Der Bronzehändler
Viele stolze Söhne wird ihm Hathor gebären, dem Goldhorus.«
Tama-Hathor-Merit hatte mit Karidon über die junge Frau gesprochen, die fast namensgleich mit der älteren Schwester war; Karidon erinnerte sich, dass die namenlose Frau, die zwischen Chakauras Knien gestöhnt hatte, auf dem prächtigem Schnellruderer nach Ta-Seti, keine Ähnlichkeit mit Sat-Hathor gehabt hatte. Er zuckte mit den Schultern.
»Amenirdis-Khenso, die Gefährtin unseres Steuermannes, sucht ein Schiff, das sie zum Parenneferhaus mitnimmt. Kannst du ihr helfen?«
Der Verwalter nickte und winkte einem Schreiber, sprach einige Worte und strich mit den Händen über seinen Bauch. »Für Khensos Sicherheit zu sorgen ist leicht; sie wird mit ihrem wenigen Gepäck in einem Lastschiff zum Gutshof gebracht. Ich weiß« – er suchte stirnrunzelnd nach einem Binsenmarkfetzen und las ab –, »dass Mlaisso und Ti-Senbi warten.«
»Wir danken«, sagte Jehoumilq. »Nach der nächsten Fahrt sind wir alle dort. Sorgst du auch dafür, dass unsere Tauschwaren aus den Ladehäusern geholt werden?«
»Ich geh mit euch und schreibe auf, was die Arbeiter wiegen und zählen, besonders eure Bronze. Und das Geschenk an den Goldhorus: noch heute schick ich es ab. Verlasst euch auf Djadjad Dedefre. Es wird kein Stück verlorengehen.«
Am Abend war die Ladung verstaut. Ptah begleitete Khenso zum Bug eines behäbigen Schiffes, das Hunderte großer Salzkrüge stromauf schleppte. Kapitäne, Steuermänner und Ruderer besuchten das Badehaus und eine Schenke, während Soldaten das Schiff bewachten.
Vor der Mündung des Hapiarms geriet die Auge der Morgenröte in eine Windstille, die fast zwei Tage andauerte; das Schiff trieb in brütend feuchter Hitze nach Osten. Aus dem regungslosen Wasser tauchten mächtige Fische auf, viermal länger als Schweinsfische. Sie bliesen Luft und Wasserfontänen durch Löcher in ihren Nacken, tauchten, schienen bedächtig unter den fingerhohen Wellen zu jagen. Am späten Abend kam Nebel auf. Eine Stunde danach wehte vom Land her Ummuz, die gegen Mitternacht die größte Stärke erreichte. Mit prallem Segel, zwischen gischtenden Brechern, in weit schwingenden Dünungswellen, schob sich die Morgenröte nach Nordwest, dem westlichen Ende Keftis entgegen. Bis auf Holx-Amr, der viel braunes Bier ausspie, war das redliche Dutzend in bester Laune; sie hatten erfahren, dass die Händler fünf Deben Eisen gegen ein Deben Gold verrechneten, und das bedeutete wahren Reichtum für jeden an Bord. Etwa zweihundertachtzig Deben Gold allein für das rohe Eisen; mindestens das Doppelte für die Werkzeuge und Waffen, rechneten Jehoumilq und Karidon. Kurz vor der Morgendämmerung hatte sich der Seenebel aufgelöst. Sie sahen den Angelstern und andere Gestirne und wussten, dass sie auf dem richtigen Kurs zur gebirgigen Südküste Keftis waren. Sie rochen die Insel, bevor der Küstenstreifen zu sehen war; Blütenduft und heiße Pflanzen. Kurz darauf, als sich der weiße Dunst auflöste, erkannte Karidon die Gipfel der Weißen Berge. Schließlich lag die Insel vor ihnen wie ein Schiff mit drei stumpfen Masten; dieses Bild gebrauchte der alte Kapitän. Sie steuerten nach Westen; drei Tage später warfen sie den Ankerstein neben dem Meeresdamm von Mnis, östlich des Strandes von Gnos und Mnis.
SOKAR-NACHTMIN, Oberster Heerführer und Vertrauter des Goldhorus, schreibt an Kapitän Karidon auf der Auge der Morgenröte, an Jehoumilq und das untadelige Dutzend. Dreimal ausgefertigt: Für Pa-Beseth, Itch-Taui und Men-nefer.
Millionen und Abermillionen Grüße, Reichtum und Gesundheit euch allen. Es sind bedeutungsvolle Nachrichten, die ich erfahren und euch geschrieben habe, im neunten Jahr des mächtigen Goldhorus. Der Inhalt der Kornspeicher ist in jedem Dorf zwischen Ta-Seti und der Küste bekannt. Schiffe und Eselskarawanen bringen es dorthin, wo es fehlt: alle Wege sind frei, und niemand hungert. Die Herden sind ebenso gezählt wie die Arbeiter, die an den Sehedhu-Bauwerken des Goldhorus, seiner Mutter und seiner Schwestern arbeiten, und jedes Bauwerk wird überaus prächtig in der Ordnung des Goldhorus. Der Tempel in Itch-Taui wird größer und herrlicher; Priester Merire-Hatchetef ist zum Obersten Wächter des Tempelschatzes und zum Geheimen Schreiber der Jahre und Zeiten gemacht worden. Im Bogengau bewacht nun Fürst Chertihotep das Tor in den Süden, und unser Freund ist Gaufürst bei No-Amûn, samt seiner Zähne und Kiefer. Die Söhne aller Gaufürsten
Weitere Kostenlose Bücher