Der Bronzehändler
Nachricht, bis sie Tausret-Amenis Festung und Ta-Seti erreichten, im Epiphi oder Mesore oder während der zusätzlichen fünf Tage am Jahresende.
Karidon stapfte durch dünnen Sand; hinter ihm drängten sich Ziegen, Nomaden und Soldaten in die kalte Nacht hinaus.
Als der letzte Sand aus den Booten geschaufelt und die Hälfte der Ausrüstung verstaut waren, trafen fast gleichzeitig die Truppen Ptah-Netjerimaats und Mlaissos in den anderen Booten und zu Fuß an der Festungsruine ein. Beide hatten Gefangene mitgebracht; vier junge Häuptlinge wurden von Mlaissos Soldaten bewacht, Ptahs Späher zerrten zwei ältere Gefesselte mit sich. Karidon betrachtete ihre Waffen: runde Schilde, mehr als zwei Ellen Durchmesser, aus Holz, Flechtwerk und Leder, mit Kupferbeschlägen, schwere Bogen und lange Pfeile, wenige davon mit Kupferspitzen, seltsame spitze Dolche in Scheiden an breiten Gurten aus brandverziertem, besticktem Leder. Viele Männer hinkten und waren verbunden; nur ein Esel hatte die qualvolle Wanderung überlebt.
»Insgesamt fünf Mann haben wir begraben müssen.« Ptah wartete, bis seine Männer Waffen und Ausrüstung zu sauberen Haufen schichteten und, nachdem sie getrunken hatten, ins Wasser wateten. »Und, wenn Mlaisso die Gefangenen verhört hat, wird manch unschönes Geheimnis ans Licht des Amûn kommen.«
»Morgen brechen wir auf«, sagte Karidon laut. »So schnell wie möglich hapiabwärts. Wir können in den Booten ausruhen. Den großen Wandernden Fürsten habt ihr nicht gefangen?«
»Nein. Aber mehr als hundert Nehesi starben.« Die Stimmung der ausgemergelten Soldaten besserte sich, als sie vom bevorstehenden Aufbruch erfuhren. Geruch nach Sud und Suppe, durchmasert vom Knoblauch, wehte durchs Lager; es gab weder Bier noch Wein. Auch die Näpfe der Nomaden wurden gefüllt, Karidon schenkte ihnen den Esel und ließ die Kinder und die schwangere Frau an Bord bringen. Nach Sonnenaufgang trieben die Boote fast überladen in langer Reihe in der Fahrrinne. Mit wenigen Riemenschlägen und längs ausgespannten Segeln als Sonnenschutz zog sie die Strömung zurück nach Norden. Etwa hundert der kräftigsten Männer folgten mit den Nomaden am Ufer.
Tausret-Amenis Späher sahen die Truppe eineinhalb Tage, bevor sie die Festung erreichten. Ihre Spiegelsignale blinkten flussabwärts. Als sie eintrafen, stand alles bereit: viel dünnes Henket, frische Schurze und Schamtücher, Rasiermesser und kühle Schlafstellen. Die Gefangenen hatten sich in ihr Schicksal ergeben und wurden einzeln verhört. Meist schwiegen sie dumpf; erst als Tausret-Amenis Soldaten ihre Achseln mit glühenden Dolchschneiden versengten, antworteten sie stockend. Zwei von denen, die Kupferamulette getragen hatten, kannten die Fremden. Eine Gruppe von fünf hellhäutigen Männern mit scharfen Nasen, dunklen Augen und Bronzewaffen wanderte umher und versprach den Nomaden, dass sie ihre Herden auf die fetten Weiden der Rômet bringen würden, wenn die Herrschaft über den Bogengau und die angrenzenden Gebiete in den Händen der Stammesfürsten wäre – und wenn sie durch Überfälle auf die Transporte verhinderten, dass die Rômet Kupfer und Gold aus den südlichen Bergwerken erhielten.
Zwischen wuchtigen Lehmziegelsäulen in der Tiefe der Festungsmauern stieß Karidon mit Ti-Senbi und Mlaisso zusammen. Sie kamen, gefolgt von einigen Soldaten, aus der Richtung der Räume, aus denen Karidon die würgenden Schreie gehört hatte. Mlaissos Gesicht war aschgrau, Ti-Senbi hing schwer an seinem Oberarm.
»Ich dachte eigentlich, dass ich auf Jehoumilqs Schiff keine Wüstenbewohner mehr sehe. Jetzt muss ich zusehen und hören, wie man sie foltert.« Mlaisso schüttelte sich.
»Cabul! Widerliche Quälerei.«
»Sie haben alles gesagt, was sie wissen.« Die schlanke Kushitin flüsterte fast. »Man benutzt sie als Werkzeuge. Die Ziele der Verschwörung kennen sie nicht.«
Karidon nickte. »Wenn es stimmt, was ich denke, werden sie ebenso ausgenutzt wie andere. Dieses Gespinst ist fein gewoben, für viele Jahre und unzählige Gelegenheiten. Ich hab's euch gesagt, Ptah hat's wiederholt: die wahren Schuldigen werden wir nicht fassen.«
»Komm«, sagte Mlaisso sehr leise. »An die frische Luft. Ich halt's hier unten nicht mehr aus. Weißt du, was Tausret-Ameni mit ihnen vorhat?«
»Wenn sie überleben«, sagte Karidon und folgte ihnen die lange Rampe hinauf, »werden wir sie wohl bis Ta-Seti oder gar Itch-Taui mitschleppen müssen.«
»Als Beweis für
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