetz abgefallen. Wie man weiß, ist Karidon nicht nur dein Freund, Sokar-Nachtmin, sondern auch der Nefer-Herenptahs und Cher-tihoteps, den Obersten Spähern und Lauschern im Süden, den Herren der Hapischnellen.«
    »Beim Glied des Apis!« Der Heerführer hob den Arm mit geballter Faust. »Deine Erinnerung ist klar, Herrscher. Alles wird getan, dass die Horus unbeschädigt im Palasthafen anlegt.«
    »Ich rechne damit.« Chakaura stieg vom Podest und blieb vor Ikhernofret stehen. Er legte die Hand auf die Schulter des Tatji und sagte drängend, wie vor innerer Glut brennend:
    »Morgen will ich mit deinen Schreibern sprechen. Schafft Pije-Ipi, den Obersten Verwalter von Millionen Zahlen und Wörtern, in den Saal der Schriftrollen. Ein verborgener Schritt nach dem anderen: zuerst die Stadt und die Umgebung Itch-Tauis bis zum Wüstenrand, dann hinüber nach Men-nefer und in den Hasengau. Die Hapiüberschwemmung war elf Ellen hoch; zwischen Suenet und Pi-Uto und Saj wird es gute Ernten geben. Erst wenn ich dieses Stück Land gesäubert habe wie mit einem Rechen, wage ich den zweiten Schritt. Bevor die Boten nicht zurück sind und die Zeit verstrichen ist, sollst du deine Truppen üben lassen, mit den besten Waffen aus meinen Lagerhäusern. Aber sag ihnen nichts über das Ziel, Sokar-Nachtmin!«
    Nachtmin schlug wieder die Faust gegen den Lederpanzer. Die Kupferplättchen klirrten.
    »So wird es geschehen, Herr!«
    Chakauras Blick ging zwischen Nachtmin und Ikhernofret und durch die Zwischenräume kalkweißer schlanker Säulen hindurch zum Park hinaus. Frischgeschorene Schafe weideten im tiefgrünen Gras, ein heiliger weißer Ibis stelzte pickend an einer Hecke entlang. Chakaura blieb neben dem Tisch stehen, wies auf Krüge und Becher

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