Der Bronzehändler
Steuereinschätzern und Schreibern des Großen Hauses oder ihres Gaufürsten eingezogen wurden, änderte nichts an ihrem Leben. Viele Grabstätten von Gaufürsten oder deren Familienangehörigen, an denen während des Tybi und Mechir viele hundert Arbeiter gemauert und gehämmert hatten, strahlten gelbweiß am Westufer. Ptah entdeckte drei neue Tempelfassaden und, im Sand liegend, Dutzende schwerer Säulen.
»Ich atme erst auf«, sagte Jehoumilq, »wenn wir die Schleusen hinter uns haben. Und dann, Söhnchen – geht's weiter mit dem langweiligen Bronzehandel!«
»Langeweile mit Schiffbruch«, knurrte Ptah. »Cabul!«
Eine Stunde vor Sonnenuntergang, am linken Ufer im Gau des Großen Landes, sahen die Lotsen hinter einem Streifen abgesichelten Schilfs die Einfahrt zu einem Nebenarm, der genügend Wasser führte. Der Pilot der Horus deutete nach links und rief halb singend: »Beim Ptah von Men-nefer. Ein guter Platz für die Nacht, Karidon.«
Karidons Blicke richteten sich auf das Land links des Riedstreifens. Er nickte und drehte sich langsam um.
»Halt drauf zu.« Er lief ins Heck, winkte dem nachfolgenden Boot und sagte zu Jehoumilq:
»Wir haben einen sicheren Platz für die Nacht. Die Horus bleibt, links von den Tamarisken, am Ankerstein. Die Boote sollen ins Schilf. Knapp eine Stunde, Jehou.«
»Klingt gut. Ich dreh das Schiff nicht; Ankerleine über Heck.« Während Jehoumilq den Soldaten zurief, den Ankerstein ins Heck zu schleppen, lief Karidon zum Lotsen und beschattete mit beiden Händen die Augen. Die Horus glitt näher, die Steuerbordriemen arbeiteten, dann an beiden Seiten, und als Jehou befahl, gegen die Strömung zu rudern, schrie Ptah auf. »Im Schilf. Boote. Sie greifen uns an!« Der Bug eines Bootes ohne Mast schob sich zwischen den Schilfhalmen hervor. Die Paddler arbeiteten mit ganzer Kraft; das Boot bahnte sich den Weg durch das knisternde Ried. Karidon sah hinter den Halmen bunte Schilde, Speere und Bogenschützen. Er drehte sich herum und brüllte:
»Soldaten an Deck. Rudert, Männer. Zurück in den Strom, Jehou! Schnell!«
Im Bug des ersten Bootes hinter der Horus stieß ein Unterführer in die Trompete. Karidon riss die Knoten über der Axt und dem Bogen auf, Ptahs Arm schob sich zwischen die Schildgriffe, und Bewaffnete kletterten und sprangen zwischen den Ruderbänken heraus. Einige Pfeile heulten aus dem Bug des ersten Bootes heran, hämmerten in die Bordwand und rissen knirschend Löcher ins Segel. Karidon zog die Bogensehne weit aus und traf den gegnerischen Schützen in die Brust. Die Horus steuerte nach rechts. Hinter dem ersten Angreifer, ebenfalls mit mehr als drei Dutzend Ruderern und Soldaten bemannt, kamen zwei schmale, lange Boote aus dem Nebenarm herausgeschossen, ein drittes versuchte weiter stromabwärts der Horus den Weg abzuschneiden. Jehoumilqs Schiff glitt am Bug des ersten Angreifers vorbei.
Von beiden Seiten flogen Speere und Pfeile, prallten von den Planken und der Bordwand ab, schlugen in die Schilde oder zischten ins Wasser. Ein Brandpfeil zog eine schwarze Rauchspur hinter sich her und schnitt durchs Segel. Karidon sah aus dem Augenwinkel, wie sich der Brandkreis im zunderdürren Stoff ausbreitete, löste die Sehne und ließ den Bogen fallen, ohne zu schauen, ob er getroffen hatte. Die Männer auf den Schiffen schrien. Die eigenen Boote hatten aufgeholt, die Horus war schneller geworden und glitt aus der Reichweite der gegnerischen Geschosse. Karidon packte die Axt und hieb, während Flammen im Segel nach allen Seiten züngelten und handgroße, glühende Fetzen auf die Männer herunterschaukelten, auf die Spanntaue ein.
»Nehmt zwei Riemen. Kippt das Segel nach Backbord! Reißt es herunter!«, brüllte Jehoumilq, packte beide Pinnen und steuerte das Schiff wieder zum Rand des Schilfs. »Schnell!«
Karidon durchschlug ein Tau neben dem Mast, hastete zwischen den Soldaten zum Heck, duckte sich unter den schwelenden Fetzen und sah, wie die Männer das Segel zur Seite rissen. Die Riemenenden und Planken zerbrachen prasselnde Schilfhalme, Rauch zog entlang des Decks, die Riemen hoben die brennenden Stoffreste hoch und kippten sie über die Bordwand, als die Axtschneide das letzte Tau durchschlug und im Holz steckenblieb.
Die brennenden Reste glitten von den schnell arbeitenden Riemenblättern zur Seite und entzündeten das dürre Schilf. Rasend schnell breiteten sich knisternde Flammen aus. Rauch brodelte in die Höhe, als die Boote von Ta-Seti weit über die
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