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Der Bronzehändler

Der Bronzehändler

Titel: Der Bronzehändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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Kornspeicher und die sechs Obersten Schreiber – sie alle beschlafen die königlichen Frauen und senken ihren Samen in Leidenschaftlichkeit und, an der Göttlichkeit des alten Herrschers teilhaftig, in die Schöße seiner einstigen Kleinen Königinnen.« Er grinste breit. »Drei haben sich bereit erklärt, die seltsamen Lüste Pije-Ipis zu ertragen; gegen ein späteres gutes Auskommen, versteht sich – sie sollen es haben, denn bis dahin haben sie's mit viel Schweiß, Übelkeit und Tränen verdient.«
    »Mich schaudert's«, sagte Hathor-Iunit ernst. »Das Regieren hast du schneller gelernt als das Schwimmen, Brüderchen.«
    »Wie jeder Rômet: Schwimmen kann ich noch immer nicht besonders gut.« Chakaura schlug nach einer Mücke. »Es ist still geworden im Frauenhaus. Heute Nacht warten nur noch fünfundzwanzig junge Frauen auf mich, eine ist schöner und gieriger als die nächste.«
    »Wie gut, dass ich deine königliche Schwester bin.« Prinzessin – Sat, Tochter des Rê – Tama-Hathor trug ihr Haar mehr als schulterlang und weigerte sich, es abzuschneiden. »Bevor mich dein Befehl in irgendein ärmliches Fürstentum treibt, werde ich die Tage meiner jugendlichen Schönheit genießen.« Sie blickte wieder auf den schlafenden Lotsen. »Wann kommt das schwimmkundige Grünauge aus Kefti zurück, dem du dein herrscherliches Leben verdankst?«
    »Ich weiß es nicht. Ich hoffe bald.«
    »Du, Tama-Hathor?« Nofret schlug die Hände zusammen. Die Falten am Hals und an den Oberarmen zitterten. »Die Halbschwester des Gottkönigs und ein Punt-Seefahrer aus Kefti? Du bist Chakauras Tochter von königlichem Blut, aus Chakauras leuchtenden Lenden!«
    Die Prinzessin hob ihre schmalen Schultern und legte lächelnd die Hand unter die linke Brust.
    »Warum habt ihr mich lesen und schreiben gelehrt und all das andere? Nur damit ich in irgendeinem Kaff an der Grenze einem alten, fetten Gaufürsten aus meinem leuchtenden Schoss halbkönigliche Kinder gebäre? Warum nicht der Retter deines Sohnes, Mütterchen? Vielleicht erschreckt ihn meine Zuneigung.« Sie lächelte und kniff, Chakaura anblickend, das rechte Auge zu. »Vielleicht auch nicht. Was vermag ein junges Weib gegen den Rat der Hathor, der Sachmet, meiner Göttin Bastet oder der leidenschaftlichen Schwäche, die mich in mondhellen Nächten packt? Und auch, manchmal, an mondlosen Morgen? Nicht wahr, Schwester Hathor-Iunit?«
    Die ältere Schwester schüttelte den Kopf.
    »Ich hab's immer gewusst«, murmelte Chakaura. »Ich bin in einer Grube voller Jaretnattern, Hapikrokodile und Wüstenfüchsinnen aufgewachsen. Horus sei Lob, dass ich ein Mann bin! Du hast es dir nicht anders überlegt, Tama-Hathor? Es bleibt dabei, dass du mir hilfst, zu erfahren, was jenseits der Grenzen geschieht?«
    Priester und Priesterschüler des kleinen Anubistempels bauten nahe des Hapinebenlaufes das Zelt aus Leinwand, Riedgeflecht und Palmwedeln ab, unter dem der steinerne Balsamierungstisch und die Gefäße standen, in denen der Körper Senwosrets oder Ni-Maat-Res vierzig Tage und Nächte im Salz von Natrum gelegen hatte. Die kupfernen und bronzenen Werkzeuge des Körperöffnens blitzten im Abendlicht, als sie in die Zedernholzkästen gelegt wurden.
    »Ich helfe dir gern, mit aller Kraft.« Tama-Hathor-Merit nickte. »Sonst würde ich mich im Palast zu Tode langweilen.«
    »Du bist aufgewachsen wie ein schöner, fleißiger Knabe, der seinen eigenen Willen hatte, aber fast niemals den herrscherlichen Stock brauchte, mein Sohn Senwosret, der seinen Jugendnamen nicht mehr gebrauchen wird«, sagte Mutter Nofret leise. »Denk an deine Freunde im Palast und im Hapischilf. An die Jagden. Und an die jungen Sklavinnen, die ihr kreischend beim Fischspeeren gejagt habt. Und wie ihr die Priester geärgert habt.«
    »Daran denke ich oft, meine Mutter.« Chakaura war plötzlich ernst geworden. »Und jetzt denke ich an Kush und Wawat, an eine neue Zeit mit neuem Kampfmetall, an die vielen Kupfer- und Alabasterbergwerke, an zwanzig kleine Götterherrscher, die der Einheit des Landes entgegenstehen. Und an Kämpfe und Kriege, die ich führen werde, bis man mich ausweidet und in einem schwarzen Grabmal einmauert.«
    Vom Wasser kam ein kühler Lufthauch. Chakaura fröstelte. Er versuchte, über das plötzliche Unbehagen nachzudenken und es in klare Überlegungen zu fassen: Der Abstand zwischen seiner Mutter und seinen Schwestern schien sich zu vergrößern. Trat jetzt schon ein, was sein Vater als ›die

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