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Der Bronzehändler

Der Bronzehändler

Titel: Der Bronzehändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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Bälge auseinander. Die Scharniere knarrten, die zerknitterten, brandnarbigen Häute füllten sich mit Luft, wurden vom Gewicht des Arbeiters niedergedrückt und entleerten sich in den Ofen. Aus der Öffnung des Schmelzofens pfiff glühendheiße Luft, der zweite Blasebalg begann zu arbeiten; gleichmäßig hoben und senkten sich nacheinander die sieben Häute. Keiron rief durch das Fauchen und Zischen:
    »In einer Stunde schick ich euch Ablösung. Zeigt den Seefahrern, was wir können, Männer!«
    Keiron zählte die Zangen und Kellen aus verschmortem Holz und Bronze, die an Wandhaken hingen, trat einige Schritte zurück und nickte Jehoumilq zu.
    »Wir können nichts anderes tun. Nur warten. Kommt, ich zeig euch die kleinen Bronzeöfen und die Gussformen.«
    Pachos beschäftigte neunzehn Metallmeister, Arbeiter und Sklaven, die Bronze zu Werkzeug und Gebrauchsgegenständen gössen und Kupfer, Antimon und Zinn zu Bronze schmolzen. Sie feilten, wogen, hämmerten und polierten. Im Hapiland lobte man die Güte der Werkstücke. Selbst Jehoumilq hatte bisher die Preise mit wenig Murren bezahlt: Pachos kannte den Wert der Erzeugnisse. Drei kleine Bronzeöfen waren heute befeuert; im Gegensatz zu dem großen Ofen hatten sie tönerne Rohre, aus denen flüssiges Metall in die tonummantelten Formen aus Wachs rann. Im Lauf der Jahre, erläuterte Keiron, war aus der Bronzeschmiede, die erst nur für den Bedarf der ausgedehnten Ländereien Pachos' eingerichtet worden war, eine Werkstatt geworden, die Metall einkaufte und mit dem Überschuss handelte; er selbst kam aus Uschu und hatte seine Kunst in Retenu-Schmelzen gelernt, ähnlich rau und erbarmungslos wie Karidon im Bergwerk.
    Am Ende des Rundganges setzte sich Keiron auf eine steinerne Bank. »Metall ist nicht Metall, Bronze ist kein Eisen. Vielleicht verhalten sich beide Metalle ähnlich. Ich setze mein Können ein, um einen feinen Dolch für deinen Herrscher schmieden zu können, Ptah, aber ich verspreche nichts. Am Abend sind wir alle ein Stück klüger.«
    »Nichts anderes, Vater des Feuers, haben wir gewollt.« Jehoumilq legte Keiron, der kaum jünger war als er selbst, aber fast kahlköpfig, in einer beinahe brüderlichen Geste die Hand auf den Unterarm. »Niemand weiß es besser als du. Aber – wir versuchen's.«
    Kurz nach Mittag fiel Holx-Amr zum drittenmal vom Tretbrett des Blasebalgs. Ein Sklave ersetzte ihn, während Keiron mit einem Bronzestab, die Augen geschlossen, in der zerfallenden Holzkohle stocherte, den Unterarm vor dem Gesicht. Er drehte sich um und sagte zurückhaltend lächelnd:
    »Ich glaube, Freunde, wir haben Erfolg. Euer Eisenklotz ist viel kleiner geworden. Wir lassen alles abkühlen, löschen morgen mit Wasser und leeren den Ofen aus. Bleibt bei unserem Herrn oder geht zum Schiff – bis morgen früh passiert nichts.«
    Er winkte. Seit einiger Zeit waren nur noch Ruß und stechender Geruch zischend aus der Mundöffnung des Ofens entwichen. Die Sklaven lösten die halbverschmorten Lederbänder von den Bronzetüllen und schleppten die Blasebälge zu den Bronzeschmelzen.
    »Das heißt, dass du schmiedbares Eisen zwischen der Kohlenasche gefunden hast, mit deinem bronzenen Stecken?« Jehoumilq starrte ihn unter zusammengeschobenen Brauen hervor an. Misstrauen lag in seinem Blick. Kairon machte eine zurückhaltende Bewegung.
    »Wahrscheinlich. Ich hab Bronzehämmer und einen Ambossstein, auf dem eine Bronzeplatte liegt. Wenn ich recht behalte, könnt ihr morgen zusehen, wie man Eisen schmiedet.«
    »Ich hab's gewusst«, sagte Holx-Amr. »Irgendwann muss selbst das aufrichtige Dutzend einmal ein bisschen Glück haben.«
    »Wie meinst du das?«
    Karidon lachte. »Ein Scherz zwischen uns von der Morgenröte. Wir sind zwölf Männer auf den Planken und segeln schon unglaublich lange Zeit miteinander durch Sturm und Flaute.«
    Jehoumilqs Arm ruckte in die Höhe. Er deutete zur Bucht. Dann verbeugte er sich vor Keiron; eine Geste, die selbst Karidon erstaunte.
    »Wir sagen Pachos und seiner Gattin Lebewohl, sehen auf dem Schiff nach dem Rechten und sind morgen pünktlich da, weil wir zusehen wollen, wie du mit unserem künftigen Reichtum umgehst.«
    Keiron betrachtete wieder seine schwieligen, schwarzen Handflächen. Er starrte eine Weile die Arbeiter an, den stumpfen Kegel des Ofens, die Holzkohle und die Öffnungen der Tonröhren, aus denen ätzender Rauch quoll, dann starrte er in Jehoumilqs Augen. »Du versprichst dir viel von diesem

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