Der Bronzehändler
eine Höhle gegen den Regen, ein paar Blatt Binsenmarkblätter zum Zeichnen – mehr oder weniger ist das alles. Meine und deine Wünsche, alter Kapitän, sind einander ähnlich, glaube ich.«
Jehoumilq hob den rechten Arm und deutete auf eine kleine Herbstwolke. Karidon lehnte sich gegen die sonnendurchglühte Mauer und betrachtete nachdenklich die beiden alten Männer. Jehoumilq sagte leise:
»Beim Himmel über Kefti, Meister Keiron! Ich sorge dafür, dass du kriegst, was du dir wünschst.« Er ließ den Arm sinken. »Es mag ein Jahr dauern, aber ich verschaff dir das Weib, die Ruhe und den Strand. Nimm das Zeug aus dem Feuer und hau mit deinem Hammer drauf! Los! Zeig es uns, Gevatter!«
Karidon murmelte: »Wie schon so oft – du verblüffst mich, und ich verneige mich unablässig vor deiner Weisheit. Du bist noch immer der Größte, Jossel Ju.«
»Das will ich meinen!« Jehoumilq hielt den Daumen in die Höhe. »Merk's dir für die Zukunft, Söhnchen!«
Sie verließen Arni, das Schiff voll Bronze, und in einem ledernen Sack, in Tüchern eingewickelt, lagen die schwarzen, an einigen Stellen bläulich schimmernden eisernen Gegenstände: Ein Dolch in einer keftischen Lederscheide, dessen Griff aus Holz, Bronze und Golddraht bestand, ein Dutzend eiserner, scharf geschliffener Pfeilspitzen, deren Schneiden wie Silber funkelten, von einer dünnen Wachsschicht geschützt; zwei Dutzend Meißelspitzen, sieben Speerspitzen und einige kleine Messer. Die Morgenröte segelte südlich der drei Inseln auf Kap Thirr zu, umrundete es an Steuerbord und stampfte nach den Landwindwirbeln wieder in die frische Fafana zurück. Der Kurs führte nach Südost, zu den Hapimündungen; Karidon und Ptah steuerten Pi-Osiri an, fuhren an Iunu und an der riesigen Steinsäule des ersten Chakaura vorbei, rätselten über die Bedeutung der bändergeschmückten Masten und entließen die Maler und deren Gehilfen reich entlohnt in Men-nefer; die Männer trugen ihre Packen über die Planke und waren augenscheinlich glücklich, dass die lange Zeit auf der fremden Insel vorbei war. Jehoumilq stützte sich schwer auf die Ruderpinne und sagte zu Karidon:
»So wie wir es ausgemacht haben? Noch eine Fahrt und die Winterruhe im Parenneferhaus?«
»Es hat sich nichts geändert, Jehou.« Karidon suchte mit unruhigen Blicken den Kai und die Eingänge der Hafengassen ab, aber er sah keine Boten, die auf das Schiff zurannten. Von den Tempeleingängen und entlang des Ufers wehten an hohen Holzmasten ellenlange bunte Leinenbänder. »Mein Schreiben ist fertig. Wir geben die eisernen Waffen dem Oberaufseher.«
»Wahrscheinlich hält uns wieder ein Bote auf, wenn wir laden. Irgendein beschwerlicher Auftrag vom Goldhorus. Du willst wirklich nicht zu deiner Prinzessin?«
»Das Eisen in Kefti ist wichtiger.«
»Hmm.« Jehoumilq richtete sich ächzend auf. »Soso. Das musst du besser wissen.«
Karidon holte die Kupferrolle mit seinen Listen, während die Mannschaft anfing, die Bronzebarren aus dem Bauch des Schiffes zu wuchten. Der Weg zu Fuß nach Itch-Taui war lang und beschwerlich, mit dem Schiff würde es einen Zehntag dauern; in zwei oder drei Zehntagen tobten die Winterstürme. Sie hatten beschlossen, das gesamte Sterneneisen von Mnis nach Arni zu bringen und Keirons eiserne Werkzeuge in Alashia, Gubla und Uschu-Djarh gegen Bronze und am Hapi gegen Gold zu handeln. Die Trümmerstücke waren noch nicht gewogen, aber zusammen nicht schwerer als sechs Char. Men-nefers Oberster Verwalter, Djadjad Dedefre, würde das Schreiben und das Baâ-Enepe zuverlässig und schnell ins Per-Ao schaffen lassen; Jehoumilq und Karidon gingen zum Haus des Djadjad, und als sie sich umdrehten, um Ptah und den Ruderern zuzusehen, stellten sich fünf Soldaten neben dem Schiff auf.
Djadjad Dedefre zog aus einem Krug einige dünne Shafadurollen heraus, sah nach dem Band und dem Siegel und ließ sie wieder zurückgleiten; als er eine Rolle mit Lederband und einem Cheperkäfersiegel hervorzog, nickte er und gab sie Karidon.
»Eine Botschaft für dich, Kapitän. Sie wartet schon zwei Zehntage auf dich.«
»Danke.« Karidon erkannte Sokar-Nachtmins Siegel und schob das Röllchen in den Gürtel. »Warum so viele Masten und bunte Bänder, Djadjad?«
»Ihr könnt es noch nicht wissen. Der Goldhorus hat eine Gattin erwählt, die schöne Sat-Hathor, eine seiner Kleinen Königinnen. Das Volk jubelt hapiauf, hapiab. Aber man sagt, seine Mutter, die edle Nofret, sei krank auf den Tod.
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