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Der Bronzehändler

Der Bronzehändler

Titel: Der Bronzehändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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den Goldhorus, dass wir im Süden für ihn gekämpft haben?« Ti-Senbi blieb im Schatten eines Palmdaches stehen. »Wie weit bist du mit den Berichten?«
    »Morgen, wahrscheinlich, hab ich die letzte Rolle vollgeschrieben. Tausret hat gesagt, dass seine Boten bis zu Nefer-Herenptah völlig sicher sind.«
    »Jedenfalls sind sie schneller als wir«, sagte Mlaisso und hob die Schultern. »Holen wir uns aus der Küche viel kaltes Henket.«
    Über den Feuern brodelten Brei und Suppen in großen Kesseln. Der Brotofen schien zu glühen. Tausret-Ameni plünderte seine Kornspeicher, um die Truppe zu versorgen; er wollte vom Goldhorus nicht ein Wort des Vorwurfs hören. Zusammen mit den Soldaten des Obersten der Festung rüstete Tenthapes Truppe die Boote aus; einige Gruppen drangen bis zur Handelsstraße vor, um zu sehen, wie sie am leichtesten zu verteidigen sei.
    Karidon ging in seinen Wohnraum, rührte Tusche an und schrieb, gedankenvoll an der Spitze eines Riedgriffels kauend, seinen Bericht zu Ende.

    Der Schatten des Segels, das sie waagrecht ausgespannt hatten, reichte bis ins Heck des Bootes an der Spitze der chad -Fahrenden. Im Bug, neben dem Piloten, sicherten zwei Soldaten mit Nehesibogen. Die Reise aus dem Land der Schattenschlinger näherte sich dem Ende; Ta-Seti und die erste Stromschnelle bedeuteten für die abgekämpften Männer, dass sie wieder in die überschaubare Ordnung Tameris eintauchen konnten wie ins kühle Wasser des Stromes. Karidon hob den Kopf, sah die menschenleeren Ufer scheinbar schneller als zuvor entlanggleiten und blickte in Tenthapes Augen.
    »Jetzt wisst ihr alles. Was ich mir zusammengewoben habe – wir werden es mit Sokar-Nachtmin und Tatji Ikhernofret besprechen. Erst dann erkennen wir, ob das Muster richtig ist: tödliches Tuch, mit dem man Chakaura ersticken kann.«
    »Ich glaube, du hast recht, Kari«, sagte Ti-Senbi.
    »Jehoumilq würde sagen, dass immer die schlimmsten Vorahnungen zutreffen.« Ptah-Netjerimaat blickte an Ti-Senbis Schulter vorbei auf den Kupferstreifen, der Mlaissos Kopftuch hielt. »Wenn man es fertiggebracht hat, den alten Amenemhet im Palast zu ermorden, kann auch das Muster richtig sein, das du gesehen hast, Bronzehändler.«
    »Nefer-Herenptah wird Nachrichten bekommen haben.« Tenthape nestelte am Verband seines Oberarms. »Hoffentlich sind sie nicht veraltet. Und nicht wirklich schlecht.«
    Hinter ihnen lief ein Boot auf eine Lehmbank. Der Kapitän fluchte, die Ruderer stemmten sich in die Riemen; ein Dutzend Männer kletterte über die Bordwand und schob das Boot in tieferes Wasser. Karidon lehnte sich zurück, schloss die Augen und versuchte sich Jehous Kanal vorzustellen.
    Am äußersten Ende der Steinaufschüttung winkten Jehoumilq und Holx-Amr. Am Kai erkannte Karidon die Horus der Brandung . Das Führungsboot glitt um das Ende des Damms und hielt auf die Festmacher aus Akazienstämmen zu. Mlaisso legte die Hände an den Mund und rief:
    »Oberster der Kanalbauer! Eine feine Fahrrinne hast du gebaut. Sogar Wasser fließt hindurch.«
    »Dummer schwarzer Kushit«, schrie Jehoumilq lachend zurück. In seinem Bart sah Karidon breite graue Strähnen. Die weißen Haare waren zahlreicher geworden, und die Sonne hatte den Kapitän schwarz gebrannt. »Hättst uns ja helfen können. Aber ihr wolltet ja unbedingt die Wunder des Südens erleben!«
    Die Begrüßung war stürmisch. Diener und Sklaven halfen den Soldaten, die Lasten von Bord zu schleppen. Nefer-Herenptahs Sänftenträger stellten den Sitz mitten auf der Mole ab. Der Fürst des Bogengaus eilte auf Mlaissos und Karidons Gruppe zu und vergaß, lächelnd und aufgeregt, seine würdige Steifheit.
    »Nehmt euer Zeug.« Er legte Ptah und Karidon die Hände auf die Schultern, »lasst euch zu den Wohnräumen führen. Alle! Ich hab ein Fest vorbereiten lassen. Kommt aus der Hitze! In einer Stunde in der Halle – wir haben, ah!, gute Nachrichten. Ich hab alles gelesen, was du geschrieben hast, Oberster der klugen Worte. Ein Tag des Glücks, euch alle zu sehen.«
    Nacheinander wurden die überladenen Boote herangerudert. Sämtliche Bewohner Ta-Setis rannten durcheinander und halfen. Jehoumilq hängte sich bei Karidon ein und blieb neben der Horus stehen.
    »Mit dem zusammengebundenen Hapifloß kommen wir sicher nach Gubla«, sagte er. »Für die nächsten Fahrten hab ich's herrichten lassen; es sieht noch schäbiger aus, aber sie haben drei Monde lang am Holz und Tauwerk gearbeitet. Und der Kanal ... du hast ihn

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