Der Bronzehändler
Gebiet, in dem Wälle und Gräben gute Deckung boten. Karidon und Mlaisso, große Schilde auf dem Rücken, gingen geradeaus weiter.
»Gib Signale, Tenthape, wenn deine Männer sich verteilt haben.« Mlaisso deutete auf einen Sandkegel. »Wir rennen dorthin, wenn sie uns angreifen.«
Tenthape nickte und schlug mit der Hand gegen den Ledergurt über seinem Herzen. Langsam näherten sich Karidon und der Dunkelhäutige dem Ende eines Tales, das wie eine fahlgrüne Lanzenspitze aus den gelben und roten Streifen der zerfurchten Hänge hervorwies. In längst vergessenen Zeiten war hier viel Wasser geflossen, hatte die Flanken der Hänge gefräst und das Mitgerissene in der Talsohle abgelagert. Tief im Boden gab es genug Wasser; es wuchsen Büsche und Gräser, und jenseits der Biegung einige Spaltstammpalmen. Die Schritte knirschten im groben Sand. Es war gegen Mittag. Fern im Westen erhob sich, wie eine gewölbte Mauer, rostrot ein Sandsturm. Mlaisso, der den Schild vom Rücken nahm und die Kampfaxt aus dem Gürtel zog, blieb stehen.
»Ich glaube nicht, dass die Soldaten viel zu tun bekommen, Kari. Wir sind in der Überzahl.«
»Dein Land, Mlaisso.« Karidon schob den linken Unterarm durch die Schlaufen und packte den Griff des Schildinneren. »Du wirst wissen, was zu tun ist.«
Nebeneinander, ohne auf das rasende Rasseln der Grillen zu achten, gingen sie über das Gras, das bis zu den Wurzeln abgefressen war. Dumpfes Brüllen und Rindergeruch schlugen ihnen entgegen. Die Tiere hatten das Laub der Sträucher abgefressen und Zweige abgebrochen. Hinter den Büschen ragte das steile Gehörn von drei oder vier Dutzend Rindern in die Höhe. Zwei Feuer brannten; fahler Rauch zerfaserte in Höhe der schütteren Baumwipfel und trieb nach Süden. Mlaisso und Karidon traten aus dem Schutz der letzten Büsche heraus, ihre Augen suchten den Fluchtweg zu den eigenen Leuten, und wenige Schritte vor ihnen rissen fauchend und maunzend zwei Geparde die runden Köpfe hoch.
»Die Späher haben sich alles richtig gemerkt«, knurrte Karidon. Seine Finger schlossen sich um den Zedernholzschaft der Doppelaxt. »Weniger friedlich als vor Tagen.«
»Lass mich reden, Kari.«
»Wen sonst?«
Etwa zwanzig schwarzhäutige, hochgewachsene Männer, runde Schilde und Wurfspeere in den Händen, bildeten einen lockeren Halbkreis. Hinter ihnen warteten schweigend Frauen und Kinder. Hütten, Waffen und Kleidung wirkten ärmlicher als die der Nomaden am anderen Brunnen, aber die Männer verhielten sich kriegerischer, rannten auf die Ankömmlinge zu und blieben stehen, als Mlaisso die Arme ausbreitete und einige Sätze rief. Karidon wartete schweigend und hielt die Axt schlagbereit; er versuchte zu erkennen, ob hinter den unruhigen Geparden andere Nomaden mit Waffen auftauchten. Jenseits der Bäume sah er auf den Dünen einige Köpfe und einen Spiegel-Lichtblitz. Zwei Männer antworteten Mlaisso mit schrillen Stimmen. Während er eine beschwichtigende Geste zu Karidon machte, brüllte er: »Sie laden uns zum Brunnen ein! Kommt langsam herunter.«
»Wir haben dich gehört!« Es war Tenthapes Stimme. »Wir kommen.«
Karidon und Mlaisso deuteten mit dem Kriegskolben und der Axt zu den Hängen und Dünen. Den Soldaten war es gelungen, die Nomaden zu umgehen; sie kamen aus allen Richtungen auf den Mittelpunkt des Lagers zu. Langsam wichen die Nomaden zurück. Karidon und Mlaisso senkten die Waffen und gingen zu den Feuern und einem Mann, der zuletzt einige Befehle geschrien hatte.
Mlaisso sprach drängend auf ihn ein. Der Kreis schloss sich um die beiden Männer. Karidon sah in den Gesichtern Misstrauen, aber keine Feindseligkeit mehr. Alle Männer waren mager und sehnig, sie schienen nicht im Überfluss zu leben. Aber ihre Waffen waren scharf; sie sahen aus, als würden sie oft und geschickt benutzt. Die Brustkörbe und Schultern der Männer waren von Ranken und Linien scharfer Stammesnarben bedeckt. Noch bevor Ti-Senbi und Tenthapes Männer mit den Eseln das Lager erreicht hatten, legte Mlaisso die Hand auf Karidons Schulter und sagte kehlig, immer wieder von unverständlichen Worten unterbrochen: »Sie sind zweimal von anderen Nomaden überfallen worden. Sie sind auf dem Weg zu dem Brunnen in unserem Rücken, und von dort zum Ufer. Sie wollen mit uns handeln. Sie brauchen Salz und alles andere.«
»Und ... sie sind keine Krieger der wandernden Fürsten?«
»Sie wissen von ihm. Zwei Tagesmärsche, genau südlich – dort haben sie solche Männer
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