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Der Bronzehändler

Der Bronzehändler

Titel: Der Bronzehändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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Heck des Schnellruderers stand Steuermann Neketre und schoss in unerschütterlicher Ruhe seine Pfeile auf die schwarzhäutigen Gestalten in wehender, heller Kleidung ab. Tenthape schrie Befehle; die Rômetsoldaten rannten von den Schiffen durch aufspritzendes Wasser ans Ufer und den Hang hinauf. Die Schläfer abseits der Feuer warfen Mäntel und Decken zur Seite und griffen zu den Waffen. Karidon wich drei Soldaten aus, die neben dem Feuer im Schutz der Schilde auf die unsichtbaren Bogenschützen losstürmten, und lief durch den Sand flussabwärts. Seine Augen gewöhnten sich schnell an das wässerige Licht. Er duckte sich hinter den Schild und versuchte zu erkennen, wer Angreifer war und wer Verteidiger – er sah einen kushitischen Bogenschützen Tenthapes, zischte und winkte ihn zu sich. Der Mann stolperte auf ihn zu. Die Angreifer hatten einen Halbkreis um das Lager gebildet, nachdem sie durch die Schatten der Gräben geschlichen waren. Ihre Bogenschützen – Karidon konnte sechs Männer schemenhaft in der Deckung von Felsen unterscheiden – hatten sich gut versteckt und schossen sicher.
    Er packte den Schützen an der Schulter und deutete auf den ersten Angreifer. »Ich lauf hinter die Fremden, durch den Sand. Ziel auf die Wüstenleute, triff nicht mich!«
    Karidon hörte das Heulen der Pfeile, als er durch den Kampflärm und neben den Rômet und den Fremden in einem engen Halbkreis außerhalb des Feuerscheins über den harten Sand rannte. Er spähte über den Schildrand und holte mit dem Beil aus. Mit krachendem Schlag bohrte sich ein Pfeil ins dreifache Rindleder, der Einschlag prellte Karidons Handgelenk. Irgendwo hinter ihm war Ruderer Idris; faustgroße Kiesel aus seiner Schleuder summten durch die Luft, krachten gegen Schilde oder trafen Körper. Die Soldaten hatten einige Männer niedergeschlagen und eine breite Reihe gebildet, die sich vom Ufer und den Lagerfeuern nach außen bewegte. Vor sich sah Karidon Flammen züngeln, dann beschrieb ein Brandpfeil einen flachen Bogen und verzischte neben einem Schnellruderer im Wasser.
    Ein Wurfspeer verfehlte Karidons Schulter und fuhr in den Sand. Karidon sprang zwischen die Felsen im Rücken des Bogenschützen, der ihn nicht gehört zu haben schien. Der Lärm des Kampfes und das Geschrei übertönte seine Schritte; als er den Bogenschützen erreichte und mit der flachen Seite des Beils zuschlug, fuhr der Nehesi herum. Er ließ die Sehne los, der Pfeil bohrte sich in Karidons Schild, das Ende des Bogens stieß gegen die Schneide und kippte sie. Der herunterzuckende Hieb spaltete den Schädel des Mannes. Karidon sprang zur Seite; er sah, wie zwanzig Schritt entfernt Ptah und Tenthape, Seite an Seite, die Schilde gereckt, einen Nehesi ansprangen, der die Spitze des Pfeils auf gespannter Sehne ins Feuer hielt. Ptahs Keule traf die Schulter des Schützen, Tenthape schlug ihn nieder. Karidon stürzte über einen Körper, kam fluchend in die Höhe und schrie:
    »Ich bin's, Kari. Dort, beim Sandwall, sind die anderen.«
    »Hinterher! Die ersten rennen schon weg!«, keuchte Ptah. Das Dröhnen von Speerspitzen auf das harte Leder der Schilde und das Geschrei wurden leiser, als Tenthape, Ptah und Karidon zum winzigen Feuer hasteten, das in einem Sandtrichter brannte und den nehesischen Bogenschützen zeigte. Er hörte sie kommen und drehte sich herum; der Pfeil, an dessen Spitze ölgetränktes Stroh und Leinen brannten, heulte Karidon entgegen. Er zog den Kopf zwischen die Schultern, hob den Schildrand und fühlte dicht unter der Kante den mächtigen Einschlag. Der Schild schlug in sein Gesicht; er stolperte und sah aus den Augenwinkeln, wie Ptah die Keule schleuderte. Sie wirbelte wie ein Schwirrholz durch die Luft. Tenthape unterlief einen Hieb und schlug den Bronzeknauf der Keule gegen den Schädel des Nehesi. Als Karidon wieder auf den Beinen stand, sah er, wie die schlanke Gestalt ächzend zusammenbrach und mit den Schultern in die Glut fiel. Blut lief aus einer Kopfwunde und glänzte im fahlen Licht; Karidons Gesicht war blutüberströmt, und aus seiner Nase, die stechende Schmerzen bis hinter die Augen schickte, tropfte Blut. Er wischte mit dem Unterarm seine Augen frei.
    »Es ist vorbei. Dort rennen sie.«
    Eine lange Reihe Schwarzhäutiger flüchtete zurück in die nächtliche Landschaft. Einige rannten schnell, als wäre ihnen jeder Fußbreit des Pfades geläufig. Andere schleppten humpelnde Verwundete mit sich.
    »Nachts ist es sinnlos. Wir verfolgen sie

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