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Der Bronzehändler

Der Bronzehändler

Titel: Der Bronzehändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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gesalzenes Brot bringen, Bratenstücke und Lauch und las lange in den Abschriften von Karidons Berichten. Kurz vor Mittag schickte er nach Ikhernofret. Als der Tatji vor ihm saß, sagte Chakaura leise:
    »Während der Überschwemmung sollen alle Schiffe, die der Oberste der königlichen Flotte finden kann, nach Itch-Taui gebracht werden. Desgleichen alle Ruderer und Soldaten. Wenn die Männer der Gaufürsten mit der Aussaat beschäftigt sind, rudern wir hapiaufwärts und machen einen Gau nach dem anderen botmäßig. Schick mir Sokar-Nachtmin, Freund. Noch vor dem Aufgang des Sepedet wird der Goldhorus auf göttlichen Rat ein Drittel der Tempel-Goldschätze einziehen; für Waffen, Bronze und Zedernholz. Die Obersten Priester, die das Gold bringen werden, sind in dieser Zeit gezwungen, die karge Gastfreundschaft derjenigen Tempel in Men-nefer und Itch-Taui aufzuzehren, die auf hapisicheren Hügeln stehen.«
    Je länger Ikhernofret zuhörte, desto freundlicher war sein Lächeln geworden. Er wedelte eine Fliege vom Handgelenk, sein Lächeln erlosch, und er sagte: »Willst du es mit so vielen neuen, innigen Freunden gleichzeitig aufnehmen, Goldhorus? Ein Drittel des Goldes? Genügt nicht ein Zehntel? Wer weiß außer mir vom Kriegszug?«
    »Niemand, und dabei soll es bleiben. Gebt verwirrende, wenig sinnvolle Befehle. Wenn ich mich mit den alten Priestern anlege, dann lieber einmal wegen des Drittels als zehn Jahre lang wegen eines Zehntels. Man köpft einen Gaufürsten auch nicht dreimal.«
    Ikhernofret lachte wie über einen derben Spaß.
    »Richtig. Aber ...«
    Chakaura hob die Hand und lächelte kaum wahrnehmbar.
    »Schick mir Nachtmin, Userhet und diesen alten Bogenschützen Peser. Sehr bald, bitte. Und, danach, Karidon; wenn er nicht im Gästehaus ist, dann bei Parennefer oder, wahrscheinlicher, bei meiner Schwester.«
    »Ich eile, Göttlicher. Die Boten des heutigen Tages, wenn ich deine Miene richtig deute, sollen Osen-Ra und ich abfertigen?« Ikhernofret stand auf, verbeugte sich und zog an den Enden des Halsschmucks, bis er gerade hing. »In deinem Gesicht, Goldhorus, glaube ich Kälte, Entschlossenheit und Zuversicht zu erkennen, die ich vorgestern noch nicht sah. Jahr Zwei des Chakaura?«
    »Ich habe ... deine Augen werden von Mond zu Mond schärfer als die Schneide meiner Klugheit! – im Tempel hab ich erfahren, auf seltsame Weise, als Zeichen der Götter, dass der Starke, wenn er schwankt, umgestoßen wird, auch von seiner eigenen Befindlichkeit. Darum werde ich alles Unangenehme, wenn es nötig ist, schnell und hart ausführen lassen.« Er machte die Geste einer zuschlagenden Kampfaxt. »Dich und meine jungen Männer bitte ich, mich zu beraten, wenn es denn zu schnell sein sollte.«
    »Solange es nur die goldene Spitze des Sehedhu-Gebäudes betrifft, die Mächtigen im Palast und den Gutshöfen« – Ikhernofret formte ein Dreieck in der Luft und führte eine waagrechte, sägende Bewegung aus – »wird das Volk jubeln, sich begeistert im Hapischlamm wälzen und dich endlos lange lobpreisen.«
    »Ich denke daran. Tameri besteht aus Millionen Arbeitern und wenigen Priestern, Gaufürsten und Steuereintreibern.«
    Er nickte Ikhernofret zu und ordnete Schreibrollen, bis Sokar-Nachtmin hereingeführt wurde, sich zu Boden warf und, nachdem man Henket gebracht hatte, sich setzte.
    »Man hat gehört, Feldherr, dass dein unübertrefflicher Bogenschütze eine Taube mit sicherem Pfeilschuss getroffen hat. Die Botschaft, die sie mit sich trug, zu einem Tempel, dessen Standort wir nicht kennen, war harmlos.«
    Sokar nickte. Unterführer Userhet wurde hereingebracht; nach einer Pause sprach Chakaura weiter.
    »Ihr sollt mit den besten Bogenschützen den Tempel überwachen. Auch nachts. Würdet ihr den Botenvogel treffen, wenn er aus den Augen der Priester verschwunden ist, es wäre besser. Lassen sie ihn nachts auffliegen, bringt Ikhernofret die Botschaft, den Vogel und den Priester mit dem Käfig.«
    »Ja, Herr. Peser und andere werden wachen.« Userhet flüsterte. »Du befürchtest, die Botschaft ist nicht harmlos?«
    »Nur die Götter wissen, wie sie lautet. Mag sein, dass den Mächtigen in anderen Tempeln und im Großen Haus die Worte missfallen.«
    Chakaura hob den Becher. Sokar-Nachtmin blickte ihn erwartungsvoll an. Am Schenkel und über der Schulter trug er noch schmale, weiße Leinwandstreifen.
    »Beratet euch, Gefährten des Goldhorus: in den Städten und Gauen, auf die wir zählen können, sollen so viele

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