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Der Bronzehändler

Der Bronzehändler

Titel: Der Bronzehändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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gesehen: sie wollen nicht begreifen, dass ein breites, langes Loch im Sand nichts taugt. Ich hab sie so lange beschimpft, bis sie die Kanten mit Stein und Holz abgestützt haben. Es gab beinahe Ärger mit dem Zähnesammler.«
    »Es ist ein feiner Kanal, Jossel.« Karidons prüfender Blick traf Jehoumilq von der Seite. Der Kapitän sah zufrieden aus, wie ein satter, alter Kater. Das weiße Netzwerk seiner Augenwinkel zog sich zusammen, als er aus dem Schatten trat. »Wie habt ihr die Zeit verbracht, du und unser würgender Wellenreiter?«
    »War eine gute Zeit, Junge. Du wirst die schwarzen Friedhofsschwestern kennenlernen. Gute Frauen. Natürlich keine Schwestern; sehn aber drein, als würden ihnen jeden Tag ein paar Verwandte wegsterben. Sie haben nicht nur meine Nächte und die von Holx verschönert.«
    »Sondern?« Jehoumilq erwiderte Karidons schräges Grinsen.
    »Auch die Morgen und manchen Nachmittag. Kühle kushitische Haut, pralle Brüste, seidige Schenkel. Ah!«
    Karidon badete in warmem Wasser, ließ sich mit Öl massieren, rasieren und striegeln, tauschte verschmutzte Kleidung und ausgetretene Stiefel gegen frische Tücher und Sandalen und band, bevor er zur großen Versammlungshalle ging, das gefältelte Kopftuch fest. Ptah, der neben Nefer-Herenptah saß, winkte ihm; als Karidon die Anwesenden leise begrüßt hatte und sich neben ihn setzte, gab er ihm eine Shafadurolle, mit scharfen Knickkanten und mehrfach eingerissen, mit rotem Leinenband umwickelt.
    »Das Wichtigste aus dem Norden, Kari. Nefer hat es uns schon vorgelesen.«
    Karidon knotete das Bändchen auf und las.

    SOKAR-NACHTMIN, HEERFÜHRER DES GOLDHORUS, schreibt dies an Nefer-Herenptah, das treffliche Dutzend der Horus und Freund Karidon von Kefti – mit drei Boten.

    Millionenfache Grüße, ewiges Wohlergehen und Gesundheit. Fürst Nefer-Herenptah wird Befehle und Lobpreisung mit anderen Briefen aus dem Großen Haus und, zur Sicherheit, mit zweitem und drittem Boten erhalten. Euch allen nur das Wichtigste: der Östliche Harpunengau, der Schenkelgau, der Vordere Königsknabengau und die Gaue »Beherrscher des Anzeti« und des »Schwarzen Stieres« sind in der Hand des Goldhorus. Der Kanal von Pa-Beseth, Bastet sei Lob, und somit der Weg zu den abtrünnigen Retenu, ist frei. Die Gaufürsten: gefangen. Der Palast füllt sich mit den Söhnen und Töchtern der Unbotmäßigen und aller, die mit ihnen waren. Die Faustpfänder für Gesetzestreue und Botmäßigkeit werden im Palast erzogen und ausgebildet. Chakaura lächelt grimmig und zufrieden über eure Botschaften aus Wawat. Ich nicht. Mich hat's böse am Arm und Schenkel erwischt, aber ich renne schon wieder jeden Morgen dreimal um den Palast. Merire-Hatchetef, unser demütiges Priesterlein, ist jetzt Vorsteher der Tempelländereien in Itch-Taui. Hat er's euch schon geschrieben?

    Tatji Ikhernofret überhäuft mich mit Lobpreisungen und goldenen Fliegen. Meine Soldaten sind todesmutig und siegreich. Goldhorus Chakaura, er lebe ewiglich, hat noch nicht beschlossen, wohin er mich und die Truppen schicken soll. Er wartet, wie viele Arbeiter in der Jahreszeit Achet zusammenkommen, um sein Sehedhu-Bauwerk und das seiner Mutter und der Schwestern, Tempel, Häuser und Kornspeicher in Itch-Taui zu bauen und in den Gauen, die ihm wieder gehorchen. Kommt bald, ihr Tapferen, denn wir brauchen viel gutes Nechoschet, auch für Waffen. Wenn ihr chad rudert, werden euch meine Truppen im Südlichen Iwni begrüßen; sie stehen in Men'at-Chufu, Henenu-Nesu und entlang des Kanals nach Itch-Taui.
    Das schreibt euch Sokar-Nachtmin, Anführer der Goldhorus-Truppen, der die Ufer und Gaue sichert für den, der sie neu schuf: ihr werdet es sehen.

11. Pfeile aus dem Schilf

    Der Nordwind, auf den Dächern in großen Öffnungen eingefangen, strömte durch vielverzweigte Kanäle ins Innere der Gebäude und kühlte sie. In Nischen, hinter Holzrahmen, mit dünnem Leinen bespannt, standen unglasierte Tonkrüge, an denen Wasser verdunstete. Karidon bewegte seine Schultern im sanft fächelnden Luftstrom. Holx-Amr, der gegenüber von Nefer-Herenptah saß, sprach leise mit einer hochgewachsenen Kushitin, aus deren Gesten und Gesichtsausdruck Karidon Missmut und Lustlosigkeit las. Als der Steuermann seine Hand auf ihr Knie legte, lächelte sie breit. Nefer-Herenptah blickte sich um, rammte das Messer in ein Holzbrett und beschrieb mit dem Arm einen Halbkreis.
    »Es ist alles besprochen worden. Was in Sokar-Nachtmins Brief stand,

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