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Der Buddha aus der Vorstadt

Der Buddha aus der Vorstadt

Titel: Der Buddha aus der Vorstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanif Kureishi
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jemand zu. Ein anderer schüttelte seine Hände wie leere Handschuhe, öffnete seinen Mund, so weit er konnte, streckte die Zunge heraus und ließ seine Augen hervorquellen, als wäre er ein wasserspeiender Gnom.
    Eva wandte sich an meinen Vater und machte vor ihm eine
    Verbeugung im japanischen Stil. »Mein guter und teurer Freund Haroon hier wird uns den Weg zeigen. Den Pfad der Erleuchtung.«
    »O gottverdammte Scheiße!« flüsterte ich Charlie zu und dachte daran, daß Dad nicht mal den Weg nach Beckenham finden würde.
    »Sieh zu, sieh genau zu!« murmelte Charlie und hockte sich hin.
    Dad saß am anderen Ende des Zimmers. Alle sahen ihn aufmerksam und erwartungsvoll an, nur die beiden Männer neben mir warfen sich einen Blick zu, als wollten sie gleich losplatzen. Dad sprach langsam und selbstsicher. Seine Nervosität war offensichtlich verschwunden. Er schien zu wissen, daß er ihre Aufmerksamkeit besaß und daß sie seinen Worten gehorchen würden. Dabei hatte er dergleichen zuvor nie getan, da war ich mir sicher. Er würde improvisieren müssen.
    »Heute abend werden Sie etwas erleben, das Ihnen guttun wird. Es wird Sie vielleicht sogar ein wenig verändern oder doch zumindest bewirken, daß Sie sich gern verändern möchten, um alle Ihre Möglichkeiten, die Sie als menschliche Geschöpfe besitzen, entfalten zu können. Doch eines dürfen Sie nicht machen: Sie dürfen sich nicht dagegen sträuben. Sich gegen Ihre Erfahrungen zu sperren ist so, als wollten Sie mit angezogener Handbremse Auto fahren.«
    Er schwieg. Alle Augen ruhten auf ihm.
    »Wir werden mit etwas Bodenarbeit beginnen. Bitte spreizen Sie Ihre Beine!«
    Sie spreizten die Beine.
    »Heben Sie Ihre Arme!«
    Sie hoben die Arme.
    »Atmen Sie jetzt aus, und beugen Sie sich zu Ihrem rechten Fuß vor!«
    Nach einigen elementaren Yoga-Positionen ließ er alle sich auf den Rücken legen. Zu seinen sanften Anweisungen entspannten sie ihre Finger, einen nach dem anderen, dann ihre Handgelenke, dann die Zehen, die Fußgelenke, die Stirn und seltsamerweise auch die Ohren. Dad verlor keine Zeit, zog sich Schuhe und Socken aus und dann - ich hätte es mir ja denken können - auch sein Hemd und das weiße Netzhemd. Er glitt durch den Kreis der Träumer, hob dort einen lockeren Arm, hier ein Bein und prüfte ihre Verspannungen. Eva, die auch auf dem Rücken lag, beobachtete ihn aus einem vorwitzigen, sich langsam immer weiter öffnenden Auge. Hatte sie je in ihrem Leben eine so dunkle, harte, haarige Brust gesehen? Als Dad an ihr vorbeischwebte, berührte sie seinen Fuß. Der Mann im schwarzen Kord konnte sich nicht entspannen, nicht die Spur. Er lag da wie ein Holzbündel, die Beine übereinandergeschlagen, eine brennende Zigarette zwischen den Fingern, und sah nachdenklich an die Decke.
    Ich zischte Charlie zu: »Laß uns hier verschwinden, bevor wir auch noch hypnotisiert werden wie diese Idioten!«
    »Ist das nicht einfach faszinierend?«
    Auf dem oberen Treppenabsatz stand eine Leiter, die in Charlies Mansarde führte. »Leg bitte deine Uhr ab!« sagte er. »In meinem Reich spielt Zeit keine Rolle.« Also legte ich meine Uhr auf den Boden und kletterte zur Mansarde hoch, die so groß wie der gesamte Dachboden war. Charlie hatte diesen riesigen Raum für sich allein. Die schrägen Wände und die niedrige Decke waren mit Mandalas und langhaarigen Köpfen bemalt. Sein Schlagzeug stand mitten im Zimmer. Seine vier Gitarren - zwei akustische und zwei Stratocaster - standen aufgereiht an der Wand. Überall lagen große Sitzkissen, Platten stapelten sich, und die vier Beatles aus der »Sergeant-Pepper«-Zeit hingen wie Götzenbilder an der Wand.
    »In letzter Zeit was Gutes gehört?« fragte er und zündete eine Kerze an.
    »Yeah.«
    Nach der Gelassenheit und Stille im Wohnzimmer klang meine Stimme lächerlich laut. »Das neue Album von den Stones. Ich habe es heute im Musikklub aufgelegt, und die Jungs drehten beinahe durch. Sie haben sich die Jacken und Schlipse vom Leib gerissen und getanzt. Ich hab auf dem Tisch gestanden. Es war wie bei einem verrückten, heidnischen Ritual. Mann, du hättest dabeisein sollen!«
    Als ich Charlies Blick sah, war mir sofort klar, daß ich mich wie ein Tier, wie ein Philister, wie ein Kleinkind verhalten hatte. Charlie warf sein schulterlanges Haar zurück, sah mich einige Male nachsichtig an und lächelte dann.
    »Ich glaube, es ist an der Zeit, mein Freund, daß du deine Ohren an etwas wirklich Erquickendem labst.«
    Er

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