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Der Bronzehändler

Der Bronzehändler

Titel: Der Bronzehändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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steingemauerte Bienenkörbe zwischen Zypressen standen; am Nachmittag pflückten sie Beeren von bienenumschwirrten Weinstöcken und stiegen über Hirtenpfade in die Ebene hinunter, aus der Rauchsäulen aufstiegen. In einigen Werkstätten schmolz und goss man Bronze. Karidon lehnte sich an den zerrissenen Stamm eines Ölbaumes, stellte seinen Lederbeutel ins Gras und zeigte auf die Hütten und den Sand der Bucht. Heißer Mittagswind raschelte mit Blättern und strich in Wellen über das weiße Gras. Ein Sperberpärchen jagte einen Taubenschwarm; ein halbes Dutzend Fischerboote schaukelte, die Segel eingerollt, in der Dünung.
    »Vier Händlerschiffe.« Er wischte Schweiß von der Stirn. »Unter dem Dach, neben der weißen Mauer bauen sie ein großes Boot. Vielleicht können wir die Kapitäne überreden.«
    »Es ist Neumond«, sagte Ptah-Netjerimaat. »Sie werden nachts nicht auslaufen. Ein kleiner Ort, dieses Arni.«
    »Dreihundert, vierhundert Bewohner. Nochmal zweihundert im Süden, auf der Ebene und in den Bergen. Warten wir ab, was wir mit viel gutem Zureden und wenig gutem Gold erreichen.«
    Die Siedlung entlang der Bucht zählte nicht mehr als fünf Dutzend Häuser und Hütten. Ein Steg aus Felstrümmern und Balken, bedeckt von rissigen Brettern, führte zwischen den Schiffen in tiefes Wasser. Auf einer felsigen Anhöhe, hinter den Häusern, waren Fundamente aus Quadern zu sehen; ein Turm oder ein Herrenhaus wuchs in die Höhe. Einige Hunde rannten kläffend und schwanzwedelnd aus dem Dorf. Ptah murmelte:
    »In Mulal ist es schöner. Aber hier ist es wahrscheinlich billiger, was Jehoumilq freuen wird.«
    Karidon ging entlang der Mauer, die zu einem gedeckten Schuppen gehörte, zur Hafenschenke. Seit er vor zwei Jahren zum ersten Mal in Arni angelegt hatte, war die Siedlung gewachsen; mitunter kamen Handelsschiffer, um einen Teil der Waren über die schmälste Stelle der Insel zur Südseite hinüberzuschleppen. Er legte die Hand auf Ptahs Schulter. »Wir finden in Arni alles, was wir brauchen. Jetzt schlafen die Dörfler im Schatten. Die Kapitäne treffen wir in der Schenke. Wo sonst?«
    Ptahs Blicke suchten zwischen den Häusern, in kleinen Gärten und zwischen Ölmühlen, Drehscheiben und trocknenden Hälften großer Tonkrüge, Brennöfen und Stapeln von Balken und Brettern. Die Mauern strahlten fast unerträgliche Hitze aus. Er zuckte mit den Schultern und folgte Karidon in den Schatten des Daches aus Astwerk und Blätterbündeln. Eine Gruppe bärtiger Männer saß mit dem Rücken an einer weiß und dunkelrot gestrichenen Wand auf gemauerten Bänken. Über ihren Köpfen, im dunkleren Teil der Wand, waren Bilder und Zeichen eingeritzt: Augen, Stierköpfe mit ausladendem Gehörn, Dreizacke, wie sie auf den Metallbarren eingepresst waren, und Doppeläxte. Becher standen auf den rissigen Tischplatten. Karidon und Ptah nickten den Gästen zu, setzten sich, und einige Atemzüge lang blickten sie schweigend geradeaus, über einen sandigen Platz, auf die Schiffe und den Steg. Haufen großer Felsbrocken, Fischernetze, umgedrehte Boote, Holz und Abfälle, Fischköpfe, um die sich Katzen und kreischende Möwen stritten, und Doppelreihen großer Tonkrüge, tief im Sand, lagen und standen zwischen der Flutmarke und dem Wasser. Karidon sagte im Dialekt Keftis:
    »Wir grüßen die Handelskapitäne, die mehr Glück gehabt haben als wir. Der Messes vor drei Tagen hat uns übel mitgespielt, einer unserer Männer wurde über Bord gerissen und ertrank. Unser Schiff liegt in Trümmern am Strand. Aber etwas Zahlsilber haben wir noch.«
    Unter dem Türbalken lehnte der Wirt. Im dämmerigen Inneren der Schenke klapperten Becher und Krüge. Die Gäste, durchweg Männer von dreißig und mehr Sommern, drehten träge die Köpfe und sahen Karidon an.
    Er nickte dem Wirt zu. »Für alle kühles Bier. Mein Freund, der Rômet, und ich – wir sind am Verdursten.«
    »Niemand verdurstet bei Masu.« Der Wirt lachte und verschwand in der Schankstube, aus der es nach Fisch, heißem Öl, Zwiebeln und Knoblauch roch. Ein Kapitän sagte: »In Trümmern? An welchem Strand?«
    »Südlich von Shorph, bei den drei Inseln. Der Strand hat keinen Namen. Wir sind von der Horus der Brandung . Nun – es war mehr als Brandung. Der Messes hat uns übel zugerichtet.«
    »Ein Schiff vom Hapiland?«
    »Ja. Kapitän Jehoumilq aus Gubla sitzt fluchend am Ufer und hofft, dass sich zwei mutige Freunde finden.«
    »Was sollen diese Freunde« – ein Mann beugte sich

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