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Der Bronzehändler

Der Bronzehändler

Titel: Der Bronzehändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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schrieb auch Ikhernofret. Ich soll dafür sorgen, dass die Horus und alle Soldaten bald sicher an den Kanalschleusen sind. Der Goldhorus im Per-Ao hat darüber hinaus verfügt, dass, wenn er es befiehlt, jeder Mann im ganzen Hapiland sich dem königlichen Heer anzuschließen hat.« »Das ist neu«, sagte Ptah-Netjerimaat. Anführer Tenthape lachte scharf. »Das ist sehr gut! Der Befehl kostet die Gaufürsten ihre Macht. Aber er wird entlang des Hapi schwer durchzusetzen sein.«
    »Deswegen soll die Horus mit guten Bogenschützen besetzt und von meinen Booten geschützt werden.« Der Gaufürst wartete, bis die Speisen und Schalen von seinem Tisch weggeräumt waren. »Ich hab euch berichtet, was ich weiß. Eure Botschaften sind, selbstverständlich, weitergeleitet worden. Suenet und der Sepat, dem Chertihotep vorsteht, sind sicher, und weiter hapiabwärts sind die Boten in die Wüste ausgewichen.«
    Mlaisso und Jehoumilq verständigten sich mit Handzeichen. Der Kapitän ließ die Schulter seiner Gefährtin los, stand auf, verbeugte sich.
    »Wir danken für deine überaus große Gastfreundschaft, Fürst. Die Horus kann übermorgen ablegen. Sag uns, wann deine Männer bereit sind. Bald erscheint Sepedet über dem Horizont, die Flut kommt; es eilt also.« Er grinste Holx-Amr und Karidon an. »Möge unser Umgehungskanal die erste große Probe bestehen! Was mich und Holx angeht, so war die Zeit in Ta-Seti eine lange Reihe köstlicher Tage und Nächte.«
    Er setzte sich und legte liebkosend die Hand auf den langen Nacken der verdrossen dreinblickenden Nehesi; sie straffte den Rücken, hob lächelnd die Brüste und fuhr mit der Zunge über die Lippen. Nefer-Herenptah verzog sein Gesicht, presste die Lippen aufeinander und sagte:
    »Die Männer, die aus dem Schattenschlingerland zurückgekommen sind, preisen diese Zeit weniger begeistert. Der Wächter des Tores zum Süden dankt ihrem Mut und der Kraft, mit der sie Entbehrungen auf sich genommen haben; die wenigen, die ins Schattenleben eingingen, sind würdig begraben worden.«
    Er winkte den Musikern. Dienerinnen brachten Früchte und frisches Henket. Nach einer Weile, als er sich unbeobachtet fühlte und zugesehen hatte, wie Holx und Jehoumilq mit Taja und Senai schäkerten, den Friedhofsschwestern, ging Karidon hinter den Säulen aus dem Saal, stieg aufs Dach und suchte am Nachthimmel den Angelstern und, im Osten, den Sepedet, der die Flut ankündigte.

    Vom Morgengrauen bis zum letzten Tageslicht trieben die Boote, die Horus an der Spitze, durch die schmal gewordene Lebensader des Landes. Die kupferne Sichel des zunehmenden Mondes schwebte über dem dürren Schilf, in dem sich die Boote nachts versteckten, in sicherer Entfernung von den Uferstädten. Hinter den Bordwänden und unter Deck lagen die Waffen bereit; Karidon und Ptah standen im Bug und beobachteten die Ufer. Die geschäftige Ruhe zwischen Ta-Seti und Suenet im Süden und Henenu-Nesu bei den Schleusen zum Itch-Taui-Kanalnetz erschien den Männern und Ti-Senbi trügerisch; an den Stellen, die ihnen gefährlich vorkamen, in den Gauen der Unbotmäßigen, ließ Jehoumilq die Riemen einsetzen, und zwei Männer mussten Untiefen und Sandbänke ausloten. Bauern, Hirten, Kanalarbeiter oder Fischer, Binsenschneider und schwirrholzwerfende Entenjäger, die an einigen Flussstrecken zurückgewinkt hatten, schienen entlang anderer Uferstreifen missmutig und bedrückt ihrer Arbeit nachzugehen.
    »Eine seltsame Friedlichkeit!« Jehoumilq hatte seinen Platz neben dem Doppelruder verlassen und hielt sich an der Bordwand fest. »Wie damals, als wir flussaufwärts gingen. Habt ihr irgendwo Soldaten gesehen? Oder große Schiffe?«
    Das Segel, als Sonnenschutz ausgespannt, flatterte in langen Falten. Karidon schüttelte den Kopf und berührte den Griff der Doppelaxt, die neben dem Bogen und dem Köcher festgezurrt war.
    »Niemanden«, sagte Ptah. »Wenn sie glauben, wir wären Späher des Goldhorus, werden sie ihre Bewaffneten sorgfältig verstecken.«
    »Und wo sind die Schiffe?«
    »Jedenfalls nicht im Wasser; bisher.«
    »Ich trau diesem Frieden nicht. Cabul!« Jehoumilq spuckte aus. Im schwachen Kielwasser folgten die vier Boote, nicht weiter als einen Bogenschuss voneinander entfernt.
    »Niemand traut der Ruhe.« Karidon starrte zum Ufer: die gleichen Bilder wie seit dreizehn Tagen. »Wird Zeit, dass Sokar-Nachtmin nach Süden marschiert.«
    Die Bauern arbeiteten wie jedes Jahr vor dem Beginn der Flut. Ob ihre Abgaben von den

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