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Der Bronzehändler

Der Bronzehändler

Titel: Der Bronzehändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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als wir«, sagte Ptah. »Sie haben auch die Festungen bauen müssen. Wir haben es leichter.«
    »Weißt du ... sie haben sich ebenso gefürchtet wie wir.«
    »Es ist das Unbekannte, das wir fürchten.« Karidon zog den Mantelsaum über die Schultern. »Bald wissen wir mehr.«
    Das Wasser für den Kräuteraufguss brodelte in den Kupferkesseln, Rauch kroch dicht am Boden dahin. Einige Esel schrien, als schleiche ein Leopard um ihre Herde. Das Bier roch säuerlich-bitter; der Schweiß der Tiere und Männer und ihr Urin stanken. Trockenes Schilf brannte knisternd. Die Bogenschützen, die als Vorhut und an den Seiten die Karawane sicherten, hatten nicht einmal in der Ferne Gazellen oder Antilopen gesehen.
    »Schlaft euch aus.« Karidon musterte die Wachen vor dem rußschwarzen Horizont. »Stellt euch vor, wir wären einen Tagesmarsch westlich von Itch-Taui. Da sieht's auch nicht viel anders aus.«
    Die Nächte schienen hier langsamer zu vergehen als in Itch-Taui. Einige Tage später, sagte sich Karidon, würden sie alle das Maß der Stunden und Tage nicht mehr kennen.

    Während sie dem Falken nachblickten, duckten sich Mlaisso, Ti-Senbi und Karidon hinter heiße, ausgefressene Felsen und blickten ins Tal hinunter. Es glich einem langgezogenen Flussbett und war an den Rändern von schütteren Akazien bewachsen. Ti-Senbi wickelte und faltete das Stoffband um den Kopf und wandte sich an Karidon.
    »Es sind wandernde Hirten mit Ziegen und Rindern. Seht ihr den Brunnen?«
    »In der Mitte des niedergetrampelten Grases. Wie viel Männer brauchen wir, Mlaisso?«
    »Dort unten sind nicht mehr als zwei Dutzend Hirten.«
    Dreißig Soldaten und Bogenschützen folgten Karidon und Mlaisso, die ihr Möglichstes getan hatten, um nicht wie bewaffnete Rômet auszusehen. Die Schilde hingen über den Lasten der langbeinigen Esel; Salz, getrocknete Datteln, Kupfermesser-Rohlinge und billiger Schmuck, dazu Bier und Essen der kleinen Gruppe, die seit zwei Tagen nach Westen wanderte.
    »Wartet noch«, sagte Karidon. »Vielleicht verstecken sich einige Männer irgendwo am Rand des Tals.«
    »Weitersagen!« Mlaisso hob den Arm. »Außer Tenbi und mir sind wir fremd für die Nehesi. Wir beide sprechen ihre Sprache. Es gilt für alle: wir kommen in Frieden. Haltet die Waffen bereit, aber gut versteckt.«
    Zustimmendes Murmeln ging durch die Reihe der Männer. Karidon zählte die Hütten aus Flechtwerk, Akazienstangen und zusammengehefteten Häuten; mehr als dreißig Menschen ernährte die kleine Herde nicht. Ein Windstoß brachte Gerüche: Tierkot, feuchtes Gras, Rauch eines Feuers und die Ausdünstungen heißer Felsspalten, in denen gelbrotes Moos wucherte. Karidon rückte die Axt auf seiner Schulter zurecht und nickte Mlaisso zu.
    Ti-Senbi fing die Führungsleine eines Tragesels auf, schob sich zwischen den Felsen auf den Pfad und ging langsam den Hang hinunter; eine große, weißgekleidete Gestalt, auf den ersten Blick vom Brunnen aus als Frau zu erkennen. Mlaisso folgte. Er stützte sich auf einen langen weißen Stab mit bronzenen Enden. Karidon winkte einen Rôme nach dem anderen an sich vorbei und folgte dem Zug in wenigen Schritten Abstand. Eine Kette Wüstenhühner stob am Rand der bewachsenen Fläche auf. Einige Rinder hoben die Köpfe, Hunde sprangen mit heiserem Kläffen näher und blieben schwanzwedelnd stehen, als von den Hütten her ein kurzer Doppelpfiff ertönte. Ti-Senbi und Mlaisso hoben die Hände und zeigten den Nomaden die hellroten Handflächen. Karidon sah Kinder heranrennen, Männer und Frauen zwischen Hütten und Baumstämmen hervorkommen und die Näherkommenden misstrauisch anstarren.
    Mit durchdringender Stimme rief die junge Frau einige Worte, die Karidon nicht verstand. Steifbeinig ging er weiter und hakte die Daumen in den schweißfeuchten Gürtel. Die Nomaden waren mit kurzen Speeren bewaffnet, die steinerne oder kupferne Spitzen hatten, mit Dolchen aus Horn, Knochen, Stein oder Kupfer und kunstvoll geschnitzten Holzgriffen. Sie umringten Mlaisso und Ti-Senbi, ein Weißhaariger deutete zum Brunnen, die struppigen Hunde schnappten nach den Beinen der Esel. Karidon wartete, bis alle Männer und sämtliche Tragtiere getrunken und sich abgekühlt hatten, dann rief er:
    »Ladet die Salzkrüge ab. Und die Datteln und Feigen. Für uns – stellt die Bierkrüge ins Brunnenwasser!«
    Nach einer Weile kam Mlaisso zu ihm und murmelte:
    »Sie sind arm und harmlos. Aber sie haben von wandernden Männern gehört, die gut bewaffnet

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